_15o ullsogleich in Angriff genommen wurde, und, wie wir hotfen, im nächsten Frühjahr der Benutzung übergeben wird. Dieser Neubau soll alles das enthalten, was nach den bisherigen Er- fahrungen zu einer solchen Anstalt gehört, und alles wieder vereinigen, was durch die Verhältnisse so weit auseinander gezogen wurde. Um nun die vorliegenden Pläne erläutern zu können, ist es noth- wendig, Einiges über den inneren Organismus der Wiener Akademie voraus zu schicken. An der Wiener Akademie bestehen für Maler wie für Bildhauer Schulen, in welchenldie allgemeinen Vorkenntnisse in der Regel im Laufe von drei Jahren erworben werden können. Schon nach Absolvirung der Unterrealschule oder des Untergymnasiucns können hier die jungen Leute mit den ersten Regeln der Kunst vertraut werden, haben dabei aber auch noch den wissenschaftlichen Theil des Kunststudiums durchzumachen und ausser Heissigem Zeichnen nach der Antike und dem lebenden Modell Vorträge zu hören über Anatomie, Perspective, allgemeine und Kunst- geschichte, Mythologie, Styllehre, Costümlehre, Farbenlehre und Farben- chemie. Die Kupferstecher und Graveure geniessen ebenfalls den Unter- - richt an dieser allgemeinen Schule, während die Architekten ihre Vor- bildung an den technischen Hochschulen des ln- oder Auslandes erlangen können, daher an der Akademie eine solche Vorschule überflüssig ist. Nach erhaltenen Zeugnissen über die Absolvirung dieser erwähnten Vorkennt- nisse kann jeder Schüler nach eigener Wahl in eine der Specialschulen der Akademie eintreten, wo er viele derselben Professoren, denen er seine Vorbildung in der Kunst verdankt, wiedertindet. Hiedurch entsteht die gewiss einzig richtige Methode, die Kunst zu lernen, indem der junge Mann, ehe er noch weiter in die Kunst eingedrungen ist, nicht durch verschiedene Ansichten verschiedener Lehrer irre geführt, sondern nach Einer Richtung hin vollkommen gefestigt wird und dadurch eine solide Grundlage und dauernde Anhaltspunkte erhält. ' Die zweite Abtheilung unserer Akademie besteht aus den Special- schulen der verschiedenen Fächer, und zwar: a) 4. Specialschulen für Historienmaler, b) 2 w i- Bildhauer, c) 2 n w Architekten, dü i Specialschule i) Landschaftsmaler, e) i n w Kupferstecher, f) t u n Medailleurs und Graveure. ln diesen Specialschulen widmen sich die jungen Leute ausschliess- lich der Kunstthätigkeit unter der nahezu beständigen Leitung ihrer Pro- fessoren, zu denen sie auch dadurch in ein näheres Verhältniss treten. Die Lehrzeit ist an diesen Specialschulen 5 (für Architekten 3) Jahre, und die Arbeiten, die sie in den letzten Jahren machen, sind oft von bedeu- tender Zahl und grossem Umfang, auch oft von künstlerischem Werth.