158 Der leubau der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien. Von Architekt Theuphil Ritter v. Hausen. (Schluss) Der Bauplatz, welcher vom Stadterweiterungsfonds gegeben wurde, ist für den Bau einer Kunstakademie kaum günstiger zu finden, indem derselbe nach allen vier Seiten frei liegt, die zwei längeren Seiten gegen freie Plätze, die zwei kürzeren gegen Strassen von 15 Klaftern Breite. Ausserdem ist das Gebäude gegen den Schillerplatz mit seiner Hauptfacade genau gegen Norden gerichtet, ein Umstand, welcher allerdings für die Wirkung der Fassade sehr ungünstig, aber für die Malerateliers von grösster Wichtigkeit ist. Der Grundriss des Gebäudes bildet ein längliches Viereck mit einem grossen Hof, welcher bis zum Mezzanin in zwei Theile geschieden wird, während oben der Hof als Ganzes bleibt. ' Die Niveauverhältnisse des Bauplatzes haben, da er nach der Dia- gonale von rechts nach links um io Fuss fällt, es mit sich gebracht, dass man, um zu verhindern, dass das Gebäude, von der höher gelegenen Ringstrasse aus gesehen, nicht als in die Erde eingedrückt erscheine, auf der entgegengesetzten Seite, gegen die Lastenstrasse zu einen bedeutend hohen Unterbau zur Anwendung bringen musste. Hiedurch wurden übri- gens verschiedene praktische Vortheile erreicht, zunächst der, dass man an der Schillerstrasse eine hinreichende Höhe gewann, so dass in den Hof hinein gefahren werden kann, ohne dass das darüber liegende eigentliche ebenerdige Geschoss unterbrochen wird. Aber besonders vortheilhaft war, an der Lastenstrasse Lucalitäten von drei Klaftern Höhe mit sehr günsti- ger Beleuchtung im Niveau der Höhe zu gewinnen, wodurch nicht nur die Bildhauer-Schulen ihren passendsten Platz fanden, sondern zugleich vier Ateliers für ausser der Akademie stehende Bildhauer erlangt wurden. Der Ecltsaal, nebst Nebenzimmer für Präparate, dient als Vorlesungs- saal für Anatomie, die beiden Ecksäle gegen den Schillerplatz sind für Gypsgiesserei bestimmt, während die Räume unter dem grossen Saal des Gypsrnuseums als Depöts für Gypsformen benützt werden. Sämmtliche übrigen Localitäten bilden die Wohnungen für die Diener der Akademie. Zum ebenerdigen Geschoss übergehend, bemerken wir am Schiller- platz den Eingang in's Gebäude. Man gelangt auf einer aus 12 Stufen bestehenden Freitreppe über den oben besprochenen hohen Unterbau in das Vestibule, in dessen Axe man den Blick in das Gypsmuseum hat. Die Halle, welche den Hof umschliesst, und in welche die Haupttreppen und zwei Nebenstiegen ausmünden, vermittelt die Communication mit sämmtlichen Localitäten. So treten wir von hier in die Localitäten für die allgemeinen Malerschulen, welche das Licht von Norden, vom Schiller- platz aus, erhalten und ausserdern hier ihren Platz aus dem Grunde er- hielten, weil diese Schulen am meisten besucht, unmittelbar beim Eingang am besten situirt sind. Die Räume gegen die Gauefmgnn- und Schiller. strasse sind für Costumsammlung und für die Professoren bestimmt.