ioi. Zeit, für deren Würdigung der Sinn wieder erwacht ist, mit in den Rah- men unserer Ausstellung hineinziehen. Wir zollen damit den Gründern unserer Anstalt den Schuldigen Dankestribut; wir erfüllen die uns zunächst gestellte Aufgabe, den Entwicklungsgang der Wiener Akademie von ihren ersten Anfängen an zu repräsentiren; aber wir gewinnen damit zugleich den natürlichen, geschichtlichen Boden für die Betrachtung der Kunst der heutigen Zeit, und hegen die Ueberzeugung, dass die friedliche Zusama menstellnng dessen, was einst sich bekämpft, ebenso fruchtbringend sein werde für unser eigenes künstlerisches Schaffen, wie für die historische Erkenntnis: der Vergangenheit. Indem wir das Weitere den demnächst zu erlassenden speciellen Ein- ladungen vorbehalten, legen wir hiermit die Ausstellung des Jahres 1876 nicht nur als eine Festfeier der Neubegründung unserer Hochschule, son- dern zugleich als ein patriotisches Werk von weitgreifender Bedeutung für Oesterreich und seine Kunst allen Künstlern und Kunstfreunden warm an's Herz. Mögen sie uns durch ihre rege Betheiligung an dem grossen und schwierigen Unternehmen, durch Einsendung oder Nachweisung von Kunstwerken, welche in den Bereich unserer Ausstellung fallen, freund- lichst unterstützen, damit das Gesammtbild des künstlerischen Schaffens in Oesterreich, das wir zu des Vaterlandes Ehre vor aller Augen zu ent- rollen gesonnen sind, würdig werde der Fülle von Begabung und stets verjüngter schöpferischer Kraft, deren dieser Boden sich rühmen darf! Die Holzschaltzorul In Schleswig-Holstein. Der Maler Magnussen, der seit vielen Jahren in Hamburg lebte, hat, begeistert für die altere Hnlzschnitzkunst seiner Heimat Schleswig-Holsteinf) deren geistige Haupt- stadte Hamburg und Lübeck sind, nach und nach eine stattliche Sammlung alter Denkmäler dieser Kunst zusammengebracht und sein Haus (St. Georg, Lange Reihe 33) damit aus- gestattet. Sein Eifer liess ihn nicht dabei stehen bleiben, die historische Entwickelung dieser Kunst zu verfolgen, sondern er forschte auch eifrig nach den schwachen Spuren derselben, wie und wo sie noch gegenwärtig geübt wurden und ob sich diese Kunst nicht wieder beleben liesse. Er fand sowohl noch kümmerliche Reste bei der gegenwärtigen Generation, als auch gelang es ihm, hier und da einige Leute auf's Neue zum Schnitzen anzuregen. Alles dies hat ihn zu der schonen ldee begeistert, eine Schnitzschule in der Stadt Schleswig zu begründen. Da die Verhandlungen mit der Stadt nicht zu dem ge- wünschten Resultate führten. so entschloss er sich vorläufig, nach Schleswig liberzusiedeln und die Schule auf eigene Hand zu bauen, an die sich dereinst ein Museum für Holz! Schnitzerei anschliessen soll, das er zunächst mit seiner eigenen reichhaltigen Sammlung beschenken will. Er selbst wird in dieser Schule für's Erste in den Wintermonaten unent- geltlich den Unterricht im Zeichnen, Modelliren und Schnitzen ertheilen, wodurch, wie er hoßt, nicht nur die naturalislische Arbeit der Dilettanten, sondern auch der verschieden- sten Handwerker, wie der Tischler, Metallgiesser, Töpfer u. s. w. an Formenschönheit gewinnen wird. So viel er nun für diesen Zweck auch selber gethan hat und thun wird, es kann nicht genügen, die Schule zu erhalten, wenn nicht Private die Sache unterstützen. Um das Interesse dafür zu erregen, hat Magnussen an verschiedenen Orten Schleswig- Holsteina Vortrage über die ältere Hnlzschnitzerei gehalten, die er mit den transportablen, kleinern Gegenständen seiner Sammlung erläuterte. Diesen Vortragen entnehmen wir folgende Mittheilungen von allgemeinerem Interesse nach dem nHBlTlb. Correspw: ') Mehrere Arbeiten der Schleswiger Holzschnitzerei im Zeitalter der Renaissance besitzt auch das Oesterr. Museum.