479 großen Verdienste seit dem Anfange der Sechzigerjahre diese Kunstgewerbesehule sich um die Hebung des österreichischen Gewerbes erworben hatJ Wir verzichten darauf, die eingehenden Betrachtungen ttber die Leistungen einzelner österreichischer Kunstgewerbe zu reproduciren, bemerken nur, dass auf metallurgischem Gebiete die Wiener Schlosser- arbeiten Milde's und Gillar's, auf keramischem Gebiete die Exposition des Hauses Wahliss, durch welches Wilhelm Szolnay in Funfkirchen, Karl Knoll u. s. f. zur Ausstellung gelangte, in der Glasindustrie Bakalowicz, in der textilen Branche die Thieben'schen Shnwls, die Bollarthkche Ausstellung von Spitzen in altvenetianer Technik, ausgeführt im böhmischen Erzgebirge, die Applicationsstickereien von Karl Giani etc. besonders hervorgehoben werden. ln anderen Branchen der Kunstindustrie werden die Firmen Marschall, Willfort, Merten, die Arbeiten von Zamponi in Graz, die Herren J. Bacher, C. Lustig, Grßnwald, Braun in Wien u. s. f. genannt. - Die Betrachtungen der -Kol- nischen Zeitung-w schließen mit den Worten: nWenn wir nun das Facit der österrei- chischen Collectivausstellung ziehen, so verdient in erster Linie der feine Geschmack und die rnusterhafte Arbeit an den meist kunstgewerblichen Gegenständen vollste Aner- kennung. Für uns Deutsche liegt ein äußerst wichtiges Vorbild in gewerblicher Beziehung darin, dass uns überall der mächtig fordernde Einfluss der kunstgewerblichen Bildungs- anstalten entgegentritt. Die Hebung und lebhafte Forderung solcher Institute ist eben der beste und sicherste Weg zur künstlerischen Ausbildung des Gewerbes. Wenngleich die österreichische Abtheilung in constructiver Technik ganz zurücktritt gegen die deutschen Gruppen, bezüglich der Geschmacksrichtung der kleineren Gewerbe können wir sehr viel Lehrreichesin dieser Abtheilung finden, und wir wünschen unserem Verbündeten Oeaterreich, und insbesondere der Hauptstadt Wien, zu ihrem schonen Erfolge auf der Frankfurter Ausstellung von Herzen Glück": Auch andere Frankfurter Organe, vor Allem die nFrankfurter Zeitungn und die wAusstellungs-Zeitunp, beschäftigen sich mit dem Erfolge Oesterreichs auf kunstgewerblichem Gebiete, alle kommen zu dem Resultate, dass die Forderung des kunstgewerblichen Unterrichtes in Oesterreich eine Hauptursache des einheimischen Erfolges ist. Unsere Aufgabe kann nur darin be- stehen, das Erworbene festzuhalten, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und die Lücken, wo solche auftreten, mit offenem Auge wahrzunehmen und mit umsichtiger Hand rasch auszufüllen. Wo Alles fortschreitet, können und dürfen wir nicht stehen bleiben. (w. n. z.) (Knnstgewerbe-Hneeum zu Berlin.) Ueber den Neubau des Kunstgewerbe- Museums zu Berlin verüffentlicht die nNordd. Allg. Ztg.- einen eingehenden Bericht, den wir in: Wesentlichen nachstehend zur Kenntniss unserer Leser bringen. Von dem neuen Kunstgewerbe-Museum sind die Gerüste ringsum entfernt worden, und das imposante Gebäude erscheint nunmehr in seiner äußeren Gestalt bis auf einige unwesentliche Details vollständig fertig gestellt. Auf einem schlichten, in Sandsteinqua- dem ausgeführten Unterbau von mäßiger Hohe erhebt es sich in drei Geschossen, die sich an der Hauptfront in je sieben, an den Seitenfronten in je acht breiten, dreitheiligen Fenstern öifnen, als ein mächtiges, fast quadratisches Viereck, aus welchem in der Mitte der nach Norden gekehrten Hauptfront, auf zwei korinthischen Saulen und zwei Eck- pilastern ruhend, die Vorhalle des Portals mit der zu ihm emporführenden Freitreppe und der dem Gebäude vorgelegten Rampe, inmitten der nach Süden gerichteten Hinter- front aber ein risalitartiger Ausbau hervorspringt. Ein stattliches, von Consolen getragenes Hauptgesims aus theilweise farbig glasirter Terracotta schließt den Bau nach oben hin ab, wahrend drei Friese aus gebranntem Thon von gelblicher Färbung die einzelnen Geschosse von einander sondern und die vor- herrscbend horizontale Gliederung des Gebäudes nachdrücklich tnarkiren, Gleich den aus gelblichem Sandstein bestehenden Simsen und Fenstcrumrahmungen heben sie sich in wohlthuendetn Contrast von dem hellen Rotb der Ziegel ab, mit denen die Faeaden der beiden Hauptgeschosse verblendet sind. Den farbigen Etfect der Faeaden steigern die in Eisen gegossenen bronzirten Sphinxbüsten, die im ersten und zweiten Stockwerk den die Fenster theilenden Pilastern als Capitale dienen, sowie vor Allem die farbigen Glas- mosaiken auf leuchtendem Goldgrund und die farbig glasirten Thonreliefs, die in dem obersten Geschoss die Felder zwischen den Fensteroifnungen einnehmen und nur in der durchweg schlichter behandelten Hinterfront durch schmucklose Ziegelfullungen der Pfeiler ersetzt werden. An der Herstellung der reichen decorativen Ausstattung des Gebäudes ist neben den leitenden Architekten Gropius und Schmieden eine ganze Reihe der treiilichsten Künstler und kunstgewerblichen Werkstätten betheiligt. Von der Thonwaarenfabrik von Augustin in Lauban sind die glatten sowohl wie die von dem Bildhauer Behrendt en relief modellirten Verblendziegel, von Keferstein in Halle für die Nordfront, von Wimmel in Berlin für die Seitenfacaden die Sandsteinarbeiten mit Einschluss der von Geyer und Drechsler modellirten ornamental ausgestatteten Theile, der korinthischen