Der Landschadenhund. Der unter dem Namen "Landschadenbundu bekannte, grosse, silberne, vergoldete Pocal im Landhause zu Graz, über welchen in Nr. izo dieser Blätter einige Notizen gegeben sind, ist roSm hoch und wiegt etwa 30 Pfund, geht also über die Grösse eines benutzbaren Trinkgefässes weit hinaus. Er ist ein Geräth, welches. bei irgend einer Gelegenheit als Ehren- geschenk dargebracht, selbst bei festlichen Gelegenheiten nicht mehr als Trinkgefäss, sondern nur als Schaustück benützt werden konnte, auf einer neben der Tafel befindlichen Credenz, später wohl auch auf der Tafel selbst aufgestellt wurden sein mag. Aus welcher Veranlassung dieser ungewöhnlich grosse Pocal gefertigt wurde, auf welche Weise er in den Besitz der steirischen Landstände kam und woher er seinen Namen hat, ist nicht bekannt. Er wurde vor einigen Jahrzehnten in einer Kiste im Joanneum zu Graz gefunden. Aus den Kunstformen des Pocals ergibt sich, dass er in der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts und zwar, wie die eingeschlagene Marke nachweist, in Augsburg gefertigt worden ist. Die Marke des Gold- schrnieds, der ihn gemacht, ist ebenfalls eingeschlagen, doch ist mir sein Name nicht bekannt. Der Pocal gehört seiner ganzen Kunstweise nach der Schule des be- rühmten Nürnberger Meisters Wenzel Jamitzer an, welcher von den bis zu seiner Zeit üblichen, decorativ meist überaus günstigen gothischen Formen abging und die allgemeine Anwendung der Renaissanceformen zur Geltung gebracht und damit eine gänzliche Umwälzung auf dem Ge- biete der deutschen Goldschmiedekunst hervorgebracht hat. Die ihm über- lieferten Formen der Renaissance hat er, mit grosser Empnndungsgabe ausgestattet, dann in selbständiger Weise sehr reich durchgebildet und sich einen besonderen, dem Kundigen leicht erkennbaren Formenkreis ge- schaffen, welcher von den zahlreichen Schülern des Jamitzer mit mehr oder weniger Verständniss angewendet, von einigen auch selbständig weiter gebildet worden und mehr als ein Jahrhundert lang typisch ge- blieben ist. Der in Rede stehende Pocal ist insofern von besonderem Interesse, als er uns einen Einblick in die Art und Weise gewährt, mit welcher die minder begabten Schüler Jamitzer's die Arbeiten ihres Meisters be- nutzt haben. Die Gesammtform des Pocals ist eine Erfindung W. Jamitzefs. Sie ist ähnlich dem grossen (rryom hohen), um das Jahr 1570 gefertigten Pocal von W. Jamitzer im Besitz des deutschen Kaisers (Ortwein, deutsche Renaissance, Abtheilung Nürnberg, Bl. 65-67) oder auch einzelnen Ent- würfen, welche W. Jamitzer selbst (v-Meister von 155x1- in Schestag's Katalog der Ornarnentstich-Sammlung) in Kupfer gestochen hat. Doch ist er, nicht zum Vortheil des Ganzen, reicher gegliedert und zwar in tx'