331 Erst derjenige, der die Ausführbarkeit seiner Entwürfe auf Grund prak- tischer Erfahrungen aus einer Werkstätte zu beurtheilen weiß, wird sein künstlerisches Können vollends zu verwerthen im Stande sein. Glück- licherweise bricht sich diese Ansicht unter unseren lndustriellen bereits immer mehr Bahn; mehrere, darunter z. B. ein Tischler, ein Goldschmied und ein Glaswaarenfabrikant entsendeten ihre Söhne zur Ausbildung an unsere Anstalt und gerade diese zeugen durch ihre Leistungen am meisten für die Ersprießlichkeit des Lehrganges. Nicht unerwähnt kann die Ausstellung der Abtheilung für Keramik und verwandte Fächer bleiben. Von den} verschiedenen daselbst gleich- mäßig gut geübten Techniken verdient vor Allem der Versuch mit Unter- glasmalerei nach Art der alten venezianischen Arbeiten besonders hervor- gehoben zu werden. Und schließlich der Cursus für Spitzenzeichnen, die jüngste Abtheilung unserer Kunstgewerbeschule, sie hat durch eine emi- nente Ausstellung bewiesen, wie schnell sie ihren älteren Schwestern nachwächst. Eine Denkschrift des preußischen Unterriehtsministariums ber gewerbliche Fachschulen. Bekanntlich ist in Preußen seit ungefähr zwei Jahren die Cuncen- tration des gesammten gewerblichen Bildungswesens im Unterrichtsrnini- sterium durchgeführt, und bemüht sich die in solcher Weise geschaffene Centralstelle eine einheitliche Organisation sämrntlicher theils vorn Staate, theils von anderen Interessenten erhaltenen Fachschulen herbeizuführen. Aus diesen Bestrebungen ist eine vom geheimen Ober-Regierungsrath Karl Lüders verfasste Denkschrift über die Entwicklung der gewerb- lichen Fachschulen in Preußen während der Jahre 187g und 1880 her- vorgegangen, welche sich wiederholt mit den ähnlichen Institutionen in Oesterreich beschäftigt. Wenn die dabei mehrfach zu Tage tretende Anerkennung unserer Bestrebungen einerseits geeignet ist, mit Befriedigung zu erfüllen, so verdient anderseits die ungemein zutreffende Kritik, welche bei aller von einer ofiiciellen Schrift zu beobachtenden Zurückhaltung nicht ganz vermieden werden konnte, unsere ernste Beachtung. Wir sehen uns dazu umsomehr veranlasst, als sich der Bericht im Ganzen den öster- reichischen Bestrebungen gegenüber äußerst wohlwollend verhält, ja sie in mancher Hinsicht mit der Absicht anführt, in Preußen zur Nacheife- rung anzuspornen. Dies ist der Fall bei Erwähnung der bedeutenden Summen, welche in Oesterreich auf Staatsstipendien für Schüler der Gewerbe- und Werkmeister-schulen verwendet wird. Dies erkennen wir ferner in dem Hinweis auf die vom Unterrichtsministeriurn 1876 in's Leben gerufene Fachschule für Ciseliren und Treiben, und endlich an allen Stellen, wo von dem Aufwande an Kraft und Geldmitteln die Rede ist, 8.