387 fast ausschließlich Geräthe, Geschirre, Apparate für Mechaniker und che- mische Gewerbe. Die höchste künstlerische Leistung, welche man ihnen allenfalls zumuthet, ist der Krugdeckel, aber auch dafür muss der Bedarf bei uns sehr gering sein, da die feineren Arbeiten größtentheils aus Baiern bezogen zu werden scheinen, wo man auch noch Humpen und Pocale aus diesem Metall formt. Allerdings verräth sich dann und wann die Existenz eines Ueberrestes von Kunstindustrie; der hält sich aber wohlweislich im Verborgenen und verleugnet sogar seine Werke. Eifrige Sammler nent- deckenu mitunter irgendwo im Gebirge einen prachtvollen, großen, naltenu Zinnkrug, der viel reicher und viel vschönern mit erhabenen Figuren ge- ziert ist, als sämrntliche Zunftbecher in allen öffentlichen Sammlungen. Kostet das Stück auch eine Menge Geld, so erscheint es doch in der Regel ziemlich wohlfeil neben den Preisen, welche jetzt namentlich von Münchener Künstlern gezahlt werden. Und diese Prachtstücke könnten wirklich noch viel wohlfeiler sein, denn sie sind nach modernen Stein- krügen aus Mettlach abgegossen. Wie es scheint, sorgt ein betriebsamer Zinngießer in Oberösterreich solcher Art für die Bedürfnisse der Alter- thümler. _ In der modernen Abtheilung unserer Ausstellung tritt das Zinn selb- ständig gar nicht auf, sondern nur in Gestalt von Deckeln - und darunter recht hübsche Exemplare von Paule in München -- und als Ueberzug von Eisengusswaaren der bekannten Stolberg-Wernigerode'schen Factorei in Ilsenburg am Harz. Diese letzteren Fabricate haben ihren wohlbegründeten Ruf, welcher durch die ausgestellten Krüge, Pocale, ein reichmontirtes Bütfelhorn etc. nur bestätigt wird. Zu wünschen (und unseres Erachtens auch im Interesse des Unternehmens) wäre es, dass häufiger, 'als jetzt ge- schieht, Werke aus der besten Zeit der Renaissancekunst wiedergegeben würden. Dass an solchen Modellen kein Mangel ist, beweist uns die Ab- theilung der älteren Arbeiten in der Ausstellung. Auch einem Fabrikanten von Kannen und Humpen aus Messing (cuivre poli) darf fieißiges Studium guter Vorbilder anempfohlen werden. Den Uebergang vom Metall zum Glase bildet ein Pocal aus grünem Glase, welchen C. Waschrnann in Wien in äußerst glücklicher Weise in Bronze gefasst hat. Das Metall ist zu plastischen Arabesken geformt, welche das durchsichtige Material umfangen und stützen, während sie es nur zu urngaukeln scheinen, so dass es in jedem Sinne volle Geltung be- hält. Wenn die deutsche Renaissance unter den Händen heutiger Nach- ahmer so oft etwas Schwerfälliges und Ueberladenes annimmt, so wird hier der Beweis geliefert, dass dies nicht nothwendig ist, dass ihre Formen, mit Verständniss gehandhabt, an Grazie gegen keine anderen zurückstehen. Das Glas selbst ist in verschiedenen Richtungen glänzend vertreten. In breiter Fronte sind die Krystallgläser von Lobmeyr aufmarschirt, eine unendliche Mannigfaltigkeit der Gefäßformen und der Decorirung, vor- nehmlich durch Gravirung, darbietend. Bakalowits ist mit seinem Farben-