In den südlichen Kronländern ist einebei weitem geringere Bewegung wahrnehmbar als in Mähren, Galizien und Böhmen.- In Salzb urg ist die Gründung einer Gewerbeschule zum Abschlusse gelangt, die, in die Hände eines jüngeren, sehr begabten Architekten Wiens, Herrn C. Sitte, gelegt, mit dem dortigen Salzburger Museum in Verbindung treten wird. Schon der Umstand, dass diese Schule mit dem wohlgeordneten und gut geleiteten Museum in Verbindung tritt, ist dieser Schule, somit der kunstgewerblichen Bewegung des Kronlandes förderlich. In Graz sind vielfache Bestrebungen bemerkbar, den gewerblichen und speciell den kunstgewerblichen Unterricht zu fördern, aber es hat sich kein Krystallisatiunspunkt gefunden, um den sich ein Gewerbemuseum gestalten kann. Manchmal hören wir von Anstrengungen des Gewerbe- vereines, des Kunstvereines, des Kunstgewerbevereines; in einzelnen An- stalten wirken tüchtige, ja hervorragende Kräfte; aber das, was in BrLinn, in Lemberg u. s. f. bereits erreicht ist, wird in Graz höchstens zu den anstrebensurerthen Dingen gezählt. In Graz wirkt belebend und fördernd der Architekt Ortwein, Director der Gewerbeschule. In Tirol sind insbesondere durch die Bemühungen des I-Iandels- ministeriums mehrere kunstgewerbliche Fachschulen (in Imst, Taufers, Laas, St. Ulrich u. s. w.) ins Leben gerufen worden, wie dies auch in Kärnten theils durch die Bemühungen des Unterrichtsministeriums, theils des Handelsministeriums der Fall ist. In Klagenfurt wie in Innsbruck existiren sehr beachtenswerthe Landesmuseen; aber in'beiden Ländern existiren keine Zeichenschulen oder kunstgewerblichen Fach- schulen, die in directer Verbindung mit den Museen stünden. Diese Museen sind wohl eingerichtet, die Landeskunde zu fördern, nicht aber das Gewerbewesen im Lande selbst. Trotzdem aber wird sich auch in beiden Ländern der Gedanke Bahn brechen, dass nur durch gewerbliche, mit Schulen in directcr Verbindung stehende Gewerbemuseen den Be- dürfnissen der industriellen Thätigkeit entsprochen werden kann. Insbe- sondere in Gebirgsländern, die nicht auf Agricultur angewiesen sind, wäre eine Erweiterung der Wirksamkeit der Landesmuseen nach dieser Rich- tung hin ein Segen. In Dalmatien und in Krain ist die industrielle Bewegung vor- derhand noch eine zu geringe, um von Institutionen wie Gewerbemuseen zu sprechen; in Triest ist gegenwärtig noch nicht der Zeitpunkt ge- kommen, um eine ähnliche Frage zu ventiliren. Dort würde es sich um Erörterung anderer Gesichtspunkte handeln. Im Ganzen und Grossen aber ist in den cisleithanischen Kronländern die Frage der Gewerbe- museen, wie aus diesen Zeilen hervorgeht, im Flusse; es handelt sich nun darum, die Bewegung im Flusse zu erhalten und sie zu leiten. ' R. v. E. sk.