363 einer der Ersten, der diese Gegenden bereiste und uns sichere Kunde über die Sprache und die Sitten der dortigen Bewohner mitgebracht hat. ß . Von nicht geringerem Interesse, wenngleich auch nur auf ein kleines Gebiet beschränkt, ist wohl die Ausstellung von Theodor G ra f's Funden aus Mittelegypten, welche von dem Besitzer und dem Universitäts- professor Dr. Karabacek mit unsagbarer Mühe und Sorgfalt in etwa 750 Rahmen der Besichtigung und dem Studium zurechtgelegt wurden. 456 Nummern gehören der Textilbranche an, der Rest sind Urkunden auf Papyrus, Pergament, Baurnwollpapier und Leder. Letztere stammen aus El-Fayum, stellen den Theil eines alten Provinzial-Archives dar, datiren aus dem V. bis X. Jahrhunderte, und nicht weniger als sechs Sprachen sind in den Urkunden vertreten. - Die Gewebe sind Gräber- funde und ihre Wichtigkeit ist in Kürze damit angedeutet, dass sie uns eine in Bezug auf Textilforschung bisher vollständig dunkle Epoche Egyptens, nämlich die römisch-byzantinische, etwa vom lV. bis zum IX. Jahrhunderte klar demonstriren. Wir erhalten deutliche Kunde von der Tracht und dem Schnitt der Gewänder und werden über die Art der Leichenbestattung der Römer in christlicher Zeit belehrt. Die größte Bedeu- tung der Graf'schen Funde liegt zunächst darin, dass wir Egypten in textiler Hinsicht, was die verschiedenen Arten der Gewebe betriEt, vollständig kennen lernen; vor Allem darin, dass hier zum ersten Male wahre und wirkliche Gobelinstechnik auftritt, und zwar in einer Anwendung, die man am wenigsten erwartet hätte, nämlich combinirt mit der Textur der Kleider- stoffe. Von diesen Funden dürfte die Kunstindustrie in der That wirklich neue Impulse erfahren, sowie auch das Vorurtheil von dem französischen Ursprung des Gobelinsgrundes endlich widerlegt werden. Wir begnügen uns vorläufig mit diesen allgemeinen Bemerkungen, indem wir zugleich auf den Katalog raisonne dieser Ausstellung verweisen, welcher von Professor Karabacek mit gewohnter Gründlichkeit gearbeitet ist. ln unserem nächsten Hefte soll auch ein ausführliches Referat über den Vor- trag erscheinen, welchen Professor Karabacek am 27. März über die GraPschen Funde gehalten hat. in Von einer ganz besonderen Bedeutung ist aber für das Museum und für Wien die historische Bronze-Ausstellung. Seit der Gründung des Museums ist die Bronze-Industrie für die Direction und das Curatorium der Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit. Vor sechs Jahren hat das Museum eine Gesellschaft zur Förderung der Bronze-Industrie in's Leben gerufen, an der sich alle hervorragenden Bronze-Industriellen betheiligten. Nicht wenig wurde die österreichische Bronze-Industrie durch die hervor- ragende Thätigkeit von Storck, König, Schwartz und die chemisch- technische Versuchsanstalt gefördert. Die Erfolge unserer Bronzen auf allen großen Ausstellungen in Paris, London, München, Amsterdam sind 27'