55! fertigten verfasste Programm verfolgt, welches darin bestand, dass vor- züglich jene Spitzengattungen in Angriff genommen wurden, welche einer- seits verwandte Elemente zu den bisher in Oesterreich betriebenen Tech- niken aufweisen, und bei welchen ohne große Schwierigkeiten an die gute alte Venetianer Spitzenklöppel- und Nähtechnik angeknüpft werden konnte, die eben dem Zuge der Zeit entsprechend heute zu den gesuch- testen Spitzen zählt, während anderseits nicht zu befürchten ist, dass diese in Belgien nur sehr wenig gepflegte Technik (die letzte belgische Industrie-Ausstellung zeigte nur ganz wenige und sehr schwache Versuche) eine gefährliche, durch die weit vorgeschrittene Spitzenindustrie Belgiens bedingte Concurrenz zu bestehen haben würde. Allerdings darf man sich nicht verhehlen, dass in dem Augenblicke, als diese Spitze zur Modespitze durchgedrungen sein wird, jenes Land, bei welchem alle Vorbedingungen zur raschen Durchführung von Neue- rungen auf dem Gebiete der Spitzenindustrie vorhanden sind, sofort diesem Bedarfe in Masse entgegenzukommen in der Lage sein wird. Umsomehr kann der Gefertigte nicht umhin, dem h. k. k. Handels- ministerium demgemäß zu empfehlen, in den Hauptorten der Spitzen- industrie des böhmischen Erzgebirges schon jetzt mit Hilfe der im Spitzen- curse ausgebildeten Kräfte Schulen zu errichten, welche eine rasche Weiterverbreitung des Erlernten und die merkanlile Ausnützung des Neu- geschaffenen ermöglichen. Es wären vor Allern neue Spitzen-Näh- und Klöppelschulen in Gossengrün, Graslitz, Neudeck und Bleistadt zu errichten und die in l-leinrichsgrün und Gottesgab bestehenden auszugestalten. Der Gefertigte glaubt, dass in dem ausgedehnten Erzgebirge, in welchem 20.000 Spitzenarbeiterinnen eine fachliche Weiterbildung so dringend benöthigen, die Anzahl von 6 Spitzenschulen nicht zu hoch gegriffen erscheint. Ohne diese praktische Durchführung der Aufgaben des Spitzencurses in den Spitzenindustrie-Bezirken selbst würde die von dem h. k. k. Mini- sterium durch den CentralLSpitzencurs in Wien eingeleitete Action gänz- lich wirkungslos bleiben. Wien, 17. Mai 188i. Prof. J. Storck. llöbalfurmon der französischen Renaissance. Unter diesem Titel veröffentlicht das k. k. Oesterr. Museum eine Reihe von Aufnahmen charakteristischer Möbelformen der französischen Renaissance, größtentheils nach den im eigenen Besitze des Museums be- findlichen Originalen mit ergänzender l-linzufügung interessanter Beispiele aus anderen Sammlungen. Das Werk wird aus 3-4 Lieferungen bestehen, deren erste vorliegt; jede Lieferung enthält 6 Blätter.