Von Teppichweberei erwähnen die russischen Werke sehr" wenig und es dürfte behauptet werden können, dass nächst den Bulgaren, die eine grossartig entwickelte Teppichindustrie besitzen, die Croaten und Serben diesen Zweig der Hausindustrie am meisten cultiviren. Die Textilindustrie ist bei den Croaten und Serben fast die einzige wirklich lebensfähige Hausindustrie; freilich ist sie es gerade, die von der Großindustrie am meisten bedroht ist. Bei den Russen ist die Textil- kunst auch einer der wichtigsten Zweige der Hausindustrie, sie trägt jährlich 55 Millionen Rubel ein. Die Holzindustrie blüht in Russland in 35 Gouvernements und trägt i,8oo.ooo Rubel Reingewinn. Trotz des Waldreichthums Croatiens und Slavoniens ist dort die Holzindustrie fast vollständig eingegangen. Die erhaltenen Erzeugnisse derselben lassen erkennen, dass sie noch vor fünfzig Jahren in voller Blüthe stand. Bastindustrie wird hauptsächlich in Serbien betrieben, auch bemüht man sich, sie in Croatien einzuführen, doch will es schwer gelingen, da es einer der am schlechtesten bezahlten Industriezweige ist. Die Lederindustrie wird in Russland in so ausgedehntem Maße von den Bauern geübt, dass sie selbst mit der Großindustrie concurriren kann und 200 Rubel per Kopf abwirft. In Croatien und Slavonien ist die Lederindustrie ebenso wie die Kürschnerei in die Hände wirklicher Gewerbsleute übergegangen, bewahrt aber auch hier sehr conservativ die alten Formen und Techniken. Die Eisenindustrie ist in Russland bedeutender entwickelt, als selbst die Textilindustrie; in Croatien und Slavonien ist sie ganz unbedeutend. Auffallender als alle zu diesem Vergleich herangezogenen Thatsachen ist es, dass in Russland der nationale nKustaru 4x verschiedene Gewerbe betreibt, in den südslavischen Ländern kaum fünf. Diese merkwürdige Erscheinung ist auf den ersten Blick unerklärlich, wenn man die cultu- rellen Beziehungen beider Slavenstämme vergleicht. Russland empfing, besonders was Kunst und Gewerbe betrifft, vor dem XIV. Jahrhundert alle Anregungen aus dem slavischen Süden, hauptsächlich aus Bulgarien, wie kommt es, dass die nationale Kunstübung hier bis auf wenige Indu- strien erloschen ist, während sie sich in Russland in so ausgedehntem Maße erhielt? Es wäre ungerecht, den türkischen Eroberern alle Schuld in dem Sinne beizumessen, als hätten sie nur blind gewüthet und zerstört, denn die slavische Hausindustrie verdankt der Vermittlung des Erbfeindes manche altehrwürdige Technik und unzählige gesunde künstlerische Motive. Und doch kann die erwähnte auffallende Erscheinung nur durch das Eingreifen des orientalischen Elementes erklärt werden. Dasselbe war der Hause 5.