Mitlhailunuen das k. k. HesIßrreInh. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und KunstgewerbeÄ
Am l. eines ieden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr ü. 4.-
Redacteur Edulrd Ohmolnrz. Expedixion von C. Geruld" Sohn.
Man abonnirx im Museum, bei Gerold 81 Cump., durch die Ponunstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr; 183, I.DE;JL-IVIMIVBEEIQ lßilio. XV, Jahrg,
Inhalt Wiener Dombau-Verein. Von R. v. E. Die Fabricalion von Heiligcnbildurn in Russland.
Von Dr. Carl Czch. Schluss Die permanente Salzburgcr Industrie-Ausstellung. Von R. v. E.
Die österreichischen Künnlur im Ausllndc. Von R. v. E. Zur Hebung der Klrllbader
Sprudelslcin-lndustrie. Eduard Ritter v. Hans 1-. Lileralurbericht. Kleinere Miltheilungen.
Wiener Dombau-Verein.
Am 17. November fand im Saale des Architektenvereines die co
stituirende Versammlung des Wiener Dombau-Vereines statt. Die
Gründung des Dombau-Vereines ist somit eine vollendete Thatsache, da
auch die Statutendesselben von der Regierung bereits genehmigt wurden.
Man braucht kein Prophet zu sein, um dem Vereine eine erfolgreiche
Wirksamkeit zu prophezeien, wenn dervAusschuss jene Rührigkeit und
Thatkraft entwickelt, die insbesonders in der ersten Zeit nöthig sein wird.
Jedem Oesterreicher, jedem Wiener speciell ist der Stephansdom an's
Herz gewachsen. Der Stephansdom ist mit dem Reiche, das von der
Welt Oesterreich, officiell östern-ungarischeM0narchie genannt wird, mit
der Dynastie, welche Oesterreich beherrscht, so innig verbunden, dass
jeder Oesterreicher in demselben und seinem vom Reichsadler bekrönlen
Thurme, das architektonische Symbol der Einheit und der Macht des
Reiches und der Dynastie erblickü. Heute, wo die Reichsmittel es nicht
Ein geistvoller Wiener Kunstschriflsteller, Dr. Hans Graslwerger, hat in einem
Feuilleton der "Pressen mit vollem Rethte die geschichtliche Bed eutung des Ste-
phansdo mes herausgehoben. -ln unserem Dome feierte 1278 Rudolph von Habsburg seinen
Sieg über Ottocar von Bühmen, mit welchem Sieg das Slaventhum für immer vonWiens
Mauern zurückgeschlagen worden ist, denn esgibt weltgeschichtliche Entscheidungen, die
so kräftigynd nachhaltig ausfallen. dass sie nicht wiederholt zu werden brauchen. Bei
St. Stephan wurde m96 der erste Wiener Schulmeister installirt. Vom Stephsnsthurm
herab hörte Mathias Corvinus 1490 seine letzte Stunde schlagen, er, der Wien zum Sitz
oder Schemel eines getrlumten Großmügynrenreiches hatte makzhen wollen. Im Schatten
Vlll. an. 1880. x3
gestatten, den Dom im Innern vollständig herzustellen, übernimmt ein
Privatverein, der unter dem Protectorate des österreichischen Kronprinzen
Rudolf steht, die Mission, den Dom im Innern zu vollenden. Die Ziel-
punkte des Vereines sind ih dem ersten Paragraphe der Statuten deutlich
bezeichnet. Er lautet "Der Wiener Dombau-Verein hat zum Zweck, die
Restauration der Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien an ihren
inneren Theilen zu vollenden und deren Ausschrnückung mit
allen Mitteln der Kunst und Kunsttechnik durchzuführen. Der
Verein hat seinen Sitz in Wlenal
Die Aufgabe des Vereines ist eine künstlerische. Die
Ausschmückung bezieht sich auf alle Theile des Domes im Innern des-
selben, vom Fußboden und dem Hochaltare, dem Gewölbe und Wand-
Hächen an auf alle Innenräume; er muss auch das in die Hand nehmen,
was am Außenbaue noch unvollendet und lückenhaft ist.
Dass bei dieser Aufgabe das, was man Kunstgewerbe nennt, eine
hervorragende Rolle zu spielen'berufen ist, kann keinem Zweifel unter-
worfen sein", aus diesem Grunde ist die Thatsache, dass in Wien ein
Dombau -Verein mit den angedeuteten künstlerischen Intentionen gegründet
wurde, auch für jene Kreise eine hocherfreuliche, welche im Oesterr.
Museum ihren Mittelpunkt haben. Wir werden daher in diesem Organe
den Schritten der Wirksamkeit des Vereines eine besondere Aufmerksam-
keit schenken.
Die Wirksamkeit desselben ist nicht abhängig von der Durchführung
einer einzelnen zeitlich begrenzten Aufgabe. Der Verein ist nicht abhängig
von der Lebensdauer eines Mitgliedes des Vereines. Wenn wir auch Alle
lebhaft wünschen, dass sich alle jene edlen und patriotischen Männer,
welche sich bei der Gründung des Vereines verdient gemacht haben, eines
langen Lebens'erfreuen möchten, so hegen wir die Hoffnung, dass die
künftige Generation den Verein lebenskräftig finden werde; und dass
künftige Geschlechter genug zu thun haben werden bei Durchführung der
Aufgabe, welche der erste Paragraph dem Vereine verzeichnet. Als Vereins-
rnitglieder sind Geistliche und Laien, Katholiken und Akatholiken ver-
schiedener Bekenntnisse beigetreten. Im Ausschusse haben die Laien das
Uebergetvicht; die große Mehrzahl der Ausschussmitglieder sind Künstler,
des Stephansdomes wurden im Juli 1515 Böhmen und Ungarn der Austria anverlobt.
Zweimal, 152g und 1683 brach sich an Wiens Bastionen, als an dern äußersten und
srgärkstendäollxlverlt europäischer Gesittung, der Ansturm der Türken und haue die Seele
heldenmüthiger Vertheidiguimg sich den Stephansthurm zu ihrem Observntmrigurgn erkoren.
Prinz Engen von Savuyen aber, der große Türltenbesieger, hat in unserm Dom seine
Ruhestäile gefunden. Angesichts unseres Münsters wurde 180g der gewaltig Qorse zum
erstenmal an die Wandelbarkeit seines Schlnclitenglücks gemahnt, und wie oft mag sich
"in Tagen der Peslilenz, des Hungers und innerer Wirrniss der wanliende Mut; des
Wieners im Anblicke des Dorns als eines hehren Symbols der Standhaftigkeit, der Einheit
und Einmuthigkeit, idealen Sinnes und Aufscwhwunges neu gekrßftigt haben!-
3.19
Kunstfreunde und Gelehrte. An der Spitze des Vereines steht ein Bürger
Wiens, ein Mitglied des Gemeinderathes, der hochgeachtete Advocat
Dr. Moriz Lederer, ein Wiener von Geburt. Der Verein ist in seiner
gegenwärtigen wir sagen glücklichen Organisation keine Parteisache,
weder einer kirchlichen noch politischen Parteid Er unterscheidet sich vor-
theilhaft von manchen Dombau-Vereinen Oesterreichs und des Auslandes.
Es ist auch gut, dass die Statuten so eingerichtet sind, dass sie auch dem
ärmeren Theil der Bevölkerung eine Theilnahme am Vereine
gestattet. Wie die Kirche schon in der ersten Zeit ihrer Gründung nicht
bloß für Reiche bestimmt war, so hat auch die Kunst in der Kirche die
Aufgabe, für die künstlerischen Bedürfnisse der Armen und Unbemittelten
des Volkes zu sorgen. Die Kunst in der Kirche ist zu allen Zeiten
-ein lebendiger Theil der Volkskunst gewesen.
Es kann uns nicht in den Sinn kommen, in diesen flüchtigen Zeilen
die künstlerische Bedeutung des neuen Vereines zu erörtiun, aber wir
können uns nicht versagen, auf einzelne Punkte wenigstens hinzudeuten.
Die künstlerische Bedeutung des Stephansdomes liegt nicht allein in seinem
Thurmbaue; vielleicht der wundervollste Theil des Domes ist der mächtige
Hallenbau im lnnern. Er gehört zu dem bedeutendsten, was die de utsche
Gothi des späteren Mittelalters geschaffen hat. In dem deutschen Hallenv
bau erblickt Franz Kugler in dessen kunsthistorischen Betrachtungen
über Baukunst glücklicherweise die Schlagworte der politisirenden Aesthe-
tiker und Kunstschriftsteller nicht vorkommen -eine nationale Reaction
gegen fremde Bauweisen. Der Hallenbau der Stephanskirche steht in
Mitte der großen Kunstbewegung, der man eine Reihe von gewaltigen
Kirchen in Regensburg, Landshut u. s. i". verdankt. Die Bauhütte zu
St. Stephan gehörte zu den großen Bauhüttan des deutschen Reiches; ihr
Maclhtgebiet erstrgckte sich auf das ganze untere Donaugebiet von Wien
ab, vwie eine Straßburger Urkunde von 145g meldet; die Bauhütte war die
Kunstschule und der Kunstverein der damaligen Zeit. Dass heute wieder
bei der Restauration der Kirche die Kunstfrage in den Vordergrund tritt,
liegt in den Traditionen gothischer Baukunst. Diese Traditionen in vollem
Maße wieder aufzunehmen und im Geiste unseres Jahrhunderts fortzue
bilden, ist Sache des Dombau -Vereines.
Dass Dombautneister Friedrich Schmidt, die künstlerische leitende
Kraft des Vereines sein wird liegt in der Natur der Sache. So ver-
dienstlicb auch das Wirken seiner Vorgänger im Dombau gewesen ist,
keiner kann sich rühmen, mehr geleistet zu haben als der Mann, der bis
jetzt. die Außenrestauration des Domes und des Thurmes mit sicherer
Hand durchgeführt hat.
Ende October t88o. R. v. E.
Wir lassen nun den officiellen Bericht über die constituirende Ver-
sammlung des neuen Vereines folgen
13'
220
Der Wiener Dombau-Verein hielt am I7. November d. J. im Saale des österrei-
chischen lngenieur- und Architektcnvereines seine constituirende Generalversamrnlung.
Gemeinderat Dr. M. Lederer begrüßte die Versammlung im Namen Sr. Eminenz des
Cardinals Furst-Erzbischofs Kutschker, so wie des provisorischen Comite und theilte zu-
nächst mit, dass die Statuten des Vereines die behördliche Genehmigung erhalten haben,
so wie dass die Zahl der Vereinsmitglieder die Ziffer von t4o bereits überschritten habe.
Er brachte weiters zur Kenntniss, dass Se. Majestät der Kaiser .dem Vereine für einen
Zeitraum von funf Jahren eine jährliche Spende von 5000 H. allergnädigst zu bewilligen
geruht haben und dass Se. Eminenz der Cardinal Fürst-Erzbischof für die Vereinszwecke
jahrlich aooo H. beitragen werde, endlich dass die Herren Prälat Stüger, Weihbischof
Angerer und Prälat Kornheisl mit je too FL, Ritter von Schwendenwein mit 300 H. jahr-
licher Beiträge dem Vereine als Mitglieder beigetreten sind. Es wurde hierauf zur Vor-
nahme der Wahlen geschritten und erscheinen gewählt
Als Präsident Moriz Lederer. Hof- und Gerichtsadvocat und Gemeinderath
der Stadt Wien; als Präsident-StelIvertrcter Heinrich Freiherr von Ferstel, k. k. Ober-
baurath, Rector und Professor an der technischen Hochschule; als Mitglieder des Aus-
schusses Dr. Josef Battcr, Hof- und Gerichtsadvocat, Mitglied des n. 6. Landes-Aus-
schusses und Vicepräsident des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich; Nicolaus
Dumba, Großhändler, Reichsraths- und Landtagsabgeordneter; Armand Freiherr von
Dutnreicher, Sectionsrath im k. k. Unterrichtsministerium; Rudolf von Eitelberger. k. k.
Hofrath und Director des Oesterr. Museums fur Kunst und industrie; Anton Kangel.
Bildhauer und Gemeinderath der Stadt Wien; Franz Kornheisl. Prälat. Domherr bei
St. Stephan, Kanzleidirector des fürsterzbischollichen Consistoriums; Karl Kundmann,
Rector und Professor an der k. k. Akademie der bildenden Künste; Karl Leban, Magi-
stratsrath und Stellvertreter des l. f. Commissärs bei St." Stephan; Ludwig Lobmeyr, k. k.
Hof-Glaswaarenfabrikant und Curator des Oesterr. Museums für Kunst und Industrie;
Josef Matzenauer, k. k. Hof-Juwelier, Gemeinderatli der Stadt Wien und Curator des
Oesterr. Museums für Kunst und Industrie; Dr. Wilhelm Neumann, Ordenspriester des
Cistercienserstiftes Heiligenkreuz und Professor an der Wiener Universität; Johannes
Nordmann, Präsident des Schriftsteller- und Journalistenvereines -Concordiau;Karl Prein-
ninger, Baudireetnr der Sudbahn und Vorstand-Stellvertreter des österr. lngenieur- und
Architektenvereines; Dr. Eduard Freiherr v. Sacken, k. k. Regierungsrath und Director
des k. k. Munz- und Antikencabinets; August Schwendenwein, Ritter von Lanauberg.
k. k. Oberbaurath; Leopold Stogcr, Domcustos der Metropolitankirche zu St. Stephan und
inful. Prälat; Karl Weiß, Archiv- und Bibliotheltdirector der Stadt Wien; Theodor Ritter
von Westermayr, k. k. Hofrath und Kanzleidirector im k. k. Obersthofmeisteramte.
Dr. Lederer dankt der Versammlung, dass sie ihm in so ehrenvoller Weise Ge-
legenheit gegeben, an einem Werke mitzuwirken, das nicht nur einen religiösen und
künstlerischen Sinn zu befriedigen berufen ist, sondern einen eminent patriotischen Zweck
hat. Der Stephansthttrm sei heute ein Wahrzeichen Wiens, ein Wahrzeichen Oester-
reichs. Wer irgend den Namen Oesterreichs nennt, gedenke dar Reichshauptstadt Wien,
gedenke des Stephansthurmes. wDiescs Denkmah, schließt Redner, "unseren nachfol-
genden Geschlechtern in seiner vollstandigen Ausßhrung zu uberliefern, ist die würdige
Aufgabe, zu der wir berufen sind.- BeifalL Ueber Antrag des Vorsitzenden sprach die
Versammlung Sr. Majestät dem Kaiser für die mutiilicente Unterstützung, Sr. k. und k.
Hoheit dem durchlauchtigsten Kronprinzen für die Uebernahme des Protectnrates und
Sr. Eminenz dem Cardinal Fürst-Erzbischof Dr. Kutschker für die Uebernahme der Pro-
tectorats-Stellvertretung den Dank des Vereines durch Erheben von den Sitzen aus. Die
Versttmmlun genehmigt weiters, dass die Zeit bis zum Schlusse des heutigen Jahres mit
dem Jahre St als ein Verwaltungsjahr gerechnet werde und ermachtigte den Ausschuss,
provisorisch jene Vorkehrungen zu treffen, welche, wie die Aufnahme von Hilfsbeamten
u. s. w., zur Herstellung einer geregelten Verwaltung nothwendig sind. Oberbaurath
Schmidt gab eine rechnungsmaßigeaDarlegung der Bauauslagen beim Stephansdome in
letzter Zeit, woraus hervorgeht, dass ein Betrag von 10.429 H. zu bedecken ist und meint,
der Verein solle. vorbehaltlich der Genehmigung der vorzulegenden Rechnungen diesen
Betrag auf sein Conto übernehmen. Nach einiger Discussion, an welcher sich namentlich
die Herren Lobmeyr, Matzenauer und Dumba betlieiligten, wurde diese Angelegenheit dem
Ausschusse behufs Prüfung und Berichterstattung an eine nachste Generalversammlung zu-
gewiesen, womit die Versammlung schloss. W.-Z.
Die Fahrication von Hailiqonbildern in Russland.
Von Dr. Cnrl Cech,
Correspondent des k. k. Oesterr. Museums in St. Petersburg.
Schluss
ln den nun vom Türkenioche befreiten Provinzen und Ländern der
Balkanhalbinsel regt sich jetzt wieder ein so eifriger religiöser Geist, wie
zur Zeit des ersten Christenthums was Jahrhunderte lang unter dem
Joche der Barbaren an Kirchenschmuck und Gottesdienst versäumt worden
ist, wird nun mit Hast und Begeisterung nachgeholt, Kirchen und Capellen
werden gebaut, Glocken gegossen, lkonostase gezimmert und gemalt,
Kirchengewänder und Fahnen gestickt, Regierungsgebäude, Schulzimmer
und Wohnungen mit den früher verpönt gewesenen Heiligenbildern
geschmückt.
Und diese Zeit regen Schaffens, das sich hart an den Grenzen
Oesterreichs abspielt, sollte unbemerkt und unbeachtet bleiben ohne
Nutzen für die österreichische Kunst- für die Gewerbe und den Handel?
Ich habe mich persönlich davon überzeugt, dass man in den Provinz-
Städten und auf den Jahrmärkten der südösterreichischen Provinzen und
jenen der Balkanhalbinsel außer wenigen grauenvoll ausgeführten Pinseleien
auf Glas um kein Geld Heiligenbilder zu kaufen bekommt und dass
die Kirchengemeinden die Anfertigung von lkonostasen, Altären u..s. w.
den allerinferiorsten Stümpern anvertrauen müssen. Da sie keine Ge-
legenheit haben, künstlerisch ausgeführte Heiligenbilder zu sehen, so
begnügen sie sich mit dem elendesten Machwerke und verlieren iedwedes
Verständniss für eine wahrhaft künstlerische Production.
Hier erölinet sich dem k. k. Oesterr. Museum ein reiches Feld der
Thätigkeit. Seine Aufgabe wäre es, die einzelnen typischen Bilder den
religiösen Bedürfnissen der Bevölkerungen von Rumänien, Bulgarien, Serbien,
Rumelien, Griechenland, Montenegro, Albanien, Bosnien, Herzegowina und
der südslavischen Provinzen Oesterreichs anzupassen, die russischen Landes-
heiligen Alexander, Wladimir, Nikolai durch serbische, bulgarische,
croatische... Sawa, Petro, Stephan, Ladislaus.. zu ersetzen und die
Bilder mit Aufschriften in den einzelnen Landessprachen zu versehen.
Es ist allgemein bekannt, wie wenig mit Ausnahme der Glasmalerei
bis jetzt in" Oesterreich für die Hebung der kirchlichen bildenden Künste
geschehen ist.
Man braucht nur an die wahrhaft religiöse Bevölkerung von Ober-
österreich, Steiermark, Tirol und Mähren zu denken und zu fragen, was
diesem Volke an Heiligenbildern geboten wird.
Im katholischen Kalender figuriren die Namen einiger Hundert Heiligen
allein kaum über einen derselben gewinnt das Volk eine richtige bildliche
Anschauung. ln den größten Magazinen Wiens, die mit Heiligenbildern
Handel treiben, findet man nicht einmal die Bilder sämmtlicher Apostel
und das -Bild eines heiligen Markus, eines heiligen Zdenko oder einer
heiligen Gisela" uöd Valeric kaufen "zu können; gehört zu den größten
Schwierigkeiten.
Jedes Volk hat mehr oder weniger ein lebhaftes Bedürfniss, seine
Wohnungen oder Kirchen mit religiösen Bildern zu schmücken, wie oft
werden aber nicht dem Volke auf Jahrmärkten und in Städten Bilder zum
Kaufe angeboten, die eher darnacH angethan sind den betreffenden Heiligen
als Carricatur erscheinen zu lassen, anstatt durch den Anblick desselben
zur Andacht zustimmen.
Wie feinfühlig hierin oft selbst "der gemeine Mann ist, davon habe
ich mich auf einem Jahrmarkte im südlichen Ungarn überzeugt, wo ein
Bauer keinem der daselbst zumvVerkaufe ausgestellten Heiligenbilder
Geschmack abgewinnen konnte bis ihn endlich der sanfte Augenaufschlag
und die lieblichen Gesichtszüge eines Bildes so sehr fesselten, dass er es
käuflich erwarb, Dieses Bild, es stimmte ihn andächtiger avls alle die
rhürrischen, verzeichneten farbenbekleksten Christuse, und der Bauer wusste
gar nicht, dass er statt eines Heilgenbildes das Porträt des jungen
Königs von Baiern gekauft habe.
Böhmen besitzt eine verhältnissmäßig gebildete und; wohlhabende
Bevölkerung, allein der Kunstfreund wird auf der Suche nach landesüblichen
Helligenbildern sich geradezu entsetzen müssen, was man diesem Volke
tingestraft für Heiligenbilder verkaufen darf.
Eine Sammlung von Bildern böhmischer Landespatrone, die ich mir
studienhalber nach St. Petersburg schicken ließ, liefert den besten Beweis,
dass es in Oesterreich keine geistliche Censur gibt.
ln Russland wäre es unmöglich, dass irgend ein Farbenklekser oder
Speculant im Publicum Heiligenbilder verbreiten dürfte, die aller historischen
Wahrheit in's Gesicht schlagen, die jedem Anstande Hohn sprechen-und
eher Abscheu als Liebe für bildliche Darstellungen von Märtyrern des
Christenthums erwecken. ln Russland wird seit ieher eine strenge geistliche
Censür über alle Heiligenbilder geübt, die dem Volke verkauft werden
dürfen.
Darum hat sich auch hier die historisch getreue Tradition in der
Herstellung von Heiligenbildern erhalten.
Äls eidßeispiel dafür, zu welchen Ausgeburten eine censurlose
Heiligenbilderfabrication führt, erwähne ich dreier bei M. Hofmann in Prag
gedruckter Bilder, die sämmtlich die mährischen Landcspatrone Cyrill und
Methüd darstellen Sollen.
Während dieselben auf einem Bilde historisch getreu in der Tracht
griechischer Mönche mit langem Haar und Vollbart mit der lkona und
dem griechischen Kreuze in der Hand und dem historischen Klopuk auf
dem Haupte dargestellt sind, erscheinen diese beiden Slavenapostel auf
einem zweiten Bilde in der Tracht eines modernen Weihbischofs mit Glace-
handschuhen und mit der hohen, lvor inoo Jahren noch vollständig un-
bekannten Mirra" auf dem Haupte.
H3
Das Ergötzlichste leistet J. Pachmayer in Prag mir einem Bildchen,
das die beiden Slävenapostel, die zur Zeit des byiantinischen Kaiserthuttls
gelebt haben, in der Tracht mittelalterlicher Universitätspedelle erscheinen
lässt mit glatt rasirtem Gesicht,- wohlgepliegrer Frisur und mit der
preussischen Tellermütze auf dem Huupte.
Als würdige Gegenstücke zu diesenl an den beiden Slavenapnsteln
verübten Gewaltthätigkeiten, reiht sich ein Bild des heiligen Günther, mit
dem Taktirstnbe eines Generaltamhours in der Hand, ein heiliger Adalbert,
der in der Ahttstracht eines Eimbiscliofs von Wien erscheint, obzwar er
als Märtyrer unter den Keulenschlägen der heidnischen Preußen gefallen
ist, ein heiliger Prokopius vun deni es doch bekannt ist, dass er Höhlen-
bewohner war, niuhtsdestoweniger aber ebenfalls als wohl frisirtär Bischof
von" Königgrätz den Teufel an einer Kette spazieren führt, Während der
heilige Veit, als lh-"oubaidoui- verkleidet, zum Zeitvertreib eine Arie zu
singen scheint.
Diese wenigen Stichproben dürften genügen, um zu beweisen, welches
dlnkbare Feld da ndch zu bebauen ist, welch' mannigfaltige und cr-
sprießliche Thätigkeit auf kirchlich-artistischem Gebiete sich dem k. k.
Oesterr. Museum erölfnet und dassitrotz aller Vermnterialisimng unserer
Zeit, eifrig für eine allseitige Entfaltung der kiröhlichen Künste gesorgt
werden muss und dass die Kunstgewerbe im eigenen Interesse stets dem
Edleren und Höheren entgegen zu streben berufen sind.
St. Petersburg im Sommer 1880.
Hie permanente Salzhurger Industrie-Ausstellung.
Seitdem eine Staatsgewerbeschule mit einer kunstgewerblichen Ab-
lheilung in Salzburg gegründet wurde und die Leitung dieser Anslaltdem
Architekten Camillo it te übergeben wurde, entwickelt sich in Salzburg ein
kunstgewerbliches Leben. Nichts ist ein lebendigeres Zeichen dieser kunst-
gewerblichen Bewegung, lals die Thatsache, dass am 1. Mai im Jshire
188i eine permanente Kunstindustrie-Ausstellung in Salz-
burg eröffnet wird, welche den ganzen Sommer hindurch dauern soll.
Der Gedanke, die Organisation dieser Ausstellung ist ein Werk
Sitte's, den wir hier in Wien, speciell im Oesterr. Museurnyeine Reihe
von Jahren hindurch als einen höchst Begabten, auF allen Gebieteh der"
Kunstwissenschaft gründlich orientirten Künstler kennen gelernt haben.
Mit der eigenthümlichen Beweglichkeit seines Geistes verbindet Sitte
warmes Interesse für die Förderung der Kunst im Gewerbe. Die Grund-
lage der Organisation der Staatsgewerbeschule ist der von Sitte prä-
pagirte Gedanke, dass sie eine Lehrstätte für Handwerker werde. Das
Schülermateriale gehört vollständig dem Gewerbestande an; heuer be-
suchen 120 Schüler die Schule. Aln der permanenten Ausstellung werden
Lehrer und Schüler theilnehmen, je nach den Aufgaben, welche ihnen
gestellt worden sind und ie nach den Kräften, die sie besitzen.
Dass Salzburg ein geeigneter Ort ist für eine den Sommer hindurch
währende Industrie-Ausstellung, ist wohl einleuchtend; nachdem der amtlich
constatirre Fremdenverkehr heuer auf 45.000, und die Zahl der Besucher des
Museums auf 20.000 Fremde gestiegen ist, kann man darauf rechnen, dass
der Besuch der kunstgewerblichen Ausstellung ein hinreichender sein wird,
um das ganze Unternehmen zu decken. Den geschäftlichen Betrieb wird
der Gewerbeverein übernehmen; die Vertretung vor der Oetfentlichkeit
wird das Salzburger Gewerbeblatt leiten.
Es sind illustrirte Kataloge in Aussicht genommen.
Als Local ist bereits ein großer Saal im Gewerbemuseum hergestellt,
der unentgeltlich zur Verfügung steht und direct von der Museumstreppe
zugänglich ist. An der Decoration werden sich Schüler des Decorations-
maler-Curses betheiligen. Hof-Antiquar Pollak ist bereit, die Gobelins zu
liefern, die zur Decorirung nöthig sind. Gegenwärtig arbeiten bereits
28 Salzburger Geschäftsleute, mit Benützung von Entwürfen und Zeich-
nungen, welche denselben der Lehrkörper der Staatsgewerbeschule liefert.
Mit der permanenten kunstgewerblichen Abtheilung tritt die Staats-
gewerbeschule in das volle ötfentliche Leben. Es ist die Ausstellung ein
Versuch, dem wir. einen vollen Erfolg lebhaft wünschen.
Bei diesem Anlassc dürfte es zweckmäßig sein, einen Blick auf den
gegenwärtigen Stand der Salzburger Gewerbeschule zu werfen. Nach dem
uns vorliegenden Jahresberichte dieser Schule besteht die Staatsgewerbe-
schule aus Abtheilungen, und zwar
A. Werkmeisterschule. Wintersemester Sommersemester
Schüler Schüler
l. Baugewerbliche Abtheilung 55
Il. Kunstgewerhliche
Schüler 41 23
Schülerinnen .. 25 18
B. Fortbildungsschule .. 82 31
C. Elementarzeichnen .. 64 44
267 127
Als Leh rer fungiren 21 Personen und darunter zwei Architekten,
Camillo Sitte als Director, und Vitus Berger, die ehemaligen Zöglinge
der Kunstgewerbeschule des Museums, A. Kie bachFer für das Fach
des Modelliren und Schnitzen; Josef Sa für Freihandzeichnen; ferner
Khrl ell, für decoratives und keramisches Malen; Anton Cz rda,
Chemiker und Photograph für Reproductionsverfahren und Keramik; die
Ingenieure Schwnlghofer und Tra uer u. s. f.
Der Jahresbericht verschafft Einsicht in die umfassende praktisc he
Wirksamkeit der Anstalt. Sie gab Entwürfe und Detailzeich-
225
nungen an.Firmen, welche in der Stadt Salzburg und im Kronlande
Salzburg ihren Sitz haben; es werden 34 Firmen namhaft gemacht, darunter
finden sich die hervorragendsten Vertreter der Industrie Salzburgs. Durch
die Staatsgewerbeschule wurde die Anregung gegeben zur Gründung eines
Gewerbevereines und eines Gewerbeblattes.
Die Fortbildungsschulen von Hallein, Radstadt und Neumarkt wurden
durch Ueberlassung von fehlerlosen Schülerarbeiten unterstützt. Schließlich
ist zu bemerken, dass die Schule auch einige Originalaufnahmen gemacht
hat und zwar von Schrniedearbeiten und von Marmorarbeiten, welche
für Publicationen bestimmt sind, und die Aufnahme der Gabrielscapelle
im St. Sebastiansfriedhof. Aus diesen Daten ist zu ersehen, dass die
Staatsgewerbeschule in Salzburg seit ihrer Gründung reiche Früchte ge-
tragen und das Gewerbe neu belebt hat. Schließlich wollen wir noch
besonders hervorheben, dass die Staatsgewerbeschule und ihr Director
Sitte in ununterbrochenem Verkehr mit dem Oesterr. Museum steht und
sozusagen sich auf denselben geistigen Boden stellt, auf welchen das
-Oesterr. Museum gegründet ist. R. v. E.
Die österreichischen Künstler im Auslands.
Die Zahl der österreichischen Künstler, welche im Auslande ihren
Aufenthalt genommen haben, ist eine sehr große. Die meisten der-
selben leben in München, mehrere in Frankfurt, Berlin, andere in Paris,
Brüssel, Venedig, Rom u. a. O. m. Es sind wahrlich nicht die Unbeden-
tendsten, die ferne von der Heimat ihre Kunst auf fremdem Boden aus-
üben. Dass die größte Zahl derselben sich in München befindet, ist be-
Vgreiflich. Zu den Zeiten, als König Ludwig lebte, entfaltete sich dort ein
reiches und großartiges Kunstleben. Was die deutsche Nation an hervor-
ragenden Künstlern besaß, wusste dieser kunstsinnige König nach München
zu ziehen. Die Blicke aller Künstler und Kunstfreunde Mittel-Europas
waren damals nach Baierns Hauptstadt gerichtet. Heutigen Tages ist dies
freilich anders geworden. Der Hof, der Staat und die Kirche verlassen
gleichgiltig die Traditionen Ludwigs I., und wenn gegenwärtig die Künstler
noch immer eine große Neigung besitzen, nach München zu gehen, so ist
dies nicht dem Umstande zuzuschreiben, als ob sich jetzt in München ein
Kunstleben entfalten würde, welches von großen Gesichtspunkten beherrscht
wäre, sondern wesentlich dem Umstande, dass in München zahlreiche
Ateliers vorhanden sind und ein großer Fremdenverkehr stattfindet. Der
Künstler lebt in München wohlfeil und angenehm und zieht sowohl aus
dem großen Fremdenverkehr als auch ans dem wohlorganisirten, von
intelligenten Geschäftsmännern beherrschten Kunsthandel bedeutende Vor-
theile. Und so leben gegenwärtig in München So bis 60 österreichische
Maleriund Malerinnen. Mehr als die Hälfte der Professoren an der Münchner
226
Akademie der bildenden Künste sind Oesterreicher von Geburt, so Defregger,
Gabriel Max, Alexander Wagner, I-lackl, Benczur, Knabl. Einige von
ihnen haben sich häuslich in München niedergelassen. Unter den dort
lebenden Oesterreichern befinden sich sehr viele Tiroler. Einige sind aus
Ungarn, Einige aus Böhmen und Galizien. Wir führen hier nur die be-
kanntesten Namen auf Defregger, Landschaftsmaler Rudolf Ditscheiner,
Rudolf und Ludwig v. Benczur, Ludwig Eybel, Gabl, Carl Karger,
Gabriel Hackl, Alexander Wagner, Gabriel Max, Josef Munsch, Mathias
Schmidt, Anton Stadler, Franz Weber, der Kärntner Willroider, Kosakiewicz,
J. Knabl, H. Eichler, u. A. m. Der Architekt Hauberisser hat sein Atelier
in München aufgeschlagen, Liezen-Mayer ist nach Stuttgart berufen worden.
Nächst München ist Paris derjenige Ort, wo österreichische Künstler gerne
einen längeren oder bleibenden Aufenthalt nehmen und mit vollem Recht.
Paris ist jetzt der Mittelpunkt des ganzen europäischen Kunstlebens. Von
Oesterreichern, welche gegenwärtig in Paris leben, genießt Michael Mun-
kacsy einen Weltruf. Außerdem leben daselbst Michael von Zichy, der
Böhrne Vaclav Brozik, Eduard Charlemont, der Bildhauer Friedrich Beer,
der Landschaftsmaler Engen Jettel und Rudolf Ribarz, der Thiermaler
Otto Ritter v. Thoren, Baron Eugen Ransonnet und Andere. Der hoch-
verdiente Veteran der österreichischen Historienmaler, Eduard Steinle, lebt
bekanntermaßen in Frankfurt; Wilhelm Koller, wie Steinle ein Wiener
von Geburt, lebt in Brüssel, wie Unterberger. In Venedig leben die Wiener
Ludwig Passini, Franz Ruben und Engen von Blaas. Die Zahl der öster-
reichischen Künstler, die in Rom leben, ist gegenwärtig geringer als es
vor dreißig Jahren der Fall war. Seit längerer Zeit schon leben in Rom
die Historienmaler Simm und Tentschert, ein Schüler Feuerbach's, der
Bildhauer Feuerstein, der Medailleur Wittig.
Würden die Staats-Ausstellungen in Oesterreich zu Stande kommen,
für welche der Reichsrath vor zwei Jahren so große Sympathien gezeigt
hat, so würde es sich bald erweisen, wie groß die künstlerische Begabung
der österreichischen Völker ist und welch" großen Antheil die österreichischen
Maler an dem heutigen europäischen Kunstleben nehmen. Aber wir fürchten,
dass bei der gegenwärtigen Lage auch dieses Jahr vorübergehen dürfte,
ohne dass diese Lebensfrage für die gesammte österreichische Kunst eine
wesentliche Förderung zu gewärtigen habe. Gibt es doch in Oesterreich
politische Parteien, welche auch auf geistigem Gebiete von einer Gemein-
samkeit der geistigen Interessen Oesterreichs und der Gemeinsamkeit der
künstlerischen Interessen nichts hören wollen. Diesen Parteiführern dürfte
es gleichgiltig sein, dass die polnischen Künstler bereits in Warschau einen
Mittelpunkt für ihre Bestrebungen gefunden haben, dass in Berlin die
größten und erfolgreichsten Anstrengungen gemacht werden, die Künstler
deutscher Nationalität in Berlin zu vereinigen. Diese Politiker sehen es
lieber, wenn österreichische Künstler in Paris, Berlin oder München ihre
Werke ausstellen, als dass durch Veranstaltung von Staats-Ausstellungen
227
ein Institut geschaffen würde, in welchem sie unter Staats-Aegide sich ver-
einigt fühlen könnten. Es wird sich wohl noch Gelegenheit finden, aus-
führlicher auf die Details und Ausführungs-Modalitäten von österreichischen
Staats-Ausstellungen zurückzukommen, aber es scheint uns höchste Zeit,
dass die Frage der Gemeinsamkeit der geistigen Interessen auf dem Ge-
biete der Wissenschaft wie auf dem der Kunst erörtert werde. W. A. Z.
R. v. E.
Zur Hebung der Karlsbader Sprudolstainllnduetrie.
Der aKarlsbader Anzeigen vom 10. November enthält einen aus-
führlichen Artikel über die Sprudelstein-Industrie, denwir in Folgendem
fast voilinhaltlich reproduciren, bemerken aber, dass gegenwärtig in den
leitenden Kreisen des Museums die Frage der Hebung der Sprudelstein-
Industrie eingehend besprochen wird.
Die Hebung dieses Industriezweiges müsste von Grund aus geschehen und es er-
scheint vor Allem angezeigt. die Entwicklung desselben von Anfang an zu verfolgen.
Vorher gehen wir noch eine kurze Beschreibung der Sprudelsreine.
Man unterscheidet Sprudelsteine, Sprudelerbsen und Sprudelsinter. Die beiden
erstgenannten eignen sich vermügv ihrer Festigkeit am besten zur Verarbeitung obwohl
die Hane eine verschiedene ist, indem die helleren Farben eine größere Festigkeit be-
sitzen als die dunkleren und sich daher am besten zur Politur und Verarbeitung eignen.
Die an Kalkerde reicheren Sprudelsteine, welche sich ohne Zutritt der atmosphä-
rischen Luft bilden, sind Bruchtheile der Sprudelschale und variiren in den Farben, welch'
letztere fast alle Nuancen aufweisen. Der Querschnitt der Sprudelsteine zeigt denn auch
verschiedenfarbige, bandartige, gleichmäßig parallele- Streifen. welche den Ringen eines
quergeschnittenen Holzstammes gleichen und in ihrer Breite variiren. Die Sprudelerbsen
bestehen aus runden Sintermassen, zeichnen sich ebenfalls durch Farbenreichthum aus und
kommen in verschiedenen Großen vor, vom feinsten Griesr bis zur Große einer Cocos-
nuss, wenngleich die letztere Gattung nur selten gefunden wird.
Von den verschiedenen Arten der Versinterungen haben die künstlichen Incrusti-
rungen von l-"eld- und Gartenblumen, Thongebilden etc., welche sich an der freien Luft
bilden, die sogenannten nSprudel-Versteinerungenc, das größte Interesse der Laien erweckt.
im Jahre 175g übersiedelte ein Steinschleifer, Namens Josef Müller, geb. 1727
in Liebenau in Böhmen, nach Karlsbad, welcher die hier vorkommenden Sprudelsteine
zuerst für seine Kunst verwerthete. Die Verwendung war eine ziemlich beschränkte,
hauptsachlich zu Schmucksachen, wie Medaillons, Brechen, Ohrgehangen etc.; auch zu
Stocltknopfen, Petschaften u. dgl. ähnlichen Zierrathen wurden Sprlxdelsteine geformt und
geachliEen, vorzüglich aber waren es Mosuikarbeiten für Chatouillen, Kistchen etc., wozu
die Verschiedenfarbig und vielseitig geformten Sprudelsteine Verwendung fanden, ohne
dass diese Arbeiten den Gesetzen der Aesthetik entsprachen. Auf diesem Standpunkte
blieb die Sprudelsteln-lndustrie viele Deeennien lang stehen. Niemand kümmerte
sich darum und von keiner Seite geschah etwas, um diesen Industriezweig zu einem
Kunstgewerbe zu gestalten, wozu noch der Umatand beitrug, dass das Rohmaterial nur
in beschränktem Maße gewonnen werden konnte. Im 16. Jahrhundert muss dasselbe noch
in reichlicher Ausbeute vorhanden gewesen sein, doch hat man zu jener Zeit noch nicht
daran gedacht, dass sich das elganthnmliche Gestein zu edlerem Zwecke benützen lasse.
Es wurde vielmehr in eigens construirten Kalltofen zu Kalk gebrannt.
Als der Steinschleifer Josef Müller im Jahre 1759 begann, die Sprudelsteine zu
schleifen und dieselben systematisch zu ordnen, gab er dadurch den Impuls zu der sich
seitdem in demselben schmalen Geleise bewegenden Sprudelatein-lndustrie, welche auch
dadurch, dass sich Männer wie Goethe für dieselbe interessirten Goethe hatte sogar im
Jahre 1807 über die Müllefsche Steinsammlung eine Brochure verfasst, in keine künst-
lerische Bahnen gelenkt wurde. Die Ausbeute an Sprudelsteinen blieb immer eine geringe
und änderte sich die Sachlage erst im Jahre 1877, als am Marktplatze Gebäude demolirt
und ein großer Theil der alten Sprudelschale abgebrochen wurde. Es war nun dadurch
die Möglichkeit geboten, den bereits gänzlich verkotnmenen lndustriezweig wieder aufzu-
richten, wozu drei Dinge als Mittel erscheinen würden Zunlchst die Errichtung einer
Fachzeichenschule, sodann die Einführung der neuesten Werkzeuge zur Be.
arbeitung der Steine, und endlich die Hehung der materiellen Lage derStein-
arbeiter.
Die Grundlage aller Kunstindustrien ist der Formensinn, das Zeichnen. Es wäre
daher nothwendig, dass endlich an Stelle der 1877 eingegangenen Fachschule für Por-
zellanindustrie eine Fachschule für Steinindustrie in's Leben gerufen w0rde'.
Als Beispiel seien hier die Achatschleifereien bei Bad Kreuznach angeführt, welche, ur-
sprunglieh auf das dort gefundene Material angewiesen, später sich das Rohmaterial in
großen Massen aus Amerika kommen ließen, wodurch ein blühender lndustriezweig ge-
schaffen wurde, dessen Export bedeutend ist.
Ebenso wäre die Veranstaltung einer Enquete, welche den gegenwärtigen Zustand
der Sprudelstein-lndustrie vollständig erheben müsste, zu empfehlen.Dieselbe würde das
traurige Resultat liefern, dass gegenwärtig der Industriezweig zum größten Theil aus
Arbeitern ohne Betriebsfond und aus Händlern besteht, welche die fertige Waare von den
Arbeitern unter dem reellen Werthe erstehen. Es wäre daher darauf hinzuwirken, den
Sprudelstein-Arbeitern in irgend einer Weise den Verkauf der Waaren zu sichern. Der-
artige Einrichtungen bestehen hier jedoch nicht.
Eduard Ritter von Hau,
gest. 13. Nov. 1880.
Herr Regierungsrath J. v. Falke widmete vor Beginn seiner letzten Donnerstags-
Vorlesung dem Verstorbenen folgenden Nachruf
nBevor ich heute meinen eigentlichen Vortrag beginne, drängt es mich, im Namen
des Museums einer Ehrenpilicht der Dankbarkeit zu genügen und eines Freundes unserer
Anstalt zu gedenken, welcher uns in diesen Tagen durch den Tod entrissen wurde. lch
rede von Eduard Ritter von Haas, dem Chef des großen Fabriks- und Handelshauses
Philipp Haas ßt Sohne, der nach langem Siechthum ein ehemals so schatfensfreudiges, so
rühriges, so erfolgreiches Leben fern ab von seiner Thatigkeit im milderen 'Klima still
beschlossen hat. Wer, der ihn in der Zeit seiner rastlosen, nimmer ermüdenden Arbeit
gekannt und beobachtet hat, wer haue dieses Ende geahnt! Als er die gewalti ste und
sorgenvollste aller Krisen glücklich überstanden als er das glänzende Schiff durc Sturm
und Brandung sicher in den Hafen gebracht, da brach er zusammen, ein Opfer seiner
Sorgen und Anstrengungen, siegend und doch gebrochen.
Uns und unserer Anstalt war er Freund, und mehr als das, er war die That zu
unserem Wort. Vor fünfzehn Jahren, als das Oesterr. Museum eben erst gegründet war,
als der Feinde und der Hasser mehr waren als der Freunde, zumal in der Industrie
selber, die uns und unseren Bemühungen durchaus nicht mit Wohlwollen entgegenkam
zwei oder drei wohlbekannte Namen ausgenommen in dieser Zeit des ersten Strebens,
des Misstrauens und des zweifelhaften Gelingens, da war es Eduard Haas, der sich mit
der Entschlossenheit seines Naturells und der ganzen Macht seines großen Geschäftes auf
unsere Seite stellte. Er war der erste, der auf seinem Gebiete die neuen Bahnen ging.
Was wir gefühlt, erdacht, ersonnen, was wir theoretisch als das Richtige erkannt, dem
ließ er mit schnellstem Verstandniss die Ausführung folgen und zeigte durch die That
seinen praktischen Werth. Jedes neue glückliche Motiv wusste er zu benützen, jeder gute
Gedanke wurde durch ihnvzur Wirklichkeit; was das Museum an guten Vorbildern alter
und neuer Zeiten gesammelt hat, das hat keiner besser und mehr zu verwerthen ge-
wusst als er.
Eduard Haas war es, der infolge seiner Verbindung mit dem Oesterr. Museum
zuerst die orientalische Richtung einschlug mit welchem Erfolge, bewies schon die
Pariser Ausstellung von 1867, welche ihn an die Spitze der europäischen Fabrication in
der Weberei der Teppiche und Decorationsstoße stellte. Und heute gibt es ja nichts an-
deres mehr als orientalische Muster oder orientalische Prinzipien. Wiederum ein neuer
ln der Sitzung des Karlsbader Stadtverordneten-Collegiums vom 31. August 1878
wurde die Umwandlung der hiesigen Porzellan-Fachschule in eine kunstgewerbliche
Zeichen- und Modellirschule beschlossen. Der Stadtrath und die curdrtliehe Section
beantragten damals die Bewilligung einer Subvention auf fünf Jahre vom 1. Janner 1879
ab in demselben Umfange, wie sie die Porzellan-Fachschule bezog, wenn die aufgelassene
Schule in eine dem Unterrichtsministerium unterstehende, den Karlsbader Gewerben
dienende Zeichen- und Modellirschule umgewandelt wurde. Dieser Antrag wurde ange-
nommen und die Jahressubvention mit 12oo H. festgesetzt.
nach Motiven des Mittelalters und der Renaissance,.und jenen reizvollen. Mustercabineten,
die noch in unser aller Erinnerung sind.'Als das Jahr 1878 mit der neuen Weltausstellung
zu Paris heranrltckte, da gedachte der sieche Mann, der ferne der Heimat am Strande
des Mittelrneeres weilte, da gedachte er des Ruhrues seines Hauses und der österreichi-
schen Industrie und traf selber die Anordnungen, die einen neuen" Sieg bedeuteten.
So hat er als kranker Mann noch den Weltruhm des Hauses aufrecht erhalten, den
er in frischestem Schnifens- und Arbeitsdrange selber begründet und errungen. Was er
geschalfen, das sehen wir, die wir diese Dinge im Großen und im Kleinen verfolgen,
bleiben und nachwirken aller Orten, zu seiner und unserer Ehre. Nun ist er geschieden.
wohl aus dem Leben, aber nicht aus unserer Erinnerung. Sein Andenken wird dem Museum
und den Angehörigen des Museums theuer bleiben für alle Zßltenß
Wir haben diesen ehrentlen Worten nur einige biographische Daten anzufügen
Eduard Haas wurde im Jahre 1810 in Wien, als der jüngere Sohn des Begründers der
Firma Philipp Hans, geboren und trat nach Absolvirung der real-technischen Studien als
Associe in die 1850 erklärte Firma Philipp Haas Söhne. Obwohl der Vater damals
noch lebte und fast ein Achtziger bis zu seinem Ende rüstig an den Geschäften lebhaften
Antheil- nahm, blieb die Hauptaufgabe doch stets auf den Schultern des jüngeren Sohnes,
dn der altere, Robert, wegen seiner schwachen Gesundheit fast bestlndig im Orient lebte.
Seinem Verdienste und unendlicher Rührigkeit ismlbgesehen von der oben gewurdigten
künstlerischen Seite, die rasche außerordentliche commercielle Ausdehnung des Geschaftes
zu danken, die durch 20 Filialen und Fabriken unter andern in Bradford und Lissone die
Haasäschen Erzeugnisse in aller Welt heimisch machten. Man kann wohl behaupten,
dass seit dem Jahre 1845 das Haus Haas sich an keiner Ausstellung betheiligte, ohne
den ersten Preis zu erhalten. ln Wien 1'873, in Paris 1878 blieb es bereits hors conctvurs,
was ein Zugestandniss der höchsten Auszeichnung seitens der Jury in sich schließt. Seit
1878 war Eduard l-laaa durch einen Schlagfluß gezwungen, die Oberleitung des Geschäftes
zumeist seinem Sohne Philipp zu überlassen und die heurige Ausstellung in der Rntunde
war eigentlich so recht das erste Hervortreten dieses neuen Leiters. Holfemlich wird es
diesem gelingen, den Ruhm seines Hauses aufrecht zu halten und wenn möglich zu mehren.
Schliesslich freuen wir uns mittheilen zu können. dass das Curatorium des Jesterr.
Museums mit Genehmigung Snkais. Hoheit des Protectors Erzherzog Rainer beschlossen hat.
eine Gedenktafel für Herrn Eduard Ritter von Haas in den Arcaden des Museums-
gebäudes anbringen zu lassen. Es ist dies der erste Fall, dass unser Institut in die
Lage kommt, dem hervorragenden Verdienste um die Kunstindustrie und um das Museum
die höchste Anerkennung zu zollen.
Litaraturhericht.
"Aus dem Graner Domschatzear 5v5 photographische Abbildungen im Auf-
trage und auf Kosten Sr. Em. des hochwürd. Herrn Johann Cardinal
Simor, Primas von Ungarn, Erzbischof von Gran, herausgegeben von
Dr. Jos. Dankö. Gran, 1880. F01.
Soeben ist eine glänzende Publication über den Domsehatz vnn Uran erschienen.
Dieselbe umfasst zwei Abthcilungen; die erste führt den Titel "Geschichtliches.
Beschreibendes und Urkundliches aus dem Graner Domschatzc." Im Auf-
trage und auf Kosten Sr. Eminenz des Primas von Ungarn, Erzbischof Cardinal Johann
Simor. herausgegeben von Dr. Josef Dankd, Domcapitular. Gran, 1880. x68 SS. Folie.
An diese Beschreibung schließt sich eine Mappe mit S5 Photographien, von Becz ädeä
ausgeführt, die ganz vurtretflich sind. Sie erhalten aber ihren eigentlichen Werth durch
den früher angeführten Text, ein Meisterwerk typogruphiscber Ausstattung, aus dem Atelier
von Holzhausen in Wien. lDr. Jos. Da nkö hat mit fachmännischer Gründlichkeit in dem
Text alles beigebracht, was zum-Verständniss des Dumschatzes und der Tafeln nöthig ist.
Der Text ist in deutscher und ungarischer Sprache abgefasst. Einige der Xylographicn
sind nach den stylgerechten Entwürfen von Hans Macht ausgeführt.
Das Prachtwerk gereicht dem Cardinal Simor und dem gelehrten Domcapitulur
Jos. Dankö zur Ehre. Der Güte desErstgennnnten verdankt die Bibliothek des Oestert
Museums den Besitz eines Exemplmres des Pracbtwerkes
DrfAnton Springer Die Psalter-Illustratiotien im frühen Mittelalter,
mit besonderer Rücksicht auf den Utrecht-Psalter, ein Beitrag zur
Geschichte der Miniaturmalerei. Mit to Tafeln in Lichtdruck. Des
Vlll. Bandes der Abh. der phllologlsch-histor. Classe der kön. Sächs.
Gesellsch. der Wissensch. Nr. ll. Leipzig, Hirzel, t88o.'4.
Naclidetti der Verfasser in einem Attfsattze vnn Lützow's Zeitschrift die Geschichte
der frühmittelnlterlichett Miniaturmalerei aufheue Grundlage gestellt und dabei den Wunsch
ausgesprochen hatte, dass die bedeutendsten der für die Kunstgeschichte so wichtigen
Psalter-lllustrationen rötlentlicht werden tnbcltten, hatte er sich, unermüdlich thatig, ent-
schlossen, selbst durch die Publicatiun des berühmten Utrecht-Psalters den Beginn zu
machen. ln einer vorausgehenden Abhandlung werden die Psalter-lllustrationen der Karo-
lingerzeit besprochen, in irnppen getheilt und endlich durch eine genaue Beschreibung
des wichtigsten Exemplares der zweiten Gruppe. das mit vielen anderen ähnlichen lodices
verglichen wird. die von byznntintscltcr Kunst unabhängige Entwicklung der abendlän-
dischen bewiesen. Die vurtretTliclten interessanten Lichtdrucke wertlen wohl zu weiteren
Publicatiunen solcher Handschriften reizen.
Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden
und Berlin. Ein kritischer Versuch von Ivan Lermolieff. Aus dem
Russischen übersetzt von Dr. Joh. Schwarze. Leipzig, E. A. See-
mann, 1880. 8.
indem hier, man darf es nultl sagen, der beste Kenner italienischer Malerei die
Bilder der deutschen Galerien bespricht, behandelt er in zum Tlzeil sehr ausführlichen
Excursen die wichtigsten Stadien italienischer Kunstgeschiche. Wie hier zum ersten Male
nach einem sicheren Systeme die Bilder einzelner venezianischer Maler, die gerne mit
einander verwechselt werden. als Giorgione, Palma vecchio, Lotto, die drei Bonifacio,
etc, auseinander gehalten werden, wie der Katalog der Arbeiten des vielbesprochenen Bar-
bari bedeutend bereichert wird, was der Autor für die Wlttrdigung der ihm so vertrauten
Bergamasken, Brescianer und Lumbardeti thut, kann ltier nur angedeutet werden. Der
wichtigste Theil des interessanten Buches beschäftigt sich mit der Jugendgeschichte
Rafnels, die durch LermolietT auf ganz neue Grundlagen gestellt wird, und deren kritische
Behandlung in der Kunstgeschichte hoffentlich Epoche machen wird. Wir wollen, um
den Leser auf den reichen lnhnlt attfitterksam zu machen, in Kürze dasjenige mittheilen. was
der Autor über jene Bilder der Wiener Galerien, welche er in Betrachtung ziehen muss,
urtheilt. Dein lä-tltnn rccchio, Relredere, Saal 35, wird der Täufer, der ihm von den
Herren Crowe und Cavalcaselle abgesprnchen war, triedei- zugetheilt, so wie ein Bild in
der Galerie Liechtenstein Nr. 38. welches von diesen Herren nicht erwähnt wird. Belv
vedere, a. Saal, das lrüher nach Waagen Tizian zugeschrieben, in neuerer Zeit aber
unter der Angabe. dass es ein Porträt des bekannten Naturforschers Ulysscs Aldrovandi
ware, für Correggio in Attspruch genommen wurde. wird vun Lermolietl" als ein sehr
feines Bild des Lotto erklärt. Er macht aufmerksam, dass es keinesfalls, auch wenn man
es dem Correggio belassen wollte, den Ulysses Aldrovandi, geb. 1522. vorstellen konne,
da Gorreggiu starb. als jener Jahre alt war. Eine ausführliche Studie wird den Werken
des Giorgione gewidmet und ein vollständiger Katalog der erhaltenen aufgestellt; da in
denselben nur ein Bild der Belvedere-Galerie, die berühmten sogenannten Feldinesser
figuriren, werden die anderen Bilder, welche in der k. Galerie als Werke des Giorgione gelten.
stillschweigend zurückgewiesen. Bei den zwei großen Bildern, Bclvederd, Erdgeschoss.
t. Zimmer, und tt. Amors Triumph untl Sieg der Keuschheit, wurde, wie öfters vor
Crnwe und Cavalcaselle Bunlfaziti, dem sie schon richtig von Ridolü zugeschrieben
waren. mit Cariani verwechselt.
Jacopu de Barbari, von dem der Autor Fresken in Treviso auiführt, wird als der
Schöpfer jenes interessanten Portrhtes erklärt Belvedere 4. Saal, 3G, nach dem Kataloge
der Galerie altflorentinisch, dem Masacciu verwandt. -Von dem vorzüglichen Portratmaler
Nlaroni, der erst in unserem Jahrhundert eine europäische Berühmtheit erlangte, befinden
sich zwei Bilder in der Belvedere-Galerie 2. Saal, 24 und 34, beide a'us der Sammlung
des Erzherzogs Leopold Wilhelm zu Brüssel, wo das eine schon den Namen des "fizian.
das andere den des Jan Calcar trug. welche ihnen auch hier bisher belassen wurden.
Auch ein Bild des so seltenen Andrea Solurio Fand Lermnlieii" in der Belvedere-
Gnleric, Herodias, hier in der deutschen Schule I. Saal, 78 als Ambergcr. Die höchste
Aufmerksamkeit verdient ein Bild von Ambrogio de Predis in der Ambraser-Sammlung.
Profilportrht Kaiser Maximilian l. von 1,502, da Lerrnoliei diesem wenig bekannten
Künstler das berühmte Bild der Bianca Maria Sforza zusehreibt, welches in der Am-
brosiana bisher unbezweifelt als Linriardn gegolten hat.
Noch wollen wir hinzuffgen. dassauch eine große Anzahl der Zeidliroungen der
Albertina erwähnt werden, welche früher unter falscher Bezeichnung, von dem gegen-
wärtigen Director Professor Thausing schonihren Autoren zurückgegeben rvorden waren.
Alphonse Simil Traite de peijspective pratique. xVierzig litbogtr. Blätter
und eine kurze Einleitung. Paris", A. Morel 8c Co., r88x. Fol.
Eine compendiöse, durchwegs praktische Anleitung alles für den" austxbenden
Künstler durchaus Nöthigen aus dem Gebiete der Linearperspective. Gleich gut geeignet
als Leitfaden für den Lehrer sowohl als auch für dieienigen, welche sich durch Selbst-
unterricht mit den perspectivischen Constructionen vertraut machen wollen. Die äußere
Form des Werkes erleichtert dessen Benutzung. Den 14.4 Figuren der einzelnen Blätter
ist auf diesen letzteren selber der begleitende Text beigegeben, und zwar in einfacher,
kurzer und gemeinverstandlicher Weise. Die Zeichnungen sind klar und deutlich und diu
Auswahl der gegebenen Beispiele eine durchwegs günstige.
Synchronistische Tabellen der christlichen Kunstgeschichte von Dr. Fr.
X. Kraus. Ein Hilfsbuch für Studirende. Freiburg im Br., 1880. 8.
Das Buch des kunstgelelirten Professors der Kirchengeschichte in Freiburg wird
Studirenden recht nützlich sein. Doch hohen wir, dass bei einer neuen Ausgabe einige
Ergänzungen eintreten werden. Wie bei den meisten kunsthistorischen Werken aus
Deutschland ist die österreichische Kunst zu wenig berücksichtigt. Der Verduner Altar,
die österreichischen Barockbauten. FerstePs Votivkirche, die Glasmalereien und Mosaik-
arbeiten von Dr. Jele und Alb. Neuhauser in Innsbruck dürfen künftig nicht mehr über
gangen werden. Die Beigabe der einschlägigen Literatur für iede Periode wäre an sich
recht schätzenswerth. nur dürfte dieselbe nicht so llüchtig behandelt sein, dass selbst bee
deutendere Monographien unerwähnt bleiben.
lllustrirler Katalog der Gypsabgusse des Museums. Um einem viel-
fach, sowohl von Industriellen, Künstlern als Lehrern guaußerten Wunsche zu entsprechen,
sind die Vorarbeiten im Zuge. einen systematisch-geordneten und illustrirlen Katalog der
Gypsabgßsse im Laufe des nächsten Frühiahres zu publiciren.
Soeben ist das erste Heft des IV. Bandes des wRcpertoriums fur Kunst-
wissenschafn, redigirx von Prof. D. J. lanitschek lbei Gcrold-Spemann erschienen.
Es enthält unter Anderem eine gründliche Arbeit von Prof. Dr. Eduard Dobbert
i-Ucber den Triumph des Todes im Campo-Santo in Pisau.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
rPei-sonalnachriohtan. Se. k. und k. Hoheit Erzherzog Rainer
hat in seiner Eigenschaft als Protector des k. k. Oesterr. Museums für
Kunst und Industrie die Herren H. Rivett-Carnac in Allähabad und
Friedrich Spitzer in Paris zu Correspondenten des bezeichneten lnsti-
llltCS CITHIUFII.
Die Weihnaohts-Ausstellung im Oesterr. Museum wurde
Sonntag den 28. November erölfnet. Von mehr denn 200 Ausstellern be-
schickt nimmt sie dieselben Räume ein wie im vorigen Jahre und ein
paar kleine Gemächer dazu. Der Arcadenhof ist wiederum durch Herrn
Giani decorirt, zugleich erscheint er mit den Ausstellungen verschiedener
Blumenlabrikanten reich geschmückt. Besonders reich sind die feineren
Arbeiten in Gold, Silber und Juwelen vertreten von Kücbert, Mayer,
Handle, Reimer's Erben, Lustig, Rummel in Prag u. a. ln Glas ist neben
Bakalonits diesmal wiederum Lobmeyr mit sehr großer Auswahl neuer
Gegenstände erschienen. Eisen ist vor allem durch eine vorragende Aus-
stellung von Gillar vertreten; Teppiche und Decorationsstolfe durch Philipp
Haas 8c Söhne, Giani und Silberstern. Die Buchbinder haben aus der
Bucheinband-Ausstellung dieses Jahres Nutzen gezogen und sind zahl-
reicher gekommen als je. Fertig eingerichtete Zimmer haben ausgestellt
Klöpfer und Albert, sowie eines, um der Billigkeit seiner Herstellung
willen, der Ingenieur Roseiistingl; Möbel sind ausgestellt von Bernhard
Ludwig, Harthan, Rudrich und vielen anderen. Unter den zahlreichen
Stickereien. die von Damen wie von Geschäften ausgestellt sind und in
ihrer Gesamtutheit einen völlig anderen Anblick als etwa vor oder
Jahren darbieten, bemerkt man als auffallend die vielfache Erscheinung
farbiger Stickerei auf Leinwand von Privaten wie von Geschäften, so von
Höchstädter, Kabilka u. a. Farbige Fenster hat die Tiroler Glasmalerei
ausgestellt sowie Geyling's Erben; Chromolithographien diesmal nur Grefe.
Porzellan und Faienceu sind ausgestellt von Wahliß, Gebrüder Schütz,
Bauer, Reimann, Zasche u. s. w.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums Wurden im Monate
November von M363. die Bibliothek von 3007, die Vorlesungen von 122! Per-
sonen besucht.
Versuchter Diebstahl im Museum. Am ii. November versuchte der Gym-
nasialschüler Jak. Sinnek sich im Snale Nr. Goldschmiedearbeiten einschließen zu lassen,
wurde aber durch die Wachsamkeit eines Sztalbediensteten entdeckt und der Polizeibehördc
übergeben. Bei dem mit ihm aufgenommenen Verhöre gestand der junge Bursche den
Diebstahl nur eines Armbandes beabsichtigt zu haben, leugnete aber jegliche Verbindung
niit Complicen.
Oesterreielitsulies Museum. las Curatoriunt des Oesterr. Museums hat dem
Herrn Unterriclitsminister eine Denkschrift über die Notliwendigkeit einer Lehranstalt für
Kunstwaberei und Zeugdruck in Wien überreicht. Es ist dadurch der im Abgeordneten-
hause am S. Mai d. J. beschlossenen Resolution entsprochen, welche die k. k. Regierung
auliorderte zu veranlassen. dass an der Kunstgewerbcschule tüchtige Manufacturzeichner
für die Textilindustrie künstlerische und technische Ausbildung erhalten könnten. Die
auf Grund von Berathungen eines Kreises von Fachmannern ausgearbeitete Denkschrift
weist nun umständlich mit statistischen Daten die Bedeutung der Textilindustrie für den
Kiiiserstaat nach, wirft einen Blick auf die Anstrengungen. welche zur Hebung derselben
in anderen Ländern gemacht werden und gelangt mit Rücksicht darauf. dass die Textil-
industrie in Oesterreich wesentlich eine Kunstinilusirie ist, zu dem Petitum wDas hohe
Ministerium wolle im Sinne der Resolution des hohen Reiciisrathes. in Ausführung eines
vnm k. k. Handelsministerium schon im Jahre R574 in Aussicht genommenen Proiectes
und nach den vorhin gegebenen Andeutungen die bestehende Webeschule im Vl. Bezirke
Wiens mit einer Abtlieilung für Kunstiveberei und Zcugdruckerei erweitern" und die ganze
Anstalt einschließlich der Posamentirschule als eine Scction der Kunstgewerbeschule in
Wien der Oberaufsicht und Leitung des k. k. Desterr. Museums für Kunst und Industrie
unterstellen; ferner ein System von Stipendien für Züglinge der einen oder der anderen
Anstalten, welche sich zu Muaterzeichnern ausbilden wollen, in's Leben rufenw
Gesellschaft zur Forderung der Bronze- und Eleen-Knnstlnduatrle Am
itS. November fand unter Vorsitz des Präsidenten R. Kitschel die Generalvcrsammlung
dieser Gesellschaft statt. Zunächst erstattete Herr l.. Faber sein Gutachten über den vom
Handelsministerium eingesendeten Entwurf eines neuen Musterschutzgesetzes. Herr Faber
bezeichnet die in dem neuen Entwürfe gegebenen Definitionen für Muster und Modelle
als nicht erschöpfend, die Ausdehnung der Schutzfrist von auf to Jahre, wegen der
hieiuit verbundenen Gebühren, als dem kleinen industriellen nicht förderlich, den durch
die Vermehrung der Instanzen schleppender werdenden processualen Gang als schädigend,
den ganzen Gesetzentwurf überhaupt als eine Verschlechterung des alten Gesetzes, und
erklärt, gleichwie in seinem Gutachten vom Jahre 1876, auch diesmal nur das deutsche
Musterschutzgesetz als zur Einführung geeignet empfehlen zu können. Zustimmung In
Bestätigung der Vorschlage des Ausschusses wurden hierauf von der Versammlung nach-
stehende Preise für Concurrenzarbeiten zuerkannt Für Zeichnungen zur Ausführung in
Bronze, und zwar für einen Uhrtrager 25 H. an Herrn Josef Hollubetz; für eine zwei-
nrmige Girandole in deutscher Renaissance 30 fl. an Herrn Friedrich Butscher diese
beiden Prhmiirten sind Schüler des Professors O. König; für die Zeichnung eines Zim-
mcrlusters mit drei GasHammen erhielt der Architekt Herr Anton Hellmessen eine
lihrengabe von 25 H. Für das Modell einer Rauchgarnitur im Renaissaneestyl zur
Ausführung in Bronze erhielt Herr Julius RieB Schüler des Lehrers Herrn Stefan
Schwartz an der Kunstgewerbeschule des Museums den Preis von So 8.; für die Zeich-
nung eines Treppengelanders zur Ausführung in Gußeisen wurde Herrn Emil Dreißig
ein von Herrn R. Ph. Waagner gewidmeter Preis vontäc fl. zuerkannt; endlich erhielten
Edmund v. Zichy-Schülerpreise von je 25 fl. für Entwürfe von praktischen Gebrauchs-
gegenstanden die Herren Ludwig Jünger, Julius Rieß, Celda Kloucek und Johann
Kastn er, sammtlich Schüler der Kunstgewerbeschule des Museums. Nachdem weiters
der Jahresbeitrag der Mitglieder, wie bisher, mit io fl. festgesetzt worden, wurde schließ-
lich eine Statutenanderung genehmigt, durch welche auch Fheilnehmern- mit dem halben
Jahresbeitrag der Beitritt zur Gesellschaft ermöglicht wird.
Geschenke an das Museum. Se. Durchlaucht der Fürst Johann
Liechtenstein machte dem Oesteri". Museum ein werthvolles Geschenk
mit einer Marmorstatue von Deloye. Die Statue, welche bei ihrer ersten
Aufstellung in Paris im Salon i879 gerechtes Aufsehen erregt hatte, stellt
unter der Figur eines nackten lorbeerbekränzten Knaben mit einer chrys-
elephantinen Pallas auf der Rechten, einem Wappenschilde in der Linken
und dem Geräthe der Malerei und Plastik zu seinen Füßen, den Genius
des Hauses Liechtenstein dar, der die Künste beschützt. ln der ganzen
Anlage der Figur, sowie in der naturalistischen Durchführung strebt der
Künstler den Werken der Frührenaissance nachzukommen, indem er
gleicherweise wie etwa Verrocchio die noch unausgebildeten Proportionen
des jugendlichen Alters betont.
Außerdem schenkte Fürst Lichtenstein noch eine Venezianische Gon-
falonieren-Fahne des i8. Jahrhunderts aus rother Seide mit Wappenthieren
bemalt und etliche orientalische Gewebe und Stickereien.
Auch die Bibliothek des Museums wurde von Sr. Durchlaucht mit
Geschenken bedacht. Es sind dies nebst mehreren Zeichnungen nach ita-
lienischen lntarsien, Möbeln, Photographien von Gemälden noch das kost-
bare Werk von Libri über Bucheinbände, der Neudruck von "Vredemans
Schrynewerck-i und der werthvolle illustrirte Katalog der Bibliothek
Firmin Didot.
Zur Vermählung des Kronprinzen. Auf Vorschlag der Kammern in Wien
und Prag haben bekanntlich die vereinigten österreichischen Handels- und Gewcrbekammern
beschlossen, dem hohen Brautpaare zur Feier seiner Vermählung eine Serie kostbarer und
kunstvoll ausgeführter Prunkgefäße aus Krystallglas mit emaillirter Edelmetallfassung zu
widmen, die als wahre Meisterwerke unter den Kunstarbeiten der vaterlandischen Glilir
industrie zu bezeichnen und in gleicher Vollendung von den verwandten lndustrien fremder
Lander noch nicht geliefert worden sind. Diese Prunkgefäßc, eine Leistung der rtihmlich
bekannten Glasfirmai J. L. Lobmeyr in Wien. umfassen 45 Objecte Pocale, Kannen,
Becher, Blumengefaße etc. und sind nach Art jener Prachtgefaße ausgeführt, die, eine
Zierde der kaiserlichen Schatzkammer in Wien bilden-l, aus der Zeit des kunsisinnigen
Kaiser Rudolf ll. stammen, welcher an seinem Hofe zu Prag nebst anderen Künstlern die
tüchtigsten Goldschmiede, Einschmelzer und Krystallschleifer vereinigte, durch deren
Thatigkeit der Grund zu der böhmischen Glasindustrie und der künstlerischen Ausbil-
dung derselben gelegt wurde. Was die Ausführung dieser Gegenstände betrilft, so ent-
warf Herr Prof. Herdtle am k. k. Oesterr. Museum für Kunst und lndustrie in Wien
die Zeichnung zu der mit einaillirter Gold- und Silberverzierung besonders reich aus-
gestatteten Prunkvase, Lobmeyr die Zeichnungen zu den Pocalen, Kannen etc., deren
ornamentale Ausschmückung Herr Professor Salb besorgte, welche ebenfalls in etnaillirtes
Edelmetall von H. Ratzersdorfer gefasst wurden und zwar in,der Weise, wie es die
Bergkrystall-Gersthe in der kaiserlichen Schatzkammer sind. Vasen dieserArt hatte Lob-
ineyr bereits i878 in Paris ausgestellt. Zu diesen Prunkgefaßen wird eine Widmungs-
schale aus Krystallglas mit kunstvoller Gravirung, von den Professoren Eisenmenger
und Tautenhayn cnmponirt und modellirt, angefertigt. lm Grunde derselben erscheint
als Hauptbild schwebend Hynien mit der Hochzeitsfackel, ihm folgen Handel und Gewerbe
mit ihren Emblemen. Das Hauptbild ist umgeben von der Widmungsinschrift, dem ver-
einigten österreichischen und belgischen Wappen und sonstigen passenden Verzierungen.
Ferner werden als Widmer die Namen der österreichischen Handels- und Gewerbekammern
ersichtlich sein. Der Kronprinz hat zufolge einer Nachricht des Grafen Bombelles an das
Präsidium der Wiener Kammer, welche mit der Durchführung dieses Huldigungsactes
betraut worden ist, die von den vereinigten Kammern beabsichtigte Widmung mit großem
spricht der von dem Wiener Hapdelstand als Featgeschenk bestimmte Prunkschrank zu
werden, für welchen Regierungsrath Prof. Storck die Entwürfe und die Leitung der
Ausführung übernommen hat. Nach der Zeichnung zu schließen, hat die moderne Mobele
industrie kaum etwas geliefert, was diesem Schranke bezüglich Reichthum und Kunst-
fertigkeit der Ausführung an die Seite gestellt werden könnte Es soll damit ein glän-
zendes Beispiel von der Leistungsfähigkeit der Wiener Industrie geliefert werden, und
sind auch deren tnchtigste Vertreter, wie Holtischler Michel. die Bildhauer Klotz,
Schiudler, Weyer, der Ciseleur Stefan Schwartz zur Mitwirkung herangezogen. Wir ge-
denken das Kunstwerk erst nach dessen Vollendung eingehend zu würdigen, lenken aber
bereits jetzt die Aufmerksamkeit auf die ganz neu in Anwendung gebrachte lntarsia
mit relietirtem farbigen Holze, durch welche Regierun srath Storck die Holzornaitientik
um ein höchst wirkungsvolles und dabei außerordentlic vornehmes Motiv bereichert hat.
Auch die künstlerische Ausstattung der Adresse der Stadt Wien wird an der Kunst-
gewerbeschule besorgt, da Professor Donadini mit derselben beauftragt wurde.
Auszeichnung Die Herren Franz l-latzinger und Cäsar Costamagna,
Zeichner der Firma Philipp Haas St Söhne, haben von der Academie nationale in Paris
in-deren letzter Jahresversarnmluug die Medaille lll. Classe uhalten,
Die Wahlrechts-Ausstellung des Wiener Fraaen-Erwurbveretneu wurde
Sonntag den 21. November im Vereinshause, VI. Bezirk, Rahlgasse Nr. erMfner. Sie
umtasste Arbeiten der Nhhstuben, des Lehrcurses für Spitzenarbeiten, der Maschin-
strickerei-Schule, Ausführungen des Ateliers für Musterzeichnen Entwürfe zu allen Zweigen
der Frauenarbeit so wie angefangene Arbeiten, Stickereien. Spitzen u. s. w. Die Aus-
stellung, welche ein übersichtliches Bild der Leistungen der Schulen und des Ateliers
bot, ist Sonntag den 28. November geschlossen worden.
Die Medaillen der Ntederosterreiehtsohan Gewerbeausstellung. Die Avers-
seite der goldenen Medaille, von dem k. k. Katnmermedailleur Herrn J. Tautenhayn
gravirt. zeigt drei Figuren. Die mittlere derselben stellt die Gloria auf einem Throne
simpnd dar, wie sie der lndustrie den Siegeskranz übetreidtt. zur Linken der Gloria
steht der Gewerbeverein, personificirt durch einen das Banner des Vereines haltenden
Jüngling in antikem Gewande. Die Medaille ist aus Silber, schwer vergoldet und wiegt
73 Dekugramm. Die Gravirung auf der silbernen Medaille Avers rührt von der Hand
des k. k. Münzgraveurs Herrn Anton Scharff her. Sie zeigt nur eine Figur die indu-
strie, in der einen Hand schwingt sie den Ruhmeskranz, in der anderen halt sie das
Banner des Gewerbevereines. Die silberne Medaille ist imitt gehalten Sie hat es Gewicht
und den Werth von circa acht Silbergulden. Die bronzene Medaille, gravirt von Herrn
Friedrich Leisek, zeigt auf der Aversseite die Figuren der Ruhmesgottin und der ln-
dustrie. Dieselbe ist gleich ewichtig mit der silbernen. Die Gravirttng der Reversseiten
erfolgte für alle drei Medai lengattungen durch Herrn Schwerdttier. Die Reversseiten
enthalten insgesammt ein rechteckiges Feld für den Namen des Prlmiirten.
Toclmologlschea Gewerbemusiaum. Aus dem uns vorliegenden ersten
Jahresberichte dieses lnstitutee, welches am 26. October 187g erotfnet wurde, er-
sehen wir mit Vergnügen, dass noch im Laufe dieses Jahres zu der bestehenden
Section für Holzindustrie die ll. Section Versuchsanstalt für Färberei, Bleicherei, Druckerei
und Appretur errichtet werden wird. Der Bericht umfasst a7 Seiten und enthält fol-
gende Capitel Geschichtliches, Leitung des Museums 'und Wirksamkeit der l. Section
Lehrthlttigkeit, Fachzeitschrift, Herausgabe von Lehrmitteln, Sammlungen, Fachgut-
achfen etc., Finanzzölle, Stand des Unternehmens, Statut.
Das Museum zahlt gegenwärtig 20 Stifter, 4a Gründer, 9a Mitglieder, zu Theil-
nehmer und verfügte mit Ende September nach Bestreituug der Adaptirungskosten und
des ganzen Aufwandes seit der Qründung über ein Baaraaldo von fl. 1849654.
Natur- und kunsthistiodsahe Ausstellung in Krems. Zutn Besten der frei-
xtilligen Feuerwehr und der Kintlerbetvahr-Anstalt wurde in Krems von einem zu diesem
Zwecke gebildeten Comiti eine natur- und kunsthistorische Ausstellung veranstaltet, welche
vom 14. November bis t. December geöifnet sein wird. Es ist wohl begreiflich, dass in
einer so alten Stadt wie Krems, woeinzelne Familien bereits durch lahrhunderte ihren
Wohnsitz haben. eine reiche Auswahl alterthümlicher Bilder, Waden und sonstiger Gegen-
stände zu finden ist. Allein nicht nur von der Bürgerschaft, sondern auch aus dedbee
nagbbprten Schl ssern und Klostern wanderte vieles Sehpnswerthe und Merkwürdige in
die Ausstellu sti-tallen, ebenso stellten die Kremser Schulen ihre Sammlungen bereit-
willigst zur erfugung, so zwar, dass diese Ausstellung, ein Unicuin in ihrer Art, nicht
nur den Klinik und Aslterthumsfreund, sondern auch den Naturhistoriker zufriedenstellen
235
wird. Viele Gegenstände sind auch verkäuflich. Die Ausstellung benndet sich in den vier
Sälen der Vorschusscasse in der Herzogsstraße.
Das kuustgewerbllohe Museum in Prag. Die Handelskammer in Prag ver-
öffentlicht soeben den zweiten Bericht über das dortige kunstgewerbliche Museum.
Dasselbe wird in dern von der böhmischen Sparcasse gewidmeten Künstlerhause bleibend
eröffnet werden. Der Bericht ist in deutscher und bdhrnischer Sprache gedruckt. Die Ge-
schenkgeber für das Museum sind fast ausschließlich Deutschböhmm. Der Fond für die
Einrichtung betragt 13.733 H. 85 ltr., zum Ankauf 302g H. 6x kr.; der Jos. Wratislaw-
sche Stiftungsfond weist eine Jehresrente von I6? H. gt kr. auf.
Knnstwebesohule in Starketsdt. Die feierliche Erötfnung der vom k. k. Han-
delsministerium bewilligten und subventionirten Kunstwebeschule in Starkstadt fand am
28. October statt. Das zur Unterbringung dieser Schule von der Gemeinde unentgeltlich
beigestellte und adaptirtc Gebäude war zu diesem Behttfe festlich geschmückt. Auch die
Stadt hatte Fcstschmuck angelegt. Dcn Festtag emßncte ein solenner Gottesdienst. Der
Lehrer tltt der Wcbeschule Herr Tietze begrüßte die Festgäste in einer Ansprache und
geleitete dieselben in die Schnlratttnc, welche aus drei geräumigen Zimmern bestehen.
lrn Schulzimmer waren bereits fünf Kunstwebestnltlc aufgestellt, welche der Bleichen-
besitzer in Mohren, Herr Suida, der Schule zum Geschenke gemacht hatte. Aus dem
Schulliause begaben sich die Versatnmelten in den Saal des geschmückten Rathhauses.
Nachdem der Saal in welchem die Bildnisse Ihrer Mniestatett und Sr. k. und k. Hoheit
des durchlauchtigstett Kronprinzen prattgten, mit den Festgasten gefüllt trar, hielt der
Reichsrutlts- und Landtags-Abgeordnete Herr Dr. Rnscr eine SClHVIJUgVHllC Ansprache,
worin derselbe namentlich die Wichtigkeit der durch die Fürstirgu der Regierung in
neuester Zeit zahlreich errichteten Pachschulen für die verschiedenen Zweige der in-
dustrie hervurhnb. Ein dreifaches Hoch auf den Fabriksbesitzer llerrn Josef Edlen von
Schroll. dessen namhafte Spenden das lnslehentreten dieser Schule ermöglicht hatten.
schloss die Rede. Die hierauf fnlgende Ansprache des Bczirkshauptmnnnes Nadherny
gedachte am Schlusse in einem dreimaligen Hoch Sr. Majestät des Kaisers, des Schöpfers
und Förderers der Schulgesetze, in welches die Versatnmeltcti mit Enthusiasmus ein-
stimmtcn. Pr. Ztg.
tfaohechnlo für Photographie in Salzburg. Der rastlosen Rühriglteit des
Directors der Salzbur er Staatsgewerbeschule. Herrn Camillo Sitte, ist es gelungen, an
seiner Anstalt die Errichtung einer eigenen Schulabtlteilung für Photographie und die mit
Hilfe derselben arbeitenden Reprnductionsverfaliren in's Leben zu rufen. Dieselbe erfreut
sich allenthalben der größten Anerkennung und ihre Leistungen sind itt der That der
Aufmunterung werth. Ein höchst erfreulicher Beweis des Interesses für die neue Schult
liegt in dem Geschenke. welches der bekannte Optiker. Herr Fr. Ritter von Voigt-
linder, derselben gemacht hat. Derselbe erklärte sich bereit, der Anstalt die zur Aus-
rüstung des photographischen Ateliers erforderlichen und iilünschenswerthen Obiectivc
sowohl für das POFITÜI". Landschafts- wie Reprnductiotisfaclt, also Euryskope und Weitwinkel-
Euryskope unentgeltlich nach beliebiger Auswahl beizustellen, ein ticschenk. dessen Werth
auf mehrere hundert Gulden ztnzuschlagcn ist.
tGeuta-al-Oomite zur Forderung der Erwerbothlitlgkelt der Erz- und
Rtesangebirgebewohneel Den jüngsten Mittheilungen dieses Centtal-Comitefs ent-
nehmen wir, dass die von dem Handelstuinißterium gegründete Fachschule für Korb-
flechterei in Hohenelbe gedeiht und erst kürzlich von Herrn Wenzel eine Col-
lection von Musterltorben zuin Geschenke erhalten hat. Das von dem Central-Comitä
der Prinzessin Stephanie zugedachte Hochzeitsgeschenk betreffend wird die Mittheilung
des Regierungsrathes Storck zur Kenntniss gebracht, dass die theils im Erzgebirge
selbst, theils an der Central-Spitzenschule in Wien von Erzgebirgs-Arbeiterinnen besorgten
Arbeiten die rechtzeitige Fertigstellung und das beste Gelingen in Aussicht stellen. Die
Spitzengarnitur wird, wie Herr Regierungsrgth Stnrck versichert, sich den besten Arbeiten
auf diesem Gebiete und auch dem aus diesem Anlasse von der Stadt Brüssel gewidmeten
Schleier, den Stnrck gesehen hat, würdig an die Seite stellen.
Alt-M Hi die Kirühß HEIDEN-h. Zufolge einer Nachricht von Jerusalem,
welche das v-Vaterlandn bringt, ist der Altar, den die Besucher des Museums kennen, am
l. November in der Vcrkündigungskirche eingeweiht und feierlich aufgestellt. Am 17, Oce
tuber ist der Herr Schlnßcaplan P. Heribert Witsch mit dent Altar angekommen. Am
folgenden Tage wurde der Altar ausgepackt und mit der Aufstellung desselben begonnen.
War schon die Ueberführttng dieser ssiven Marmorsteine hier, in einem Lande, welchem
sowohl Straßen als auch die erforderlichen Transportmittel fehlen, ein schweres Stück
Arbeit, so war die Aufgabe, dieselben zusammenzustellen mit Leuten. die weder Hebe!
maschinen, noch sonsf iiatürliche Kunstgriff haben, denen Alles nie eineml-inde in die
Hand gegeben werden muß, nicht leichter; dennoch wurde auch diese Arbeit in neun
Tagen glücklich vollendet. Als zum Schlüsse am 29. October die herrliche Marien-Statue,
die Königin des heil. Rosenkranzes. ein Meisterwerk des Herrn Professors Ktinig von
der osterreichischen Kunstgewerbeschule, auf das Postament über dem Tabernakel gestellt
wurde, war der kaiserliche Altar den ganzen Tag von Menschen umringt, welche die
schone und liebliche Madonna zu schauen und zu bewundern nicht satt werden konnten.
Photographische Atelier an der Nationalbibliothek in Paris. Die Chro-
nique des Journal gäneral de Pimprimerie et la librnirie kündigt die baldige Uebergahe
jenes Ateliers dem Publicum an und knüpft an diese Mittheilung noch folgende Bemer-
kungen Der Ateliersaal hat 18 Meter Lange zu Meter Breite. Wir brauchen nicht
weiter die Bedeutung dieser Neuerung an der Bibliothek hervorzuheben; alle Welt hat
dieselbe langst ersehnt. Der Zweck derselben ist, mit Hilfe der Photographie die wunder-
baren Meisterblatter aus der Kupferstichabtheilung bekannt zu machen und zu verbreiten,
die ebenso seltenen als merkwürdigen Miniaturen der Bibliothek zu reproduciren, kurz
diese unbekannten Schätze der Oelfentlichkeit zu übergeben und so eine ganze Fülle von
Kunstwerken zu enthüllen, welche bisher nur wenigen außerordentlich Begünstigten be-
kannt waren. Wir können an diese Notiz nur den Wunsch anschließen, es möchte jenes
Pariser Beispiel glanzendster Liberalität auch bei uns baldige Nachfolge finden.
Die Elfenbein-Schnitzereien von Volterra. In Florenz findet am z. December
die öffentliche Versteigerung von vierzehn in Elfenbein und Holz geschnittenen Stücken
des städtischen Museums von Volterra statt. Es befinden sich darunter zwei Cassetten,
die angeblich aus dem fünften oder sechsten lnhrliundert stammen, bemalte und vergol-
dete Stäbe, deren einer dem Bischof Benci Aldohrzndini von Gubbio gehörte 1331, Vferner
Csssetten aus dem vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert. Dass werthvolle Kunst-
gegenstände aus einem ölfentlichen Museum zur Versteigerung kommen, ist gewiss be-
zeichnend für die allgemeine Geldnoth der Gemeinden in Italien. Unbegreiflich finden
wir es nur, dass die Regierung ausdrücklich die Erlaubniss zu dieser Versteigerung gab.
lhr Erlös ist allerdings dazu bestimmt, die Kosten zu bestreiten welche der Stadt Volr
terra die Uebertragung ihres Museums aus einem Finsteren Saale im Erdgeschoss des
Palazzo Municipale in ein anderes, helles und hübsches Local verursachte; aber schon
des bösen Beispiels wegen hatte das Ministerium diese Finanzoperalion, der Stadtväter
von Vnlterra nicht gestatten sollen. Wenn es den Gemeinden Italiens erlaubt wird, ihre
Gcldverlegenheiten durch den Verkauf von Kunstsachen zu decken, so dürfte bald keine
städtische Sammlung der Halbinsel mehr intact sein.
Festgeschenk.
blau
Vorlagen für Holzmalerei
V0
O. Zsohimmer.
34 Blut in Mappe in prachtvollen" Farbendruck. Preis cumpl. 24 Mk. InhallS-Verzeichniss
auf Verlangen gratis. Jedes Blau isx einzeln zum Preise von Mark zu haben.
Anleitung zur Holzmalerei
VOI"!
Dr. F. Lahneck.
Preis Mark.
Kunstverlag von Glaser Garte in Leipzig.
Sclhuvulq x. x. oÄmn. Iuuunl. gunamßxßm von cm emmu am. m...