333 Die schon im vorigen Jahre eingeleiteten Unterhandlungen mit dem h. Unterrichts- Ministerium behufs Erweiterung der Anstalt in eine Tagesschule sind noch nicht zum Abschlusse gediehen, nehmen aber erfreulichen Fortgang. Das abgelaufene Jahr erschien in Folge des herrschenden wirthschaftlichen Unbe- hagens zur Veranstaltung einer Ausstellung nicht günstig, daher der Ausschuss als Ersatz dafür einen Cyclus von Vortragen über kunstgewerbliche Themen veranstaltete. Es hielten Vortrage: 1. Herr Prof. Wastler über -Gi0vanni da Udineu; 2. Herr k. k. Director A. Ortwein über v-Stylarten und Wechselbeziehung zwischen Architektur und Gewerben-t; 3. Herr Custos Dr. llg über wden Gang der Kunstentwicklung in Graz vom ersten Anfange bis zur Neuzeitl; 4. Prof. Dr. Ritter v. Karajan über -den Hildes- heimer Silberfundw; 5. Herr Custos Bruno Bucher über udas Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung-l. Der Stand der Vereinsangehörigen war mit Ende 1874: 64 Gründer, 14 Ehrenmit- glieder, 120 Mitglieder. (Ausstellung des Kunstverelnes für Böhmen in Prag.) Am a1. April hat der Kunstverein in den Localitaten der Sophien-lnscl seine 36. Jahresausstellung eröffnet. Der erste Saal enthält die Werke Ftlhrichs, die grossentheils bereits in Wien aus- gestellt waren. Zur Ausstellung kamen ausserdem 280 Oelgemalde, 12 plastische Werke und 12 Cartons, Zeichnungen und Aquarelle. Die zahlreichen in Prag befindlichen Ar- chitekten und die Xylographen haben die Ausstellung nicht beschickt. Die Plastik ist nur durch zwei Prager Künstler, Schnirch und Seeling, und durch zwei Münchener Künstler, Schützinger und Hirt, vertreten. Der Kupferstich ist nur durch den in Wien lebenden böhmischen Künstler L. Schmidt, das Aquarell nur durch zwei Künstler, Perlberg in München und Pinkas in Prag, vertreten. Die Oelmalerei hat zahlreiche Repräsentanten aufzuweisen. Unter den 270 ausgestellten Gemälden ge- horen 79 Oesterreich - Ungarn und Galizien sind ohne Vertreter - 191 dem Auslande an, Oesterreichs Vertretung zeigt folgende Daten: Wien ist durch 37, Prag durch 29, Triest durch 4, Salzburg und Brünn je durch 3, Reichenberg durch 2, Cosmanos durch 1 Bild vertreten. Das Ausland ist am stärksten durch München, 118 Bilder, vertreten; dann kommen Düsseldorf mit 28, Belgien (Antwerpen, Brüssel, Courtrai) mit 13, Hamburg und Stuttgart mit 6, Dresden mit 4. Bildern u. s. f. Eine Eigenthümlichkeit dieser Ausstellung ist die zahlreiche Mitwirkung von Künstlerinnen und die starke Repräsentation der Landschaft; wir zahlten über 120 Landschaften auf dieser Ausstellung. - Die Histo- rienrnalerei ist durch einige wenige kirchliche Kunstwerke, darunter die Cartons von Swerts und Guffens, durch einige romantische Bilder Laufer's und einige Bilder aus der böhmischen Geschichte vertreten. Das Porträt hat relativ wenige Vertreter auf der Ausstellung. Die Preise der Bilder bewegen sich, nach den Angaben des Kataloges, durch- schnittlich zwischen 150 und 600 H. Nur wenige Bilder gehen unter diese Ziffer herab, nur sehr wenige erreichen die Ziffer 1000, 1200 oder 4000 H. ln München ist - wie auch anderwärts - sichtlich eine Ueberproduction eingetreten; 'die Ursachen dieser die Kunst in keiner Weise fördernden Erscheinung liegen nicht bl0s in den momentanen Zeitverhaltnissen. (Ungadsoher Laudesverein für bildende Künste in Budapest.) Am 25. April hielt der ungarische Landesverein für bildende Künste in Budapest seine ordentliche Ge- neralversammlung ab. Die momentan wichtigste Vereinsangelegenheit ist der Ausbau des Künstlerhauses. Die vielen in diesem Betreff eingeleiteten Verhandlungen sind in der NVeise zum Abschlüsse gebracht worden, dass der Architekt Napoleon Keler den Bau des Künstlerhauses um die Summe von 20 .000 fl. vertragsmassig übernahm. Zur zweck- entsprechenden vollständigen Adaptirung esselben wird noch die weitere Summe von 61.000 H. erforderlich sein. Die Beschaffung der Gesnmmtkosten hat die Künstlerhaus- Comrnission sich zur Aufgabe gemacht. Zu diesem Bahufe ist ein Capital in der Hohe von 165.000 fl. bereits verfügbar; der Restbetrag soll durch eine Gemaldelotterie auf- gebracht werden. Weiter wurde mitgetheilt, dass sich der Landes-Bildergalerieverein mit dem in Rede stehenden unter gleichzeitiger Ueberlassung seines Fonds von 28.000 H. unter der Bedingung fusionirte, dass sich der letztere zur jährlichen Verausgabung einer Summe von tooo H. behufs Ankaufs eines vaterlandischen Gemäldes verpflichtete. lm Laufe des Vereinsjahres wurden gegen 400 Werke ausgestellt. Die Ausstellung wurde im Laufe des Jahres von 7048 Personen besucht. Der durch den Gemaldeverkauf erzielte Geldbetrag belief sich auf 14.050 H. (Reorganisation der Berliner Akademie.) Die ßVoss. Zeim berichtet unter dem 15. Febr. Endlich soll nun auch an eine Reorganisation der Akademie der Künste gegangen werden; mit Hilfe des Senats und einiger ausser demselben stehen-