richte kunstgeschichtliche Abbildungen den historischen Vortrag an passen- den _Stellen erläutern würden. lch glaube, dass die damals gesprochenen Worte Kinkel's nicht ganz spurlos vorübergegangen sind. Zudem hat die Kunstgeschichte einen solchen Aufschwung genommen, dass ihre Bedeu- tung weder von Gelehrten nochvon Künstlern verkannt wird. Die Geschichtsschreiber nehmen jetzt viel mehr von den kunstgeschicht- lichen und archäologischen Resultaten in ihre Lehrbücher auf, als es früher der Fall war. Die jüngst erschienene Geschichte der deutschen Literatur von König verdankt ihren colossalen Erfolg der Aufnahme von Illustra- tionen in den Text nach jener Methode, welcher der kunstgeschichtliche Congress vorgeschlagen hat. Es würde viel zu weit führen, wenn ich all" die Publicationen anführen wollte, welche dieses kunsthistorische Illustra- tionsprincip acceptirt haben, wie z. B. Wilhelm Oncken's Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen, L. Stacke's Deutsche Geschichte u. s. f. Die Seemann'schen Bilderbogen und die von Professor Langl bei Hölzel herausgegebenen "Bilder zur Geschichten und Werke ähnlicher Art haben schon sehr viel dazu beigetragen, den Lehrern der Geschichte an allen Mittelschulen die Bedeutung wissenschaftlicher Kunstillustrationen nahe zu legen. Auch die Lehrer der classischen Sprachen an den genannten Anstalten werden sich bequemen müssen, auf die Resultate kunstwissen- schaftlicher und archäologischer Forschung viel mehr Rücksicht zu nehmen. Es wird gewiss nur wenige Lehrer der griechischen Sprache geben, die bei Erklärung des Herodot auf die Hinweisungen von Illustrationen verzichten oder die bei'Erklärung einer Sophokleischen Tragödie sich nicht die Muße nehmen, ihren Schülern den scenischen Apparat mit Hin- weisung auf die Abbildungen der vorhandenen Monumente anschaulicher zu machen. Es ist gewiss die schönste Frucht der heutigen erhöhten kunstwissenschaftlichen und archäologischen Bewegung, dass es keinen gebildeten Lehrer an Realschulen und Gymnasien mehr geben wird, der an diesen erschlossenen Schätzen der Kunst und des Alterthums seinen Schülern gegenüber gleichgiltig vorüber gehen könnte. Wieviel oder wenig er davon in seine Vorträge herüber nimmt, hängt von seinem Tacte ab und von dem Umfang des Lehrapparates, welcher dem betreffenden Gymnasium oder der Realschule zur Verfügung steht. Der kunstwissen- schaftliche Apparat, welcher gegenwärtig den Schulen zur Verfügung steht, ist im Verhältniss zu den großen Fortschritten der graphischen und pla- stischen iVervielfältigungsmethoden noch mangelhaft und nothdürftig." Es ließe sich Numismatik, Sphragistik und Gemmenkunde leicht in einen solchen Apparat hereinzichen, speciell mit Hilfe der Galvanoplastik. Aber wer hat gegenwärtig die Muße und die Mittel, einen voll- ständig entsprechenden Apparat herzustellen? Was nun den geforderten kunstgeschichtlichen Uebersichtscurs betrifft, so gibt es dazu gegenwärtig ausreichende Bücher für Schüler und für Leh- rende um sich zu orientiren; aber ein solch' übersichtlicher Kunst-