339 tere Arbeit, als auf dem losen Emailpulver der Alten, - und das Ver- schmelzen der Farben, die glücklich die alten imitiren, aber auch in viel reicherer Zahl zur Verfügung stehen, das Verschmelzen derselben wird in moderner Weise durch einen Ueberzug einer harten, durchsichtigen Fayenceglasur bewirkt, die, nach modernen Principien aufgebrannt, das Werk weit sicherer gelingen lässt. Ginori leistet in der Technik wirklich Meisterhaftes. Die großartige Ausstellung Ginori": im Jahre 1878 zu Paris konnte ganz den Eindruck einer kostbaren Altmaiolika-Sammlung machen. Jedes Muster, jede beson- dere Technik der Alten war da vertreten: die schönen Urbinogefäße mit den Grotesken auf weißem Grunde, die Copien nach Orazio Fontana, die Gubbioschüsseln mit dem von Ginori zuerst wiedergefundenen Rubinlüster des Maestro Giorgio, die hispanisch-maurisehen Lüstergefäße, bis zu der plastischen Majolika nach Luca della Robbia. Seine technische Ueberlegenheit über die Alten, die ganze Kraftfülle der durch die neuere Farbenchemie ganz und gar vervollständigten Pa- lette zeigte Ginori an einem Gemälde auf einer großen Amphora, das eine getreue Copie des großen und herrlichen Frescobildes Guido Reni's im Palaste Rospiglioso in Rom vorstellte. Die Preissätze, die Ginori allen seinen Werken gibt, sind freilich auch staunenerregend; dass sie möglich, ist ein gutes Zeichen für den Kunstsinn unserer Zeit', zugleich auch der Beweis, wie Ginori die Kunst zu schätzen weiß - nämlich seine eigene. Die echte, einst so stolze Majolika spielt heute eine untergeord- nete, eine traurige Rolle, sie ist repräsentirt in dem sogenannten Weiß- hafnergeschirr, dem weißen Bauerngeschirr, wie man es am Lande so häufig antriift. Schönere, edlere Producte haben sie im Laufe der Zeit in der allgemeinen Verwendung verdrängt - zunächst das Porzellan, dieses edelste keramische Erzeugniss. , Das Porzellan ist in seinen Eigenschaften und Merkmalen so ab- geschlossen und deutlich charakterisirt, dass es sich nicht leicht einer anderen Thonwaare an die Seite stellen lässt. Die schöne weiße und transparente Masse, die vollkommen verglast, dicht, absolut undurchlässig ist, die Härte der Glasur, die von der Masse nicht sehr verschieden zusammengesetzt, mit derselben im hohen Feuer des Porzellanbrandes zu einem Körper verschmolzen erscheint, geben dem Porzellan das sonst unerreichte edle Gepräge. Bekanntlich ist das Porzellan chinesischen Ursprunges und wurde dort schon zu Beginn unserer Zeitrechnung verfertigt. In Europa scheint man nähere Kenntniss davon erst durch den be- rühmten venetianischen Reisenden Marco Polo erhalten zu haben, der 1295 aus China zurückgekehrt, unter vielem anderen Fabelhaften auch die kühnsten Märchen über das chinesische Porzellan auszubreiten wusste. Mit den wachsenden Handelsbeziehungen zwischen Europa und dem Orient