so bedeutend gestiegen ist und die sich in so vielen Ländern seither ein- gebürgert haben. Belgien, Frankreich, Italien, Oesterreich gestatteten durch die Ausstellung der einschlägigen Lehranstalten einen reichen Ein- blick in das Streben und Wirken dieser Schulen. Paris, Oesterreich und Deutchland hatten schon im Jahre t873 den Nachweis über die Leistungs- fähigkeit dieser Institute gebracht und zu vergleichenden Studien zwischen den Iilcoles professionelles und den Schulen des Wiener Frauen-Erwerb- vereines und anderer Gesellschaften angeregt; Italien und Belgien holten seither nach Thunlichkeit das Versäumte nach und zeigen deutlich, dass sie dem mahnenden Geiste der Zeit zu folgen verstehen. Ebenso günstig ist die Verbreitung, welche der Unterricht im Zeichnen sichtlich gewinnt. Fast in allen Ländern ist die Entstehung von Zeichen- schulen für Mädchen nachweisbar; die gewerblichen Schulen tragen ihren guten Theil zur Popularisirung dieses Unterrichtes bei, und sie sind es auch, die durch ihre industriellen Zwecke einen günstigen Umschwung in Methode und Lehrziel einführen halfen. Was die Industrie, die Ge- werbe, was das tägliche Leben diesen aufblühenden Zeichenschulen zu danken haben wird, das werden wohl erst die kommenden Jahre in voll- stem Masse zeigen. Indessen freuen wir uns des Bewusstseins, das Zweck- mässige und Gute unter unseren Augen wachsen und aufkeirnen zu sehen. Und nun sei noch einer Schule Erwähnung gethan, einer deutschen Schöpfung, die sich in den letzten Jahren allenthalben Eingang verschafft hat, die über Berge, Länder und Meere bis nach Amerika hinübergewan- dert ist - des Kindergartens. . ln Italien wurde der Kindergarten erst seit Kurzem eingeführt, er soll dort als unterste Stufe der Volksschule dienen. Das Ministerium hat deutsche Kindergärtnerinnen nach Italien be- rufen und anderseits Mädchen nach Deutschland geschickt, damit sie das Wesen des dortigen Schulunterrichtes kennen lernen und den Kinder- garten in seiner Heimat studiren. In Amerika haben deutsche Frauen in einigen Städten Kindergärten eingerichtet, und die Schulmänner des Landes erhoffen die glänzendsten Erfolge von den ruusterhaft geleiteten Instituten; welche Verbreitung sie bei uns gewonnen haben und noch gewinnen, das wissen wir, und eben darum mag es mir gestattet sein, hier nur einige Worte über diese ersten Lehranstalten der Kinder zu sagen. In die Hand der Kindergärtnerin ist eine grosse Macht gegeben, und um diese nicht zu missbrauchen muss die Lehrerin die Natur des Kindes gut verstehen. Sich selbst beschäftigen, eigene Gedanken schaffen, verwerthen, Freud und Leid der eigenen Experimente durchkämpfen, die eigenen Erfahrungen machen und ihre Folgen tragen, das ist die tiefernste Geschichte, die jedes Kind durchzurnachen hat, und die mit dem ersten Lebensschritte beginnt. Das Gängeln dieser Geschichte, das unausgesetzte Erziehen und Beschäf- tigen, das Dictiren der Beschäftigung, das Uniformiren der Handlungen,