174 Untersuchungen den evidenten Beweis erbracht, dassder im ganzen Mittelalter bis in die Frühzeit der Renaissance fortwährend in reicheren Texturen vorkommende Goldfaden der abendländischen Seidenindustriellen fast durchgängig aus Leinen-, seltener aus Seidenfaden besteht, die mit einem stark auf der einen Seite vergoldeten animalischen Häutchen, aus den Darmen der Schweine und Schafe geschnitten, umspannen sind. Die ebengedachten jüngeren Fachgelehrten haben es aber hei dem analytischen Beweise an einer Menge von alten Goldgespinnsten nicht bewendet sein lassen, sondern auch mit anerkennenswerther Ausdauer den synthetischen Beweis für die Richtigkeit ihrer Analyse geführt und, was bisher noch Keinem gelungen ist, den verloren geglaubten antiken Goldfaden in einer solchen Gediegenheit und einem so milden Goldglanz wiederhergestellt, dass nach Urtheil von Fachkennern und Kunstverstandigen die in gediegener alter Weise jetzt in Menge wiederhergestellten Goldfaden, was ihre technische Praparation und ihre eigenthümliche Elfectwirkung betriEt, durchaus mit dem cyprischen Goldgespinnst der Alten identisch sind. lndem wir es den glücklichen Erfindern überlassen, in einschlägigen Fachzeitschriften die wissenschaftlichen Resultate ihrer ausgedehnten Untersuchungen über Natur und Beschaffen- heit des verschiedenartigen Goldgespinnstes der Alten niederzulegen und den Nachweis zu erbringen, mit welchen Mitteln es ihnen technisch gelungen ist, den traditionellen orien- talischen Goldfaden in ursprünglicher Vollkommenheit wieder neu herzustellen, sei es gestattet, hier noch zu bemerken, dass die oben gedachten Gelehrten, überzeugt von der praktischen Bedeutung und der großen Tragweite ihrer Erfindung, es nicht unterlassen haben. durch Patente in den verschiedenen Hauptstädten das Eigenthumsrecht der neuen Erfindung sich sicherzustellen. Da das oft gedachte neue Goldgespinnst sich durch Biegsam- keit und Haltbarkeit im Gegensatz zu den heute gebräuchlichen Goldfaden vortheilhaft auszeichnet, welch' letztere selbst sogar bei der Verarbeitung nicht selten ihre Unsoliditat documentiren und schwarzlich anlaufen; da ferner der stechende, verletzende Metallglnuz den neuen Goldfaden nicht anhaftet, sondern dieselben bei größerer Geschmeidigkeit einen wohlthuenden, andauernden Glanz verbreiten, der mit dem matten Schimmer der Seiden- gewebe harmonisch im Einklang steht - so glauben wir mit Sicherheit der neuen Er- Endung für die allgemeine praktische Nutzbarmachung ein außerst günstiges Horoskop stellen zu dürfen.- Dagegen ist zu bemerken, dass schon im lahre r866 im 5. Hefte des l. Jahrganges unserer Zeitschrift, S. 68 E. der berühmte Physiologe Ernst Brücke dieselbe Entdeckung publicirt hat. Es ist gewiss ein nicht zu unterschätzendes Verdienst, den Anstoß zu geben, dass eine Entdeckung für die Industrie verwerthet werde. Das Verdienst der kaufmännischen Financirung dieser Entdeckung bleibt also den Münchener Gelehrten. (Ausstellung des Tiroler Gewerbevereins.) ln Anwesenheit des Statthalters, des Bürgermeisters und mehrerer anderer hoher Würden- träger hat der Tiroler Gewerbeverein am 5. Juni in Innsbruck eine per- manente Ausstellung kunstindustrieller Objecte eröffnet. Uebereinstim- menden Berichten zufolge soll das Arrangement ein höchst gelungenes, die Zahl, Mannigfaltigkeit und Güte der Gegenstände überraschend sein._ Es war ohne Zweifel ein glücklicher Gedanke, für die kunstgewerblichen Erzeugnisse dieses Kronlandes, auf welche die Innsbrucker Zeichen- und Modellirschule nicht ohne Einfluss geblieben ist, einen Vereinigungspunkt zu schaffen, und dadurch lebhafte Wechselbeziehungen zwischen den ein- zelnen Industrien wachzurufen. Manche alte und originelle Hausindustrie entlegener Gebirgsdörfer wird dadurch von Neuem geweckt und weiten Kreisen zugänglich gemacht werden. Die stets wachsende Zahl der Fremden wird sich, ähnlich wie in der Ausstellung des Münchener Kunstgewerbe- vereins, leicht und rasch einen Ueberblick über die Production ,Tirols verschaffen können. Es hat lange gedauert, bis unsere Alpenländer die Vortheile eines solchen Unternehmens eingesehen; holten wir, dass das- selbe nun nicht allein nach seiner materiellen, sondern vor Allem nach seiner geistigen Richtung hin ausgenützt werde. - Irn Ganzen haben sich bis ietzt zz Gewerbetreibende als Aussteller betheiligt. ln erster Linie stehen Tischlermeister Konzert, A. Colli mit lntarsienarbeiten,