Beilage zu Nr. 210 der „Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums." publicirten Quellen und Sammelwerken, sondern vorwiegend ganz neue Angaben aus dem Urkundenschatze der kaiserlichen und anderer Archive in Wien, Graz, Innsbruck, dem Haag u. s. w. Von den Mitarbeitern, welche Leitner stets dankbar erwähnt, ge- bührt dem diplomirten Mitgliede des Institutes für österreichische Geschichtsforschung, Dr. Zimerman, ganz besondere Anerkennung. Auf diese Weise wurde es möglich, eine große Reihe hergebrachter Geschichtchen über einzelne Persönlichkeiten zurückzuweisen; als ein Beispiel dieses sichtenden und kla- renden Fleißes sei die biographische Note über den berühmten Turnierhelden Claude Badre (de Vaudrey) namentlich hervorgehoben. Gerade die bei diesem Anlasse bei- gezogenen Citate geben uns außerordentlich interessante und lehreiche Aufschlüsse be- züglich der Hof- und Turnierbräuche jener Zeit und der bei solchen Gelegenheiten ver- anstalteten Festlichkeiten. Vor jeder Biographie ist das im Originalcodex farbig gegebene Costüm des Theil- nehmers an den Kämpfen und Mummereien genau beschrieben und diese Angaben in Verbindung mit den Rechnungsauszügen über die Lieferungen von Sammt, Brocatstoffen und Geschmeiden gewähren Ausblicke auf das prunkvolle Hofleben jener Zeit. In den biogra hischen Notizen sind vielfach auch schatzbare Daten über Kunstwerke, die uns zum {heil noch erhalten sind. Aber nicht bloß in das öffentliche Treiben bei Spiel und Ernst werden wir eingeführt und über die Trachten jener Tage belehrt', auch zur in- timeren Charakteristik der betreffenden Persönlichkeiten erfahren wir Details in Fülle. Es sei beispielsweise nur auf die rührende Sorgfalt hingewiesen, mit der Kaiser Friedrich seinem Sohne Maximilian seinen langjährigen eifrigen Diener S. v. Prüschenlt empfiehlt, oder darauf, wie Kaiser Max selbst anordnet, dass in den Messen, die für ihn gelesen werden, auch des treuen Dietrichstein gedacht werde. Mit dem Gesagten ist wohl zur Genüge die hohe culturgeschichtliche Bedeutung des Freydal dargethan. Diese und nicht die künstlerische Leistung ist bei demselben das Ausschlaggebende. Die Publication, deren typographischer Theil von Holzhausen muster- haft hergestellt wurde, ist in ihrer Prachtausstattung ein Beweis der wahrhaft kaiser- lichen Munificenz Seiner Majestät, da es galt, unter Leitung fdes kunstsinnigen Oberst- kammerers Grafen Folliot de Crenneville für Seinen erlauchten Ahnherrn dieses litera- rische Ehrendenkmal zu errichten. Ch. Zeichnungen alter Meister im k. Kupferstichcabinet zu Berlin, heraus- gegeben von Friedr. Lippmann, Berlin, G. Grote'sche Verlagsbuch- handlung, 1882. 160 Tafeln in Folio. Diese Publication wird jeden Künstler und Kunstfreund befriedigen. Die Repro- duction durch den Lichtdruck ist ebenso vortrefflich, als ihre Auswahl. Der erläuternde Text, der in Quarto erschienen ist, gibt kurze Nachricht über die Geschichte und den Stand der Sammlung von Handzeichnungen im Kupferstichcabinet. Die Einleitung ver- breitet sich eingehend über die Kunsttechniken, welche bei Handzeichnungen in Uebung waren. Wir werden noch Gelegenheit nehmen, auf diese Einleitung, welche für Kunst- frcunde beachtenswerthe Winke gibt, ausführlicher zurückzukommen. Ueber das Alter der Papierfa brication sprechend, bemerkt Lippmann mit Recht, dass sich dasselbe nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung nicht mit Sicherheit bestimmen lasst; aber die Sachlage hat sich neuestens etwas verändert. Die GraPschen Ausgrabungen in El-Fayum in Mittelagypten geben ganz neue und bedeutsame Aufschlüsse über diese Frage, und Prof. J. Karabacek beschäftigt sich mit einer größeren Publication, welche die Geschichte des Papieres behandelt. Die wesentlichsten Resultate der Studien Prof. Karabacek's, einer Fachautorität auf dem Gebiete der ganzen islamitischen Alterthumskunde, werden demnächst zur Kenntniss der Leser der IMitthei- lungen des Museums: gelangen. E, ü - Wir machen unsere Leser aufmerksam, dass soeben in der Bibliothique inter- nationale de PArt durch L. Lalanne nach dem Originalmanuscripte der Bibliothek des lnstitutes die rEmblemata Fortunaen von Jean Cousin veröffentlicht wurden, zweihun- lX. Bd. 1883, 26