Ueberhaupt ist es auffallend, dass die Kunstindustrie, die man doch heute allerorten als den ersten Anziehungspunkt einer jeden Ausstellung betrachtet, hier von Seite der Installation so höchst stiefmütterlich behan- delt worden, dass man - fast verstimmt wird. Was sie rettet und sie dennoch zur Geltung bringt, das ist einerseits die Güte der Gegenstände selber, andererseits jene specielle Abtheilung, welche vom Vereine für Kunstindustrie hervorgerufen und mit ordnendern Sinne geleitet und ein- gerichtet worden. Es ist die einzige Abtheilung, welche von obenher, von der Gallerie aus betrachtet, sich gut ansieht. Was diese Abtheilung enthält, sind vorzugsweise die Arbeiten fremder Länder oder wenigstens nicht Landesproducte. Sehr instructiv ist der Orient nach den verschiedenen Ländern und ihren verschiedenen Erzeug- nissen vertreten - eine hübsche Uebersicht, zu welcher das orientalische Museum in Wien das Material geliefert hat. Venedig hat dazu seine Gläser gesendet, vertreten durch Salviati mit den zierlichen Trinkgefäßen, durch Candiani mit den Nachbildungen antiker Gefäße und edleren Steinarten. Von Spanien selbst sind tauschirte Arbeiten gekommen, von Norwegen Holzschnitzereien; eine grössere Sendung scandinavischer Gegenstände, die bereits unterwegs war, mußte sogar abbestellt und zurückgesendet werden aus Mangel an Platz! War wirklich mit gutem Willen kein Platz mehr zu beschaffen? Man glaubt es kaum. Zu dieser Abtheilung sind auch die Adressen zur silbernen Hochzeit des Allerhöchsten Kaiserpaares gekommen, und endlich hat auch das österreichische Museum mit den Arbeiten seiner Ciselirschule einen Beitrag gestellt. Einzelne Wiener F abricanten schließen sich daran. Dass die Wiener Fabrication nicht so zahlreich und bedeutend ver- treten ist, als es vielleicht erwartet worden, davon liegt die Ursache in der gleichzeitigen Wiener Ausstellung, denn nicht Jedem ist es möglich, an zwei Orten zugleich so wahrhaft glänzend aufzutreten wie die Firma Philipp Haas u. Söhne in Wien und Graz. Aber viele andere und gute Namen stehen ihr zur Seite. Da ist auf dem gleichen Gebiete Carl Giani, in der Goldschmiedekunst C. Lustig, in Spitzen Arnold und Bollarth, in Glas J. u. L. Lobmeyr, desgleichen Reich u. Comp., im Porzellan Haas u. Czizek, Fischer von Herend, in geschmiedetem Eisen V. Gillar, in Möbeln lrrnler, Ludwig, Schmitt, Jaray 'und Andere. Wir nennen die Namen, enthalten uns aber hier, wo sie ja nicht mit der vollen Kraft er- schienen sind, einer Schilderung ihrer ohnehin meist wohlbekannten Leistun- gen. Zudem, wir gestehen es, sind wir nicht nach Graz gegangen, die Wiener zu sehen, sondern was Graz selber, was die Steiermark, was das österreichische Gebirge an Arbeiten der Kunstirrdustrie hervorbringt. Diesem galt und gilt unser erhöhtes Interesse. ln einem Punkte wären wir freilich enttäuscht worden, wenn wir viel erwartet hätten. Was nationale, landeseigenthümliche Hausarbeit betrii-Tt, wie sie sich anderswo, zumal in slavischen und nordischen Ländern noch