Beilage zu Nr. 202 der „Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums} In ähnlicher Art wurde auch in dem venetianischen Orte Anga- rano gearbeitet ") und es ist immerhin möglich, dass unter den "fünf ge- nannten Fayencen die eine oder andere nicht aus Venedig stammt. Beson- .lers zwei von den Schüsseln mit Landschaften unterscheiden sich von den übrigen durch eine weniger leichte und klangvolle Masse; dies allein be- rechtigt uns aber noch zu keinem sicheren Urtheil über deren Ursprung. Noch eine venetianische Fayence anderer Art finden wir in Schr. 33, Nr. 39. Es ist eine ovale Schüssel in Rococoform mit einer Federzeichnung in Schwarz, kämpfende Muselmänner auf weißem Grunde von Tiepolo. Hieher gehörige Abbildungen finden wir bei Ris-Paquot, pl. 178 und 180 und Demmin, I. pl. 17g und 180. Noch zwei Obiecte der Sammlung lassen eine genauere Bestimmung zu, ein Salzfass und ein Weingefäß. Ersteres (Schr. 33, Nr. 37) ist ein Erzeugniss von Mantua. Das kleine Gefäß wird vun einer auf einem Delphin reitenden männlichen Figur getragen, eine trübweiße Glasur be- deckt das Ganze und die Modellirung ist durch die violette Zeichnung schärfer markirt. Die Fayence-Industrie in Mantua begann erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts, beschränkte sich zumeist auf Nutzobjecte und erlangte niemals größere Bedeutung l"). Aehnlich verhält es sich mit Montelupo, einem kleinen Orte bei Florenz, woher das erwähnte, ziemlich umfangreiche Weingefäß (Nr. 58 auf Schr. 32) stammt. Dieses hat eine bauchige Vasen- form, vier seitlich angebrachte massive Henkel, ist mit Weinranken und auf die Weinlese bezüglichen figuralen Darstellungen auf gelblichbraunem Grunde bemalt und zeigt ferner zwei Medaillons mit den Monogrammen A. C. und E. B. - Demmin schreibt in vßHist. de la ceramiqueu pl. 191 eine runde Schüssel, mit zwei Fechtern in roher Weise bemalt, der Fabrik von Montelupo zu, worauf sich auch Genolini S. 111 beruft; uns scheint jedoch diese Bestimmung zweifelhaft, da sich im Besitze des Museums zwei ganz ähnliche Schüsseln (Schr. 11, Nr. 38 und 39) befinden, welche nachweisbar norddeutsches Fabricat des 18. Jahrhunderts sind. Von den zahlreichen anderen Stätten der Majolika-Fabrication des 15. und 16. Jahrhunderts in Mittelitalien haben die meisten in der folgen- den Zeit ihre hervorragende Stellung eingebüsst. Nur ganz wenige, darunter namentlich Urbino unter der Familie Patanazzi, Castel Durante, das nun- mehrige Urbania, und Siena, letzteres erst wieder im 18. Jahrhundert, ") Siehe Demmin l. pl. 61 u. 62. u) Siehe Genolini S. x26. IX. Bd. 1882. 13