Sie sind wenig geworden und noch weniger beachtet, aus dem Grunde, weil das Gewerbe, welches sich mit ihrer Anfertigung beschäftigt, fast allerorten ausserordentlich danieder- liegt. Einige Städte in Deutschland und ausserdem Paris beherrschen allein den Markt, ohne dass jedoch inre Leistungen Anspruch auf besonderen künstlerischen Werth erheben könnten. Die Hauptursache der Decadence im Fache ist wohl darin zu suchen, dass das Fabrikenwesen der Handarbeit auch hier in materieller Beziehung den Boden entzog und in Folge dessen alle Kräfte sich der Iohnenderen Maschinenarbeit widmeten. Dass Rasir- messer, Scheeren, Sensen, Sicheln und Waffen gegenwärtig fabriksmassig erzeugt werden, bringt gewiss die grüssten Vortheile, aber es verschwinden in Folge dessen auch alle kunstgewerblichen Bestrebungen unter den Arbeitern, die früher mit der gewöhnlichen Production Hand in Hand gegangen waren, ja die in älteren Zeiten selbst jene Nutzgegen- stande oft geschmackvoll zu verzieren verstanden hatten. Wir brauchen hier nicht auf die kunstgeschicbtliche Bedeutung der Werke hinzuweisen, welche Mittelalter und Renais- sance im Orient, in Spanien, Italien, im deutschen Solingen hervorhrachten; bis zu Anfang unseres Jahrhunderts existirte im Gürtlergewerbe die Stahlbearbeitung noch in einer artistisch werthvollen Art, indem sowohl WaHen als Leibesschmuck, Geräthe und allerlei Nippsachen darin zierlich erzeugt wurden. In allerneuester Zeit wurde wStahIschmuck- wieder Mode, aber was wir davon gesehen, Iaborirt an dem Mangel guter Vorbilder. Letztere enthält die erwähnte Collection in schönster Vertretung und in Formen, die unserem jetzigen Bedürfnisse ganz accommodirbar waren. Von Seiten des Handels- ministerium: ist die Gründung von Fachschulen an mehreren Orten beabsichtigt, woselbst früher eine rege industrielle Thatigkeit in Stahl und Eisen stattgefunden hatte. Plätze dieser Art sind z. B. Steyer und Waidhofen an der Ybbs. (Wiener Franen-Erwerb-Veratn.) Auf der am 14. Juni erotfneten Jubelaus- stellung zu München ist auch der Wiener Frauen-Erwerh-Verein durch die Arbeiten seiner zwei kunstgewerblichen Institute, des Zeichen- und gewerblichen Malateliers und des Lehrcurses für Spitzen- und einschlägige Nadelarbeiten vertreten. Das Atelier, in welchem die absolvirten Schülerinnen der Zeichenschule des Vereines unter der Leitung des Professors der genannten Schule alle Arten von Musterzeichnungen, Malereien und Entwürfe für Stickerei, Spitzen und verwandte weibliche Handarbeiten auf Bestellung ausführen, hat folgende Proben seiner Thatigkeit eingesandt: Entwürfe für Weiss-, Flach-, Applications , Stramin- und genuesische Stickerei, für Spitzen - point lace und point de rose -, für Tülldurchzugarbeiten und für Soutachebenahungen. Die Spitzen, welche von den ahsolvirten Schülerinnen des betreßenden Lehrcurses angefertigt, in verschiedener Verwendung zur Ausstellung gelangten, sind in punto tirato, punto tagliato, punto a rilievo, in Reticella-Arbeit und point lace ausgeführt. Beide Collectionen geben ein klares Bild der Zwecke, welche die obengenannten Institute verfolgen; den Zeichnungen liegen gute, stylgerechte Formen zu Grunde; die Spitzen sind nach alten, vornehmen Mustern rein und tadellos ausgeführt, und bringen uns jene hochgerühmte Frauenarbeit in Erinnerung, welche die Geschichte der Industrie aller Culturvblker mit- gemacht und in ihr eine so bedeutende Rolle gespielt hat. (Münchener Jnbelauastellnng.) Der Minister des Unterrichts hat Herrn Hofrath v. Eitelberger zum Vertreter der Unterrichtsverwaltung zu der Münchener Kunst- und kunstgewerbliehen Ausstellung entsendet, und der Handelsminister auf Antrag des österreichischen Central-Comites für die kunstgewerbliche Abtheilung der Münchener Aus- stellung 1876 naehbenannte Personlicbkeiten zu Functionaren bei dieserAussteIlung ernannt: Zu Jurors: Herrn Bruno Bucher, Secretar und Custos am Oesterr. Museum für Kunst und Industrie; Herrn Dr. Albert Ilg, Custos am Oesterr. Museum für Kunst und Industrie und Docent an der Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums; Herrn RudoIfKitschelt, Hof-Eisenmöbelfabrikant; Herrn Ludw. Lobmeyr, Mitglied des Curatoriums des Oesterr. Museums für Kunst und Industrie, Hof-Glaswaarenfabrikant; Herrn Josef Storck, Regie- rungsrath und derzeitig Director der Kunstgewerheschule des Oesterr. Museums für Kunst und Industrie; zum Berichterstatter für die kunstgewerbliche Abtheilung: Herrn Bruno Bucher; zum österreichischen Regierungs-Commissar: Herrn Dr. Georg Ritter v. Thaa, Sectionsrath im Handelsministerium. Wir werden durch Herrn Gusto: Dr. Schestag ersucht, mitzuzheilen, dass seine Erwiederung auf die in Nr. 129 publicinen Bemerkungen des Herrn Dr. Bergau zu dem Artikel über Punzenarbeiten in der nächsten Nummer der -Mirtheilungen- erscheinen wird. Die Redaczion. Bllhllverlll du Quhrn lunun. lnhdrukud wn um euun Ich h m-