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für
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am r. eine ieden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacreur Eduard Chmelarz. Expedition von C. Gerold" Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold Comp., durch die Posranstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandiungen.
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Nr. zu. WIEN, Amr- 1333- XVIII. Jahrg.
Inhalt Drei Spezial-Ausstellungen im Museum. Die XIH. lahresausnellung im Wiener Künstler!
hause. Von R. v. E. Zur Gerchichte des linker bei den Alten. Von Prof. K. B. Hofmunn.
Handfenigkeitsunmricht in der Volksnchule. Von R. v. E. Abwegc der Glnsmrlerei. VDn
Dr. A. Jele. Vorlelungen im Museum. Literaturbericht. Kleinere Mittheiluugen.
Concure-Ausschreibungen.
Drei Special-Ausstellungen im Museum.
Während der nächsten Monate wird den Besuchern des Museums des
Lehrreichen und Neuen in reicher Fülle durch die Special-Ausstellungen
geboten werden, deren jede einzeln schon geeignet wäre, volles Interesse
für sich in Anspruch zu nehmen. Wir meinen zunächst die seit bereits
zwei Monaten ausgestellte Sammlung alt- und neuindischer Kunstgegen-
stände des Dr. G. W. Leitner, eines gebürtigen Oesterreichers, der als
Rector und Professor an der indischen Hochschule in Lahore fungirt,
welche eigentlich seinem opfervollen Bemühen zumeist ihre Gründung
verdankt. Wir werden holfentlich im Laufe des Sommers Gelegenheit
finden, über diese Ausstellung, welche eingehendes und nicht leichtes
Studium erfordert, unseren Lesern einen ausführlichen Bericht bieten zu
können und freuen uns nur, denselben schon jetzt eine ausgezeichnete
Uebersicht über dieselbe mitzutheilen, welche ein Fachmann, Universitäts-
professor Dr. Friedr. Müller, jüngst in einem Feuilleton der nPresseu
veröffentlichte
vDiese Sammlung bezieht sich zwar nicht auf das eigentliche brah-
manische Indien und auf eine bestimmte genau abgegrenzte Periode, da
sie dem äußersten Nordwesten, jenem Landstrich angehört, wo Indien an
Iran grenzt und sowohl Altes als Neues enthält; dafür aber gibt sie uns
ein Bild des Culturlebens einer Gegend, wo im Alterthum die indische
Cultur mit der griechischen und in der Neuzeit mit der islamitischen zu-
sammentraf und manche eigenthümlichen Formen erzeugte. Den ersteren,
IX. Bd. 1883. 17
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griechischen EinHuss zeigen die ausgestellten und in dem soeben erschie-
nenen Kataloge genau beschriebenen graeco-buddhistischen Sculpruren,
deren eigenthümlichen Charakter man durch Vergleichung mit den Hindu-
Erzeugnissen leicht begreift, während der letztere, islamitische Einfluss
namentlich an den Industrie-Erzeugnissen der Neuzeit auffallend hervor-
tritt. Die graeco-buddhistischen Kunstwerke bieten in der Regel Scenen
aus dem Leben des großen Religionsstifters in derselben Weise, wie etwa
bei uns die verschiedenen Scenen aus dem Leben Jesu Christi wieder-
kehren. Wie bei uns das Christenthum, hat auch in Indien der Buddhis-
mus die bildende Kunst mächtig angeregt und eine eigenthümliche Richtung
innerhalb derselben erzeugt.
Gerade in der Auffassung der religiösen Mythe tritt der Gegensatz
zwischen dem Buddhismus und dem Brahmanismus hervor und wir können
denselben leicht begreifen, wenn wir einen Blick auf die sowohl plastisch
als bildlich dargestellten mythologischen Figuren und Vorgänge werfen.
Dieselben haben wohl künstlerisch etwa denselben Werth wie die in den
katholischen Ländern dutzendweise angefertigten Darstellungen der heiligen
Geschichte; sie machen uns aber wie diese mit den Vorstellungen bekannt,
welche das Volk von den betreffenden religiösen Dingen hat und sind für
die Culturgeschichte von einer gewissen Bedeutung. Wir sehen da manche
Scene der indischen Mythologie, deren Darstellung in den Büchern uns
ziemlich verschwommen schien, mit einer realistischen Derbheit wieder-
gegeben, die bei der Fremdartigkeit des Gegenstandes uns ganz eigen-
thümlich berührt.
In ein ganz anderes Gebiet, nämlich das der Kunst-Industrie, fallen
die Shawl-Arbeiten, Stickereien, Thonwaaren, Metall-, Holz-, Marmor-,
Elfenbein- und Lackarbeiten. Aehnliche Gegenstände wurden zwar in
Wien schon öfter gesehen, die hier ausgestellten sind aber, da sie manches
Originelle bieten, immerhin berücksichtigungswerth. Von ganz besonderem
Interesse ist das Modell eines Webestuhls, auf dem die berühmten Cachemir-
Shawls verfertigt werden. Dr.Leitner hat in einer Abhandlung das
ganze Verfahren von der Gewinnung der Wolle an bis zum Fertigstellen
des Shawls ausführlich beschrieben und die ganz eigenthürnliche Kunst-
Sprache der Shawlweber mitgetheilt. Erstaunen erregend ist die große
Zahl der Farben über ein halb Hundert, welche innerhalb der Shawl-
Fabrication unterschieden und mit eigenen Namen bezeichnet werden;
es lässt dies auf den eminent entwickelten Farbensinn des betreffenden
Volkes schließen.
Zum Schlusse seien noch einige historische Porträts erwähnt, wie
jene der Mogul-Kaiser Akbar und Aurangzib und des berühmten Randschit-
Singh, sowie die schön ausgeführten Photographien indischer Bauten und
interessanter Volkstypen jener nordwestlichen Gegenden Indiens, die bis vor
Kurzem den Europäern unzugänglich waren. Bekanntlich war Dr. Leitn er
363
einer der Ersten, der diese Gegenden bereiste und uns sichere Kunde
über die Sprache und die Sitten der dortigen Bewohner mitgebracht hat.
Von nicht geringerem Interesse, wenngleich auch nur auf ein kleines
Gebiet beschränkt, ist wohl die Ausstellung von Theodor ra f's Funden
aus Mittelegypten, welche von dem Besitzer und dem Universitäts-
professor Dr. Karabacek mit unsagbarer Mühe und Sorgfalt in etwa
750 Rahmen der Besichtigung und dem Studium zurechtgelegt wurden.
456 Nummern gehören der Textilbranche an, der Rest sind Urkunden
auf Papyrus, Pergament, Baurnwollpapier und Leder. Letztere stammen
aus El-Fayum, stellen den Theil eines alten Provinzial-Archives dar,
datiren aus dem V. bis X. Jahrhunderte, und nicht weniger als sechs
Sprachen sind in den Urkunden vertreten. Die Gewebe sind Gräber-
funde und ihre Wichtigkeit ist in Kürze damit angedeutet, dass sie uns
eine in Bezug auf Textilforschung bisher vollständig dunkle Epoche
Egyptens, nämlich die römisch-byzantinische, etwa vom lV. bis zum IX.
Jahrhunderte klar demonstriren. Wir erhalten deutliche Kunde von der
Tracht und dem Schnitt der Gewänder und werden über die Art der
Leichenbestattung der Römer in christlicher Zeit belehrt. Die größte Bedeu-
tung der Graf'schen Funde liegt zunächst darin, dass wir Egypten in textiler
Hinsicht, was die verschiedenen Arten der Gewebe betriEt, vollständig
kennen lernen; vor Allem darin, dass hier zum ersten Male wahre und
wirkliche Gobelinstechnik auftritt, und zwar in einer Anwendung, die man
am wenigsten erwartet hätte, nämlich combinirt mit der Textur der Kleider-
stoffe. Von diesen Funden dürfte die Kunstindustrie in der That wirklich
neue Impulse erfahren, sowie auch das Vorurtheil von dem französischen
Ursprung des Gobelinsgrundes endlich widerlegt werden. Wir begnügen
uns vorläufig mit diesen allgemeinen Bemerkungen, indem wir zugleich
auf den Katalog raisonne dieser Ausstellung verweisen, welcher von
Professor Karabacek mit gewohnter Gründlichkeit gearbeitet ist. ln
unserem nächsten Hefte soll auch ein ausführliches Referat über den Vor-
trag erscheinen, welchen Professor Karabacek am 27. März über die
GraPschen Funde gehalten hat.
in
Von einer ganz besonderen Bedeutung ist aber für das Museum und
für Wien die historische Bronze-Ausstellung. Seit der Gründung des
Museums ist die Bronze-Industrie für die Direction und das Curatorium
der Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit. Vor sechs Jahren hat das
Museum eine Gesellschaft zur Förderung der Bronze-Industrie in's Leben
gerufen, an der sich alle hervorragenden Bronze-Industriellen betheiligten.
Nicht wenig wurde die österreichische Bronze-Industrie durch die hervor-
ragende Thätigkeit von Storck, König, Schwartz und die chemisch-
technische Versuchsanstalt gefördert. Die Erfolge unserer Bronzen auf
allen großen Ausstellungen in Paris, London, München, Amsterdam sind
27'
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dem einträchtigen Zusammenwirken des Museums mit den Bronze-
lndustriellen zu danken. Am 1. Mai wird diese Special-Ausstellung im
Museum eröffnet werden. Bis dahin werden alle Einsendungen ein-
gelangt und die Vorbereitungen zur Herstellung des Kataloges beendigt
sein. Unseren Lesern ist es hinlänglich bekannt, was wir mit dieser Aus-
stellung zu erreichen wünschen. Wir wollen dem Fachpublicum neue
Anregungen zu künstlerischem Schaffen geben und das kunstgebildete
Publicum auf die künstlerische, technische und volkswirthschaftliche Be-
deutung der Bronzetechnik aufmerksam machen. Die Ausstellung hat den
Zweck, den Entwicklungsgang des gesammten Kunstzweiges von den
frühesten Zeiten bis auf die Gegenwart in Ansehung der technischen
Behandlung und der künstlerischen Verwendung des Materials so voll-
ständig als möglich und in charakteristischen Beispielen vorzuführen. Man
wird daher bemüht sein, einerseits die Stilformen der vorgeschichtlichen
und der geschichtlichen Perioden auf diesem Gebiete, anderseits die ver-
schiedenen Gattungen der Metallcomposition und die verschiedenen Methoden
der Guss- und l-lammerarbeit, des Ciselirens, Decorirens, Patinirens etc.
in figürlichen Gegenständen, Gefäßen, Geräthen, Schmuck, Medaillen zur
Anschauung zu bringen.
Zu dem Ende ist nachstehendes System der Anordnung aufgestellt
worden t. Prähistorisches aus Europa einschließlich des Etruskischen
Amerika etc.; z. Ostasien China, Japan, Korea etc.; 3. Egypten;
4.. Griechisch-römische Kunst; 5. Byzanz nebst den griechisch-slawischen
Ländern; 6. Muhammedanische Kunst in Asien, Nordafrika, Sicilien,
Spanien; 7. Christliches Mittelalter; 8. Renaissance. Die modernen Bronzen
werden auch räumlich gesondert ausgestellt werden.
Die Bedeutung einer solchen historisch-artistischen Ausstellung
brauchte mit Genugthuung sei dies betont den Künstlern und
Industriellen, wie den Kunstfreunden gegenüber nicht besonders hervor-
gehoben zu werden und fand das Ersuchen der Direction an Kunstanstalten
und Sammler um Ueberlassung ihrer Schätze für Zwecke der Ausstellung
allseitig das wohlwollendste Entgegenkommen.
Wir erfreuen uns in diesem unseren Bestreben der nachhaltigen
Theilnahme des kais. Hofes, der Kunstfreunde des In- und Auslandes und
der Bronze-Industriellen Oesterreichs selbst. Die Zeit ist glücklicher Weise
vorüber, in welcher sich Künstler und Industrielle der Illusion hingegeben
haben, dass die Berührung mit den unvergänglichen Meisterwerken der
Bronzetechnik des Alterthums und der Renaissance gleichgiltig ist. Gegen
die Ausschreitung der Mode und des Ungeschmackes von Einzelnen und
Generationen gibt es kein heilsameres Mittel als das Studium der alten
Kunst. Dieses zu vermitteln und zu erleichtern ist eine wesentliche Auf-
gabe der historischen Bronze-Ausstellung. Es werden im Laufe dieser
Ausstellung mehrere Comitefs von hervorragenden Fachmännern zusammen-
treten, um alle Fragen zu erörtern, welche die Lösung praktischer Auf-
365
gaben der modernen Bronzetechnik zum Ausgangspunkt haben. An diesen
Berathungen werden Gelehrte, Zeichner, Bronze-Industrielle und Chemiker
theilnehmen.
Der Anmeldungen zur Bronze-Ausstellung sind über hundert und
wir erlauben uns nur im Folgenden diejenigen Anstalten und Kunstfreunde
namhaft zu machen, deren Ausstellungsobjecte bis zum 25. März bereits
im Museum eingetroffen waren Se. kais. Hoheit Erzherzog Albrecht;
Se. Durchlaucht Fürst Johann von und zu Liechtenstein; Graf Prokesch-
Osten; die naturhistorische Abtheilung der Hofmuseen; das Akademie-
Commando und das Artillerie-Arsenal in Wiener-Neustadt; die hoch-
würdigen Stifte St. Florian, Geras, Göttweih, Heiligenkreuz, Kremsmünster,
Lambach, Neukloster in Wn-Neustadt, Tepl; die Pfarren iGresten, Zelking;
die Stadtgemeinde Ybbs; dieyHerren Dr. A. Figdor, Professor E. v. Fleischl,
Guido von Hofmannsthal, Baron A. v. Koller, Nicolaus von Kubinyi
Arval, Architekt von Lippert, Dr. Maäka, Miller von Aichholz, Professor
Dr. W. A. Neumann, Pfarrer Oehler von Groß-Stelzendorf, Maler D.
Penther, Dr. J. E. Polak, Hofrath Roth Budapest, Paul von Schöller,
Dr. Tomowitz, C. Trau. Wir glauben nach alledem schon jetzt die Zu-
versicht aussprechen zu dürfen, dass diese Bronze-Ausstellung durch Reich-
haltigkeit und Lehrhaftigkeit sowohl die gräßern Kreise des Publicums,
als auch besonders die Knnstfreunde, Forscher und die Kunst-Industriellen
in vollem Maße befriedigen wird.
Die XIII. Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause.
Mit der heurigen Ausstellung im Künstlerhause, welche am 17. März
vom Kaiser feierlich eröffnet wurde, hat die Wiener Künstler-Genossen-
schaft einen glücklichen Wurf gethan; es herrscht darüber nur Eine
Stimme der Anerkennung im kunstliehenden Publicum. Alles ist darüber
einig, dass die Wiener Kunst heuer viel besser und reicher vertreten ist,
als auf der Internationalen Ausstellung des vorigen Jahres. Wir finden
diesmal mehrere Künstler, welche selten auf der Genossenschafts-Aus-
stellung erscheinen. Die Professoren der Wiener Akademie der bildenden
Künste sind diesmal sehr gut vertreten. Heuer sind auch eine Reihe von
Kunstwerken ausgestellt, welche im Auftrage des Unterrichtsministeriums
aus dem vom Reichsrath bewilligten Fonde für Kunstaufträge ausgeführt
wurden. Diese Bilder gehören zu den Perlen der Ausstellung und sind
auch die beste Rechtfertigung der Commission, welche dem Minister
Vorschläge zur Ausführung von Kunstwerken zu erstatten hat.
Auch heuer liegt der Schwerpunkt der Ausstellung in den Porträt-
bildern. Die Porträts von Eisenmenger, Angeli, Canon, Rumpler, Griepen-
kerl, Berger, L'Allen1and, Probst, Vita und Felix interessiren schon wegen
der Persönlichkeiten, welche sie darstellen.
366
Auch die Landschaft ist durch Lichtenfels, Darnaut, Schindler und
Russ sehr gut vertreten. Unter den Aquarellisten nimmt, außer Rudolf
Alt, Ludwig Passini einen ganz hervorragenden Platz ein, ja dem letz-
tern gebührt unter den österreichischen Künstlern vielleicht die erste Stelle.
Bei ihm zeigt es sich ganz deutlich, dass es nicht auf das Fachankömmt,
welches sich ein Künstler gewählt hat. Es scheint mir zweifellos, dass
Passini das bedeutendste und gesündeste Talent ist, welches sich unter
seinen Fachgenossen und den deutschen Künstlern findet.
Besonders gut vertreten ist die religiöse Kunst. Die Cartons von
Michael Rieser und Matthias Trenkwald gereichen beiden Künstlern
zu großer Ehre. Die Zahl der ausgestellten Cartons ist eben auch groß
genug, um das Publicum über die Eigenart der beiden durch Talent und
Charakter ausgezeichneten Künstler zu orientiren. Die Glasmalerei-
Anstalten von Geyling in Wien und Jele in Innsbruck können sich Glück
wünschen, dass ihnen Künstler wie die Genannten zur Verfügung stehen.
Altmeister Steinle hat eine aquarellirte Zeichnung, Daniel als Richter,
ausgestellt, vornehm gedacht und vorzüglich ausgeführt. Alois Schönn's
nSerajewo von der lateinischen Brücke aus gesehen-c ist eines der hervor-
ragendsten Bilder, welche dieser Künstler in den letzten Jahren gebracht
hat. Die religiöse Richtung ist außerdem durch den Bildhauer Erler und
durch den Maler Ludwig Mayer vertreten. Schade, dass der letztere
Künstler so wenig beschäftigt wird. Ein Kirchenbild, welches dem Auf-
trag eines Kirchenfürsten entsprungen wäre, ist auf der Ausstellung nicht
zu finden; ebenso vermissen wir ein vaterländisches Geschichtsbild von
Bedeutung, welches einem öffentlichen Auftrage sein Entstehen verdankte.
Die Mannigfaltigkeit der vertretenen Fächer und der Richtungen
trägt dazu bei, dass die heutige Ausstellung einen angenehmen Eindruck
macht. Ihrer Originalität halber machen die Arbeiten des Bildhauers
Straßer und des Malers Hans Schwaiger einiges Aufsehen. Die Bild-
hauerei ist durch einige hervorragende Künstler vertreten, vor Allem
durch Tilgner, Kundmann, Benk, Silbernagel, Otto König, Scharf, Schmidt-
gruber, Beyer, Schwertzek u. A. Mit besonderem Vergnügen bemerken
wir die glückliche Behandlung des Laaser Marmors auf dieser Ausstellung.
Dass bei den Bronzen die Gießer und Ciseleure nicht genannt sind,
ist bedauerlich. Unter den Graphikern nimmt diesmal Ludwig Michalek
einen angesehenen Platz ein. Das Ausland und die österreichischen Erb-
länder treten heuer in den Hintergrund. Der Katalog ist, wie immer,
nicht mit der wünschenswerthen Genauigkeit und Vollständigkeit abgefasst.
Wir müssen uns mit diesen Zeilen begnügen, da eine ausführliche
Besprechung nicht dem Zweck dieses Organes entspricht. Die Ausstellung
ist sehr gut besucht; hotfentlich wird auch das finanzielle Resultat für
die Künstler und die Genossenschaft ein günstiges sein. Bei dieser Aus-
stellung kommen auch der ReichePsche Künstlerpreis und die Karl Ludwig-
Medaille zur Vertheilung. R.
Zur Geschichte des Zinkes bei den Alten.
Ein in der nBerg- und Hüttenmännischen Zeitung 188m erschiene-
ner Aufsatz von Dr. A. Frantz, welcher die Stellung des Zinkes und
Messings in der Cultur der classischen Völker behandelt, veranlasste den
Professor K. B. l-Iofmann die Resultate seiner Studien auf diesem Ge-
biete, welche mit den Ansichten des Dr. Frantz theilweise nicht überein-
stimmen, vorzulegen.
Er geht sofort in die Sache selbst ein und erörtert die Frage, was
die Alten unter Kadmia verstanden.
Dieser Ausdruck kommt nicht früher als bei den Schriftstellern des
ersten Jahrhunderts n. Ch. vor, obwohl die Kenntniss der Sache selbst
weit älter ist; in Therophrasts Buch von den Steinen wird Kadmia nicht
erwähnt, vielleicht hat er sie in seinem verloren gegangenen Buch über
die Metalle behandelt. Was die erhaltenen Nachrichten über Kadmia
betrifft, so hat, wie der Verfasser aus mehreren citirten Stellen urtheilt,
Dioskorides nur künstliche Producte unseren zinkischen Ofenbruch
Kadmia genannt und diese ist nun Zinkoxyd, das durch mitgerissene
Kupfertheilchen etc. verunreinigt ist. Plinius erwähnt die Kadmia in
seiner historia naturalis und unterscheidet zwei Arten derselben das Erz
lapis, welches zur Herstellung von Messing aes verwendet wird, wohl
unserem Galmei im bergmännischen Sinne entsprechend, und eine in
Schmelzöfen entstehende Kadmia, welche der des Dioskorides entspricht
und wesentlich Zinkoxyd ist und von der er ebenso wie Dioskorides wie-
der mehrere Unterarten angibt. Auch Strabo erwähnt die Kadmia und
ebenso Galen. Ungeachtet die über die Kadrnia gemachten und auf uns
gekommenen Angaben nur dürftig und zum Theil unklar sind, gestatten
sie doch uns einige Vorstellungen über die Bedeutung dieses Wortes zu
bilden. Man hat zu unterscheiden zwischen künstlicher und fossiler Kad-
mia. Die Angaben, welche von den erwähnten Schriftstellern über die
Farbe und die sonstigen Eigenschaften der ersteren Art, der künstlichen
Kadmia, gemacht werden, lassen kaum einen Zweifel über die lndentität
derselben mit unserem zinkischen Ofenbruch aufkommen. Die zweite Art
Kadmia, die fossile, umfasst mehrere Zinkerze u. z. Zinkspat, Kieselgalmei
und Zinkblende.
Da die alten Bergleute die Erze nur nach äußerlichen Merkmalen
unterscheiden, oft verschiedene Erze gleich, gleiche aber wieder verschie-
den benannten, überhaupt eine ziemliche Verwirrung auf diesem Gebiete
herrschte, so wirft sich die Frage auf, welche andere Benennungen, außer
Kadmia, auf zinkhaltige Erze gedeutet werden dürfen. Zu den Mineralien,
welche Zinkoxyd lieferten, gehört ohne Zweifel der Pyrites. Die Anga-
ben über denselben bei Dioskorides, Galen und Plinius lassen ihn als eine
viel Eisenkies enthaltende Zinkblende erscheinen; auch unter Chalkitis
scheint man ein zinkhaltiges Erz verstanden zu haben. Ist schon bei diesem
Ausdrucke die Bestimmung wegen der sehr unbestimmten und verworrenen
Angaben ziemlich schwierig, so wird sie es noch mehr bei den Ausdrücken
Misy und Sory. Die Angaben des Galen über dieselben lassen schlie-
ßen, dass es Erzstücke gewesen seien, in denen sich im Laufe der Jahre neben
Kupfersulfat Zink- und Eisenvitriol gebildet hatte; nimmt man an, dass
diese Masse noch von unveränderten Schwefelkieskrystallen durchsetzt
war, so entspricht das den Angaben des Dioskorides. Die Angabe des
Plinius deutet auf Schwefelkies. Beide erwähnen aber auch noch eines
Diphryges, ebenso Galen, nach dessen Beschreibung wir schließen dürfen,
dass es Schlacken von Zink- und kupferhaltigen Erzen waren, die noch etwas
von den Metallen enthielten, die man unterDiphrygen verstand. Eine andere
Benennung, welcher man sehr frühzeitig begegnet, ist öpeixahxoä,
welches bereits in den homerischen Hymnen und im Hesiod vorkommt;
doch lässt sich aus diesen Angaben nicht bestimmen, was man in heroischer
Zeit darunter verstand. Auch für die classische Periode ist die Bedeutung
nicht sicher. Die Römer nennen es aurichalcum und es dürfte zu Be-
ginn unserer Zeitrechnung Messing bedeutet haben, obwohl es nicht die
gewöhnliche Bezeichnung für diese Legierung ist diese war xaÄxöS oder
aes, und die Autoren zwischen Xolxöä und ÖpEiXGÄKOS wohl unterscheiden.
Upeixuhxoä scheint das zufällig durch eine günstige Mischung von Erzen
entstandene Messing gewesen zu sein, eine natürliche Legierung, die so zu
sagen in den Bergen selbst zu Stande gekommen war und den Namen
Bergbronze, Bergmessing öpeixuhxoß bekam; für diese Annahme sprechen
auch die Angaben bei Plato und Plinius. Nachdem man es früher für
ein selbständiges Metall gehalten hatte, erkannte man es später als
Messing und nannte das durch Zusatz von Kadmia gewonnene Messing
auch öpeixukxoä. In der Kaiserzeit verwendete man es zur Prägung von
Münzen, die uns heute noch, wie die mitgetheilten Analysen von 24 Mes-
singmünzen verschiedener Kaiser zeigen, ein genaues Bild der Natur die-
ser Legierung geben. Der Zinkgehalt derselben schwankt zwischen
und 22 pCt., auch Schmnckgegenstände aus Messing, die dieser Zeit an-
gehören, weisen einen gleichen Percentgehalt von Zink auf. Nach all dem
kann man die Frage nach der Bedeutung das öpeixakxoä, wohl dahin be-
antworten, dass es schon in der ältesten Zeit eine gelbe, durch unbeab-
sichtigte Mischung von Erzen 'entstandene Legierung war, daher lange
für ein Metall sui generis gehalten wurde; später aber als mit Messing
identisch erkannt und fabriksrnäßig hergestellt wurde. Die Ansicht, dass
es goldhaltig gewesen sei, beruht auf einer unrichtigen Auslegung der
lateinischen Bezeichnung aurichalcum.
Ein anderer Ausdruck, der oft für Zink gedeutet wirdist xaooire o9,
welche Bezeichnung bei Homer, Hesiod, Herodot, Pausanias und überhaupt
bei griechischen Schriftstellern verschiedener Richtungen und Zeiten vor-
kommt. Der Versuch des Verfassers aus Bemerkungen über die Gewin-
m9
nung des Metalles, aus Anwendungen charakteristische Eigenschaften des-
selben, aus der Art der Verwendung, wie sie bei den erwähnten Autoren
zu finden sind, den Metallnamen zu deuten, führt zu dem Resultate, dass
xaooitepoä, dem das lateinische stannum entspricht, höchst wahrscheinlich
Zinn, in keinem Falle aber Zink bedeutet hat.
Was die Frage betrifft, ob metallisches Zink den Völkern des Alter-
thums bekannt war, so haben die einzigen zwei Stellen, die bei den
Classikem darüber aufzufinden sind, zu einer Bejahung derselben ver-
leitet. Die eine dieser Stellen findet sich bei Dioskorides bei Gelegenheit
einer Anweisung Zinkblumen zu bereiten und wurde dieselbe durch falsche
Auslegung eines Wortes so aufgefasst, als handle es sich hier um metal-
lisches Zink; überdies ist auch noch der hier angegebene Vorgang tech-
nisch unmöglich. Die zweite Stelle findet man bei Strabo und diese beweist,
wenn sie nicht sehr verderbt ist, gar nichts, als dass Strabo über die
Dinge, die er hier berichtet. eine sehr undeutliche und verworrene Vor-
stellung hatte. Aus diesen Stellen nun wollte man beweisen, dass die
Alten Zink darzustellen verstanden; andere gewichtige Gründe sprechen
aber gerade für das Gegentheil. Die Herstellung des Zinkes erfordert
eine so complicirte Destillationsvorrichtung, wie man sie im Alterthume
bestimmt nicht gekannt hat. Ein Umstand aber, der am meisten in's Ge-
wicht fällt, ist der, dass unter den Tausenden von Gegenständen, die auf
uns gekommen sind, sich kein einziger befindet, der aus Zink gefertigt
ist. Es tauchen zwar zeitweilig einzelne Angaben über Zinkfunde auf,
doch erweisen sich dieselben bei genauerer Prüfung als falsch; bei den
Ausgrabungen in den campanischen Städten aber wurde nie ein Zink-
gegenstand gefunden, ebenso ist unter den Funden, die Schliemann in
Troja gemacht, kein Gegenstand von Zink, nicht eimal von Messing.
"Bevor also nicht ein Fund das Gegentheil erweist, muss man in
Abrede stellen, dass dem Alterthume metallisches Zink bekannt war.
vDas Zink erhielt von allen Metallen neben Nickel und Platin am
spätesten eine culturhistorische Bedeutung. Erst im vierten Decennium des
18. Jahrhunderts beginnt die Gewinnung des Metalles im Großen und
zwar zu Bristol i743; von wo ab es als Nutzmetall an Bedeutung
Zllnlmmtnl
In dem Schlusscapitel seiner Schrift gibt der Verfasser eine etymo-
logische Untersuchung der meisten im Laufe der Abhandlung vorkom-
menden Bezeichnungen. Bei vielen derselben ist die Etymologie dunkel,
so bei Kadmia, Misy und Sory, bei Galmei u. a. Für Zink selbst alt
der Zinken dürfte sich kaum eine andere Erklärung finden lassen,
als dass es nach dem zackigen Aussehen benannt sei, jedoch nicht nach
dem des Metalles sondern seiner Erze. Eine noch größere Unsicherheit
in der Terminologie scheint bei den Völkern des Orients geherrscht zu
haben. Von den Ausdrücken, welche zeitweilig in Europa fürZink oder Zink-
oxyd in Gebrauch gewesen waren und als orientalische angesehen wurden,
ist von Allen tuttanego zu nennen. Eine Untersuchung des Stammes und
der Bedeutung dieses Wortes von Prof. Dr. R. Roth, welche der Ver-
fasser mittheilt, ergibt, dass tuttanego ein tamulisches Wort ist und es
nicht unwahrscheinlich ist, dass das Zink erst spät in Indien bekannt und
angewendet wurde. Endlich ist der heute noch in England für indisches
Zink gebrauchte Ausdruck Spiauter unbekannten Ursprunges, schwerlich
aber indischer Abkunft. Ostheim.
Handfertigkeitsunterricht in der Volksschule.
Es scheint, dass man gegenwärtig mit der Einführung des Hand-
fertigkeitsunterrichtes in der Volksschule Ernst machen will. Wir werden
diese Angelegenheit aufmerksam verfolgen, weil wir diesen Unterricht
als die rechte Vorbereitung für jede gewerbliche Thätigkeit ansehen und
weil jede Handfertigkeit zugleich der Weg zu jeder Kunstfertigkeit ist.
Graf Richard Belcredi hat in seiner Rede über die Schulnovelle am
19. Februar die richtigen Worte gefunden, um die Einführung der Hand-
arbeit in die Volksschule zu befürworten. Ein hervorragender Schulmann
aus Deutschböhmen sprach mit Recht die Ansicht aus, dass es jetzt an
den Pädagogen und "Schulmännern wäre, die Durchführung des Hand-
fertigkeitsunterrichles in die Hand zu nehmen; es sei genug geredet und
geschrieben worden, es müsse nun auch gehandelt werden. Es ist dies
auch richtig, nur handelt es sich jetzt um die Frage, wie diese Action
durchgeführt werden soll. Der Schulmann muss mit dem Gesetzgeber
Hand in Hand gehen, wenn etwas Ersprießliches geleistet werden soll.
Die Unterrichtsmethode ist bei dieser Frage von ganz besonderer Bedeu-
tung. Wir machen aufmerksam, dass der wNordwestn das Organ des
Centralcomite's für den Handfertigkeitsunterricht und den Hausfleiß ist
und dass Herr Emil Schenkendorf in diesem Organe ein System und
die Methoden des Handfertigkeitsunterrichtes für Knaben entwickelt.
Ein hervorragender schwedischer Schulmann, Herr K. E. Palm-
gren, welcher in Stockholm eine von ihm im Jahre 1876 begründete
Schule als Director leitet, hat ein Schriftchen veröffentlicht, das den Titel
führt nEcole pratique de travail pour Penfance et 1a jeunesse Stock-
holmu und "Sur Pimportance du travail manuel dans l'Education. Stock-
holm, imprimerie centrale, 18824 Sollte es sich bewahrheiten, dass Herr
Clausen-Kaas nach Wien herufen wird, um Lehrerconferenzen beizu-
wohnen und die Frage der Einführung des Handfertigkeitsunterrichtes
in der Schule zu besprechen, so würde diese Angelegenheit bei uns in
Fluss kommen. ln Oesterreich sollte bei diesen Conferenzen die Revision
aller Vorschriften vorbereitet werden, welche sich auf Lehrer- und Leh-
rerinnen-Bildungsanstalten beziehen. Die Bestrebungen des Rittmeisters
a. D., Clausen-Kaas, fanden specielle Würdigung in der Schrift von Johann
Meyer vDer Handfertigkeitsunterrich! und die Schule." Berlin 1881,
Lüderitische Verlagsbuchhandlung. R. v. E.
Abwege der Glasmalerei.
Der im Jännerheft der "Blätter für Kunstgewerben unter diesem Titel
erschienene Aufsatz geht von der richtigen Thatsache aus, dass für die
kunstgewerblichen Producte das kaufende und bestellende Publicum minde-
stens ebenso, wenn nicht mehr verantwortlich ist, als der sie schalTende
Kunstindustrielle und entlastet unter diesem Gesichtspunkte auch letzteren
theilweise von den Vorwürfen, die ihm wegen falscher Auffassung und
Behandlung mancher ihm gegebenen Aufträge gemacht werden könnten.
Der Kunsthandwerker, welcher die besten Ideen im Kopfe, reines und
feines Stilgefühl mit technischer Meisterschaft verbindet, müsste oft ver-
hungern, wenn er nur das machen wollte, was ihm gefällt, was er für
recht hält und nicht auch großentheils Dinge, die das Publicum will mit
seiner unqualificirbaren Laune und Mode.
Wundert man sich, wenn alle Welt für die Rembrandt- und Van
Dyck-Hüte mit ihren anämatischen, aber desto interessanter sein sollenden
Trägerinnen schwärmt. die geistergleich zu beschwören die neueste histo-
rische. d. i.Costümmalerei nimmer ermüdet. wenn jeder Gesellschaftsmensch
wenigstens einmal jedes Jahr einen Holbein'schen Landsknecht oder einen
Spitzenbestandenen Herrn der Niederlande anzieht, und ebenso Jungfrauen
und Frauen es nicht verschmähen, die kleidsam stattliche Tracht des 15.
und 16. Jahrhunderts mit den Roben der neuesten Mode zu vertauschen,
deren Schnitt und Schmuck auch schon jener Geist der alten Zeit um-
zaubert, wundert man sich, dass wenn solche Costümfiguren an allen
Wänden hängen, sie nicht auch vom Glasmaler für die Fenster verlangt
werden?
Und was erst recht merkwürdig, halbdutzend- und dutzendmal
immer dieselben Herren und Damen, die der Freund beim Freunde, die
Freundin bei ihrer Bekannten oder Verwandten, gesehen sie wollen es
trotz des Abrathens des Producenten, den das ewige Einerlei ermüdet, der
die herrlichsten Wappenscheiben, getreue Copien oder freie Umgestaltungen
alter Schweizer Cabinetsstlicke vorweist und eindringlichst empfiehlt
er hat deren ja, sie als das Beste und Schönste in seiner Art erkennend,
eine Menge für den Zweck vorbereitet, manche sorgfältige Studien lehr-
reichster Technik. Sie gehen nicht, man will sie nicht, die meisten
deshalb nicht, weil es eben Wappen sind und die Besteller nicht von
Adel. Dass man auch Städte- und Zunftwappen in seinem Fenster haben
kann, dass antike adelige Wappenscheiben auch den Nichtadeligen nicht
beschämen, wollen die Wenigten begreifen.
Würde der Adel als ergiebiger Besteller auf Kunstverglasungen
auftreten, dann würde auch für Wappenschildereien iene erfreuliche Nach-
frage sich einstellen, die deren Pflege über die Liebhaberei des Glas-
malers, verständnissvoller Kunstfreunde und Kritiker erhebend, sie zum
dankbarsten Arheitsfelde machen würde. Doch auch dies Kunstgewerbe
empfängt das Gros seiner Aufträge von der begüterten Classe des Mittel-
standes, den Kaufherren und Industriellen, den pracht- und kunstliebenden
Magnaten mobiler Vermögen.
Man muss noch Eins sagen Der Verfasser des Aufsatzes der uAb-
wege der Glasmalerei-t denkt, wo er von den vzahllosen Vorbildern alter
Glasmalereiu spricht was ich nur für die alten Prunk- und Festschei-
ben als wzahlreichu gelten lassen kann, aber keineswegs für complete
Kunstverglasungen ganzer Fenster, wofür nur ein paar Dutzend Bei-
spiele aufzuzählen schwierig fallen dürfte vorwiegend an diese, ohne
zu fragen, was ein solches Prachtstück edelster Glasmalerei kostet, wie
viele solches zahlen? Wer zwei complete Fenster eines Speisezimmers
für nur 150-200 fl. in Glasmalerei haben will, am liebsten noch billiger,
aber desto reicher und schöner, der zahlt nicht ebensoviel und mehr
für ein Stückchen Glasmalerei, das kaum einen Oberflügel ausfüllt. Für
die Gesammtstimrnurig des Raumes durch das Fenster ist es aber auch
wichtiger die ganze Lichtöifnung mit sonnigen, zarten Tongläsern in
einfach geometrischen Netzwerken oder Butzenscheiben, umsäumt von
buntem Bande zu schließen, als in das öde Nichts blanker Scheiben ein,
zwei Wappenschildereien, und wären sie der erlesensten eine, mit ihrem
glühenden Farbenleben zu verbannen.
Unvergesslich bleibt in meinen vielen Erinnerungen an alte Glas-
malereien der Kreuzgang des Klosters Wettingen, den das erste Museum
für schweizerische Cabinets-Malerei zu nennen ich nicht anstehe. Da sind
sie zu Dutzenden aus der Glanzperiode von 1510 1580, jedes ein Cabi-
netsstück. Und man lese da, oder in der Bibliothek und im Rathssaal von
Arau und anderswo Diese Scheiben sind Festgeschenke. welche Prälaten
und Magistrate, große und reiche Herren und Zünfte einander zu machen
nicht zu gering hielten.
Wer zahlt heute eine solche Glasscheibe wie einen Pocal, ein Album
nach Hunderten?
Man lernt aber noch etwas aus diesen alten köstlichen Scheiben sie
waren aus der Zeit und für die Zeit erfunden, Denkmäler der Haus-,
der Stadt-, der Welt- und heiligen Geschichte, oft alles in capriciosem
Wechsel durcheinander, volYReligion, die classisch mythologisirt, welche
die Thaten und Leiden der Profangeschichte biblisch illustrirt und anti-
thesirt, voll geselligem Leben, voll Lustigkeit, voll Festfreude.
Führt wieder den unendlichen wechselreichen Inhalt des Lebens, des
individuellen oder des allgemeineren, in den kleinen Fensterrahmen und
Ihr braucht Euch von fremden Costümherren und -Damen nicht den
373
Appetit verderben zu lassen, wenn sie Euch indilferent oder sentimental
in die Schüssel schauen. Wen diese Gesellschaft genirt, der wird sie
nicht zu Gaste laden, d. h. nicht bestellen.
vHarmonieu, ein schönes Wort, auch für Glasmalerei, auch noth-
wendig, wenn ihr Werk vollendet sein soll. Man darf nur nicht vergessen,
dass Glasmalerei keine zahme, sanfte, gedämpfte Harmonie kennt, wie
etwa stilvolle Gewebe, ihre Harmonie zittert und glüht und sprüht ein
lebendiges Feuer auf ernstbewegtem Grunde. Ich bin überzeugt, dass
diese Harmonie Wenige verstehen und genießen.
Wie soll ein Badezimmer, das im Rez de chausse liegt, nicht in einem
Ringstraßen-Palast, wo man eine anständige Leiter brauchte, hinaufzu-
steigen. sondern in einer Villa, in deren ebenerdige Fenster man bequem
hinein blicken kann, glasmalerisch geschmückt werden?
Mit Fenstern in Art jener der Laurenziana, der Certosa? Sollen
die Fenster eines Badezimmers einen öffnenden oder abschließenden Cha-
rakter haben? Es ist ein Versuch gemacht worden in den Fenstern und
der Thlire für das Badezimmer des Grafen Raczynski sollten die etwa
grün sein? Vielleicht weil von rauchblauem Grunde sich Wasserpflan-
zen abheben, die nicht rosenroth, sondern 'grün sind in einer reichen
harmonischen Tonfolge, die das Saftige Laubwerk des Sommers mit
dem brandig vergilbten des Herbstes mischt, worunter Nixen, Elfen und
glänzend befiederten Vögeln so wohl ist.
Erschreckt das gebrochene Licht; verwirrt der reichere Inhalt auf
ernstem Grunde? Vermag das ewige Einerlei des Rautennetzes oder die
Arabeske den ruhig Badenden so anzuregen, als diese träumerische Flora,
diese silberglänzenden Schwäne, der goldene Königstaucher oder der
kokette rosige Flamingo? Ist es poetischer stilisirte Rosen auf Batzen-
scheiben zu werfen oder aus den Kelchen der Seerosen die kindlichen
Blumenseelen aufsprießen zu lassen; liebst Du mehr die ornamentalen
Delphine und wären sie die eleganteste italienische Renaissance, oder sie als
Naturgebilde, etwas ideell geformt und gefärbt, gebändigt von Puttlen,
der menschlichen Kraft?
Soll der Reiz des Meeres Dich nicht bezaubern, die Nixe Dir nicht
singen?
Es ist ein lnhalt, der weit über die conventionelle Decorations-
weise im Fenster des Hauses hinausgeht; wofür wirklich kein altes Glas
als Vertheidiger aufsteht; es verzichtet darauf, es vertheidigt sich durch
seine Existenz. Singt ein Chor von Fünfhundert, spielen Hundert im Orche-
ster, die Fülle schadet nicht, wenn nur Alles in Harmonie singt und klingt.
Unsere Kunstgewerbe und seine Kritiker sind so sehr gewohnt,
sich immerfort mit alten Beispielen zu legitimiren, wie Philologen es mit
jeder grammatischen Erscheinung zu thun lieben, dass sie etwas Neues
nicht erfassen können und es deshalb mit einem "zu viele abweisen.
374
Wie einfach wäre es gewesen, auch diese Fenster nach dem Auf-
trage jener schönen Dame auszuführen, die sich nicht grüne, nicht blaue
sondern rosenrothe Fenster für ihr Badezimmer bestellte.
Innsbruck, Februar 1885. Dr. A. Jele.
Vorlesungen im Museum.
Am .'28. December 1882. hielt Prof. Dr. W. Gurlitt von der Universität Graz
einen Vortrag i-über griechische Malereic.
Nach Zurückweisung der weitverbreiteten Ansicht. als ob die Malerei in der
Kunstübung der Griechen zurückgetreten sei, fragte der Vortragende, welche Mittel wir
haben, um uns die Werke der großen Maler zu veranschaulichen? Es wurde dann durch
eine Charakterisirung der erhaltenen Werke der Wand- und Vasenmalerei nachgewiesen,
dass die bemalten Gefäße nur etwa bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts den Fortschritten
der großen Kunst folgen können. 'die Masse der Wandgemälde aber als letzte Ausläufer
einer Kunst zu betrachten sind, welche ihren Kreislauf bereits vollendet hat. Um es nun
wahrscheinlich zu machen, dass wir uns auch heute noch an gleichwerthigeo Mo-
numenten wenigstens eine Vorstellung von der Wirkung antiker Gemälde bilden können,
wurde bei einem kurzen Ueberbliclt über die Entwicklung der griechischen Malerei von
ihren Anfängen his zu ihrem Höhepunkt der Hauptnachdruck auf den Nachweis gelegt,
dass seit der Mitte des 5. Jahrhunderts die Malerei in der Stolfwahl der gleichzeitigen
Plastik voraus ist, dass z. B. Zeuxis und Parrhasios vor Skopas und Praxiteles pathe-
tische, die sikyonische Schule vor Lysippos realistische Motive darstellt, dass überhaupt
die für die hellenistische Plastik charakteristischen Vorwürfe vnn den Malern des 5. und
4. Jahrhunderts vorgebildet sind. Wenn auch bei den genannten originalen Bildhauern
nur eine Beeinflussung durch die gleichen Geistesstromungen und Zeitrichtungen ange-
nommen werden kann, so stellt sich die Frage sofort anders, wenn wir zu den Künstlern
der pergamenisch-rhodischcn Schule oder zu Werken fortschreiten, welche aus derselben
Zeit stammen. Einstimmig gibt das Alterthum jenen Männern das Zeugniss großen tech-
nischen Könnens. versagt ihnen aber den Ruhm eigener Erfindungsgabe. Wir werden
also hier in der That berechtigt sein, von der Gleichheit des Stoffes aus weitere Schlüsse
zu ziehen und anzunehrnen, dass die betreßenden Werke von Gemälden inspirirt seien.
Ausgehend von Reliefs mit malerisch, d. h. bildmaßig behandeltem Hintergrund Orpheus-
relief in Juce Blundell Hall. Reliefs Ludovisi ac. Spada ging der Vortragende zu Werken
der Rundplastik über Gruppe des Prometheus und Herakles aus Pergamon, Einzelfiguren,
wie die schlafende Ariadne, Hercules Farnese u. s. welche nur als Bestandtheile von
Gemälden verständlich sind, um mit den Gruppen des farnesischen Stieres und des Lao-
koon zu schließen. Für beide wurde eine Ahnenreihe aus Werken der malerischen Technik
aufgestellt und das Verdienst der Bildhauer auf die vollendete, plastische Ausgestaltung
von in Gemälden vorgebildeten Motiven beschränkt und zugleich betont, dass solche Mo-
numente uns einen sprechenderen Begritf von der Wirkung antiker Gemälde vermitteln
können, als Vasen und Wandmalereien.
Ueber udie Entwicklung der Schrift hielt am 25. Janner d. J. Prof. Dr. Mühl-
bacher einen Vortrag, in welchem er anknüpfend an ein vor Kurzem verötfent-
lichtes Schreiben des deutschen Reichskanzlers, das sich in schärfster Weise gegen den
Druck deutscher Bücher mit lateinischen Lettern ausspricht darauf hinweist, dass die
sogenannte deutsche Schrift, welche sich jetzt allerdings auf das deutsche Sprachgebiet
beschränkt ohne es noch ausschließlich zu beherrschen, nicht ursprünglich eir. nationales
Gepräge trage, sondern nur ein späteres Entwicklungsstadium der sagen. lateinischen
Schrift darstelle. Zwei Grundgesetze sind für die Entwicklung der Schrift maßgebend
die Deutlichkeit des Geschriebenen. die Raschheit des Schreibens; dazu tritt als mich-
tiger Factor der Einßuss des Schreibmaterials auf die Gestaltung der Buchstabcnformen.
Wie die Cultur, so haben die Deutschen auch die Schrift von den Romern über-
nommen, welche sie von den Griechen gelernt hatten, wie die Griechen von den Pho-
niciern, die Phdnicier von den Aegyptern. Das älteste Schreibmaterial der Römer ist
Stein und Metall, ihre älteste Schrift ist daher durch die gerade Linie charakterisirt, die
sich in ihrer Weiterbildung in gewissen Buchstaben rundet. Es ist die sogen. große la-
teinische Schrift Capitale, welche auch jetzt noch die monumentale Schrift geblieben
ist. Das Streben nach rascherer Darstellung führt zur Rundung und damit Vereinfachung
375
weiterer Buchstaben Unziale der aus Aegypten importirte Papyrus und das aus dern
-Orient stammende Pergament bieten eine weichere Grundlage. Noch sind die Buchstaben
von einander getrennt, ieder ist für sich selbständig; sie bewegen sich innerhalb zweier
Linien Maiuskel. Großbuchstaben. Diese Schrift genügt nicht dem raschen Bedarf des
täglichen Lebens des entwickelten Geschaftsverkehrs. S0 entwickelt sich aus der Ma-
juskel eine neue Schriftart, welche die Trennung der Buchstaben aufhebt und diese mit
einander verbindet, die cursive; sie vereinfacht zugleich die Buchstaben, bildet ihre cha-
rakteristischen Theile aus und führt das Schema der vier Linien kleine Buchstaben ein.
Diese Schriften übernimmt das Mittelalter. Aus der römischen Cursive entstehen
nationale Abarten in Italien; hier lindet sie in Montecasino ihre kalligraphische Ausbil-
dung und in der älteren päpstlichen Kanzlei, weitere Verwendung in Frankreich, in Spa-
nien, auf anderer Grundlage in England. Die Buchstaben verzerren sich, die Worte sind
nicht getrennt, lnterpunction und Sprache verwildert. Neben diesen Nationalschriften und
selbst neben der Maiuskel führt eine Uebergangsschrift ein ziemlich klagliches Dasein;
sie hat das System der vier Linien von der Cursive übernommen, aber von dieser auch
noch mancherlei Buchstabenverbindungen, welche die Deutlichkeit beeinträchtigen; es
finden sich alle Formen der kleinen lateinischen Buchstaben, aber mit Majuskeln vermischt.
Die Culturbestrebungen KarPs des Großen haben auch eine Reform der Schrift im
Gefolge; die Ausdehnung der Herrschaft der Karolinger verschatTt derselben auch all-
gemeine Geltung; die karolingische Minuskel verdrängte endlich auch die Reste der
Nationalschriften. Sie entfernt die cursiven Buchstabenverbindungen und stellt die Buch-
staben selbständig; sie gibt, an die besten Muster der Uebergangsschrift sich anschließend,
jedem Buchstaben die bestimmte deutliche Form es ist unsere sogen. kleine latei-
nische Schrift. Die beiden nächsten Jahrhunderte entwickeln sie kalligraphisch weiter;
die Worttrennung wird vollständig durchgeführt, die lnterpunction geregelt, die Schrift
wird immer regelmäßiger. Den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht die Minuskel im
iz. Jahrhundert.
Schon im nächsten Jahrhundert beginnt eine neue Abart sich einzubürgern, die
bis zum Ende des Mittelalters die Schönschrift bleibt und namentlich für Prachthand-
schriften Verwendung findet. die gothische Schrift; sie charakterisirt sich vor Allem
durch Brechung der geraden Linie und die Ornamentirung des Buchstabens. Sie ist. als
der Buchdruck erfunden wird, die herrschende Schrift, nach ihr werden die Lettern ge-
schnitten, es ist unsere deutsche Druckschrift, anfangs die allgemein übliche sowohl in
den romanischen Lindern, wie für nichtdeutsche Werke. Die Humanisten gehen auf
bessere. ältere Handschriften zurück, sie übernehmen auch ihre Schrift als Muster; nach
Handschriften des n. Jahrhs. werden die sagen. lateinischen Lettern geformt. Neben
der Bücherschrift entwickelt sich, aus dieser hervurgehend und von ihrer Fortbildung
beeinßusst, für den rascheren Bedarf eine Geschäftsschrift Minuskelcursiv; es wird sehr
viel geschrieben, im Papier ist nun ein billigerer Schreibstoff gegeben. Man verbindet
wieder die einzelnen Buchstaben, zur Herstellung dieser Verbindung werden die Ober-
und Unterlangen verschleift oder einzelne Buchstabentheile umgestaltet. So bildet sich
die Schrift, die wir im wesentlichen auch noch jetzt schreiben, die lateinische nach al-
terem, die deutsche nach gothischem Muster. Beide sind nur die cursiven Variationen
der Druckschrift. Die lateinische und deutsche Schrift selbst repräsentiren nur zwei ver-
schiedene Entwicklungsepochen ein und derselben Schrift.
Literaturbericht.
Karl Strele, Handbuch der Porzellan- und Glasmalerei. Vierte, gänzlich
neu bearbeitete Auflage, herausgeg. von Dr. Emil Tscheuschner.
Weimar, Bernhard Friedrich Voigt, 1883. 220 Seiten 8.
Der Einhundert und seehsundvierzigste Band von Voigts -Neuer Schauplatz der
Künste und Handwerke tritt uns hier abermals. in einer Neugestaltung und nicht unbe-
deutend vermehrt, vor Augen. Ueberilussig wäre es, hier erst über den ursprünglichen
Grundstock des Werkchens, jenen Theil von Brongniarfs Traite des arts ceramiques etc..
welcher vom Decoriren keramischer Objecte handelt, besonders zu sprechen. Erwähnt sei
hier nur, dass der Herausgeber die von Strele in der dritten Auflage weggelnssenen An-
gaben Brongniarfs über Starkfeuerfarben in die vorliegende vierte Auflage aufgenommen
und dadurch dem Werkchen wesentlich genutzt hat. Bedauerlich ist hingegen, dass offen-
bare lrrthümer und Unrichtigkeiten der dritten Auflage, zu welchen den Verfasser wohl
mangelhafte Quellen veranlassten, in der vierten nicht ausgemerzt wurden. Derlei Mangel
376
schädigen den Credit eines sonst sehr brauchbaren Buches gar gewaltig. Neben vielem
Anderen heißt es z. B. pag. I4 Das Email überzieht bald einfarbig, bald völlig be-
malt in ununterbrochener Fläche ein Relief. diese Art, b'asse taille genannt u. s. w.
png. I5 Das Email ist eine vollständige Miniaturmalerei mit Emailfarben auf
Gold oder Kupfer, auf welchem in der Regel ein besonderer Glasßuss als Malgrund
eingeschmolzen ist. Ferner u... .die sogenannten e'm'aux cloisonnes, auch plaques
oder plates genannc- wwerden fast durchgängig auf Gold, zum Theil
aber auch auf Bronze angewendena Weiters -Eine zweite Art der Emailmalerei zeigen
die italienischen Arbeiten; sie sind auf weißem Grund, meist mit undurchsichtigen
Farbenemails gemalt und Benvenuto Cellini hat in diaer Gattung die ersten Meister-
werke geliefert. Auf pag. 16 erfahren wir, dass auf Silber oder Kupfer in der Regel
nur undurchsichtige Emails mit Erfolg angewendet werden-i, und auf pag. I7 heißt
es rSollen auf Silber oder Kupfer durchsichtige Emails angebracht werden, so muss
man denselben eine Goldunterlage geben, welches dadurch geschieht, dass man
auf die zu emailliren de Fläche eine Lage schwarzes Email auftragt und
darauf ein Goldplättchen legt.... Eine selbst starke Vergoldung wurde in diesem
Falle den Zweck nicht erreichen lassen; denn in der hohen Temperatur, bei welcher die
Emails aufgeschmolzen werden, durchdringt das Gold das unterliegende Silber
oder Kupfer und eine an diesen Metallen mehr oder weniger reiche Legirung wurde
an die Stelle des ersteren treten....- Auf pag. 20 werden wir belehrt, dass das Email
i-auf Gegenständen von Zinn nicht gut hafte tw, als oh es überhaupt möglich
wäre, Zinn zu emailliren, und es wird da sogar als Remedium gegen den angeführten
Uebelstand mitgetheilt rMan muss daher die Stellen des Zinngegenstandesll,
welche emaillirt werden sollen, mit Kupfer überziehen. am einfachsten auf galvanischem
Wegen Nebenbei ist auch noch manches Sonderbar wenn auch nicht Schädliche
stehen geblieben, lso B. die wgetheilten- Emails und ähnliches; auch fehlt 'nicht die
große Seeschlange Lava genannt unrichtig übersetzt auch hier als Sarnmelnnme ge-
braucht nPlatten. von feuerfestem Thon oder aus Lava von der Auvergne.. He.
Mögen sich Unbefangene durch diese Fehler nicht abhalten lassen, den nütz-
lichen Theil des Werkchens zu genießen! M.
wwKeramikstudienn von Aug. Demmin. Zweite u. dritte Folge. Leipzig,
1882, Th. Thomas.
Die Eigenthümlichkeiten Demrniifs, welche seinerzeit von Alfred Darcel in der
wGazette des beaux-arts- so herb kritisirt wurden, treten bei jedem neuen Werke immer
schärfer hervor. immer entschiedener reclamin er die Geschichte der Keramik als seine
Domäne wer eine von der Demmin'schen abweichende Ansicht äußert, ist unwissend,
wer Demmin's Ansichten zustimmt, ist ein Plagiator! Dabei wird aber der Autor selbst
immer kühner und sorgloser in seinen Behauptungen. Es ist dies hochlich zu bedauern,
denn bekanntlich hat er sich in zwanzig- oder mehrjähriger Sammlerthatigkeit sehr aus-
gebreitete Kenntnisse in seinem Fach erworben, und seine Schriften wurden durchaus
nützlich sein, wenn er sich entschließen könnte, seine Streitlust zu zügeln und sich bei
Namen und Daten nicht so oft auf sein Gedächtniss verließe. Den originellen Styl wurde
man dann ruhig mit in Kauf nehmen! B.
Die Festschrift zur Eröffnung des Mahrischen Gewerbemuseums
ist in Brünn im Verlage dieses Institutes erschienen. Das Werkchen, 93 Großoctav-
Seiten stark, mit Initialen und Kopfleisten schon ausgestattet, wurde bei Rud. M. Rohrer
in Brünn gedruckt und gereicht der Direction des Museums nicht minder als der Druckerei
zur Ehre. Es enthält Alles, was zur Orientirung über diese Anstalt nöthig ist die Statuten,
die Verwaltung, ihr Wirken, das System der Sammlungen und der Bibliothek. Die Bau-
beschreibung ist mit Tafeln versehen, die den Bau erläutern, welcher nach dem Plane
des Regierungsrathes Schön durchgeführt wurde.
Neue Ausgabe der Photographien des k. k. Oesterr. Museums.
Die vom k. k. Oesterr. Museum für Kunst und lndustrie bis jetzt gesammelten photov
graphischen Aufnahmen nach Originalzeichnungen, Miniaturen, Email-, l.eder-, Holz-,
Metallarbeiten, Thon- und Glaswaaren, Stoffen und Spitzen etc., sowie deren Fortsetzungen
werden nunmehr in neuen. dem heutigen Stande der reproducirenden Kunst entspre-
chenden Copien zur Ausgabe gelangen. Die Herstellung und der Verlag dieser neuen
Ausgabe wurde der Kunstanstalt von V. Angerer übertragen, welche das vorhandene
Material in kurzen Zeiträumen, und zwar in Lieferungen, je sechs Blätter Handzeich-
nungen und sechs Blätter Objecte der Kunstindustrie enthaltend, veröffentlichen wird.
Das erste Heft wurde soeben ausgegeben und enthält nachstehende Blätter
l. Albrecht Dürer Tuschzeichnung, Kopf eines alten Mannes Albertina in Wien, Helio-
gravure; a. A. van Dyck Kreidezeichnung, zwei englische Herolde Albertina, Licht-
druck; 3. P. P. Rubens Kreidezeichnung, zwei Frauenkopfe Albertina, Lichtdruck;
4,. P. P. Rubens Kuhlenzeichnung, Studie eines Amor Albertina, Lichtdruck;
5. Lionardo da Vinci Kreidezeichnung, weiblicher Studienkopf Albertina, Lichtdruck;
6. Giulio Romano Federzeichnung, Ornament mit einem Genius Reicbsgalerie in Buda
pest, Photolithographie; 7. Thürklopfer von Bronze, zwei Delphine zwischen denen
ein Knabe steht, itaL, XVI. Jahrh., Heliogravure; 8. Helm zur Rüstung Kaiser Ru-
dolfs ll., mit getriebenen und tauschirten Ornamenten, XVl. Jahrh. 2. Hälfte k. k. Ar-
senal, Lichtdruck; 9. Trinkltanne von Silber, vergoldet, umlegt mit einem durch-
brochen gehaltenen Elfenbeinschnitzwerk, Bacchus-Scenen darstellend, XVlLJahrh. Fürst
Liechtenstein, Lichtdruck; 10. Teller, Majolika, in der Mitte Apollo und Daphne,
XVl. Jahrh. Stift Klosterneuburg, Lichtdruck; 11.. Humpen und Trinkkanne von
vergoldetem Silber, mit Jagdscenen, getriebene Arbeit, XVl. und XVII. Jahrh. Baron
Albert Rothschild in Wien. Lichtdruck; m. Becken von vergoldetem Silber, in der
Mitte der Triumph Amors rnit vielen Figuren in Relief, XVI. Jahrh., Nürnberger Arbeit
von Christof Jamnitzer k. k. Schatzkammer, Liehtdruck.
Preis eines Heftes B. Mk., eines einzelnen Blattes 50 kr. Mk.
Der Katalog von Dr. Leitnefs Ausstellung alt- und neuindiseher Kunstgegen-
stände im Sitzungssaale des Museums ist erschienen und daselbst zum Preise von 50 kr.
zu haben. Derselbe bildet durch die ausführlichen Erläuterungen einen Leitfaden zum
Studium der indischen Kunst.
Soeben ist das erste Verzeichnis von Gypsabgüssen der deutschen Ge-
sellsehaft San Giorgio in Florenz Via Bardi erschienen. Die Abgüsse werden durch
den Gypsformator Orazio Lelli ausgeführt. Alle Zuschriften sind an die Adresse i-Societh
San Giorgio, Via de' Bardi zu richten.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
Raphaelfeier im Oesterr. Museum. Aus Anlass der vierten
Säcularfeier von RaphaeYs Geburt werden im Oesterr. Museum zwei Vor-
träge gehalten werden, und zwar wird Dr. Th. Frirnrnel über RaphaeFs
Geburtsdatum sprechen und Custos Chrnelarz über RaphaePs Bedeu-
tung in der Entwicklung der Kunst bis zur Gegenwart. Die Vorträge
finden arn 6. und 7. April von rt bis 12 Uhr statt.
Geschenke an das Museum. Dr. Leitner aus Lahore hat im Namen der
vereinigten Penjab-Gesellschaften, deren Präsident er ist, dem Museum folgende Ohjecte
als Geschenke zugemittelt Ein Musterbuch von Manufacturen, ein elfenbeinernes Modell
des Gartenrasthauses eines indischen Kaisers in Lahore, ein Paar silber- und ein Paar
golddurchwirkte Schuhe. Diesen Geschenken fügte er persönlich noch hinzu einen eigens
tür das Museum angefertigten Shawl-Webestuhl nebst erklärenden Abhandlungen über
Zeichnungen, Farben und Techniken der Shawlindustrie, sowie über höchst werthvullr
Entdeckungen bezüglich der alten geheimen Zunfrsprachen in Indien.
Bibliothek 168 11186111118. ln der Zeit vom 28. März bis 20. October ist die
Bibliothek des Museums an Wochentagen, mit Ausnahme des Montags, von 9-2,
an Sonn- und Feiertagen von 9-1 Uhr dem Besuche des Publicums geöinet.
Ausstellungen im Museum. Die zahlreichen und ausgiebigen Anmeldungen für
die historische Bronze-Ausstellung lassen schon heute erkennen, dass die Er-
üßnung vor Ende April nicht möglich sein wird. Später als am r. Mai jedoch kann auf
keinen Fall eroßnet werden, weshalb weitere Einsendungen bis längstens 15. April er-
beten werden, damit ein Katalog rechtzeitig hergestellt und gleich bei Eroifnung ausge-
geben werden könne. Zu der bereits publicirten Liste der Anmeldungen fügen wir
heute noch hinzu Dr. Berger Prag, Prof. Dr. Buhler, H. Delhaes, Director Deschmann
Laibach, G. Detring, D. Egger Pest, Baronin Leitenberger, Congregation der Mechitaristen,
die Stifte Melk und SnPnul, B. Revertera, H. Spoul, Furst Starhemberg, Pfarrer Stelzen-
378
dorf, Graf Bela Szechenyi, D. Wanke, Dechant Wenig von Eger, Fürst E. Windischgrätz,
Professor Woldiich.
lm Gypsseale sind die Abgüsse der Reliefs von Gjolbaschi, welche
wir den Forschungen BenndorFs verdanken, aufgestellt worden. lhr kunsthistorisches
und untiquarisches lnteresse ist ebenso bedeutend, als das künstlerische. Lebens- und
stylvoll in Auffassung und Darstellung sind sie Musterbilder für die Reliefbildnerei. Wer
sich speciell noch weiter für diese Kunstwerke interessirt, Endet in der Bibliothek die
vollständige Sammlung der photographischen Aufnahmen von dieser lykischen Expedition.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
März von lt.iz8, die Bibliothek von 2593, die Vorlesungen ,von 568 Personen
besucht.
Se. kais. Hoheit Erzherzog Rainer hat in jüngster Zeit die Ateliers der Pro-
fessoren König und Berger mit einem längeren Besuche beehrt. Der Minister für Cultus
und Unterricht, Se. Excellenz Baron von Conrad-Eybesfeld, hat in Begleitung des
Ministerial-Secretars Dr. Zeller sowohl die Leitnefsche Sammlung als auch die Aus-
stellung der von Herrn Graf in Aegypten gemachten Funde eingehend besichtigt.
Ausstellung von Schulen-arbeiten im Museum. Vom i6. bis 19. März waren
im Suale Arbeiten der an der Kunstgewerbeschule unter Leitung von Professor Julius
Berger stehenden Fachabtheilun für Zeichnen und Malen aus estellt, da einige dieser
Arbeiten wegen Lieferuugsverpflicghtungen nicht auf der erst Niiitte April stattfindenden
allgemeinen Schulausstellung vertreten sein können. Dies galt zunächst von den fünf
großen decorativen Deckengemälden für das Stadttheater in Reichenberg, welche von
den Zoglingen Ernst und Gustav Klimt und Matsch nach eigenen Compositionen in
Leimfarben ausgeführt wurden. Die Lösung dieser Aufgabe berechtigt immerhin, dieses
junge Kunstlerconsortium zu beglückwünschen, dessen Talent auch durch keine Reihe
kleiner Compositionen, zum Theil für Gerlach's Werk über Allegorien und Embleme,
Fächerzeichnungen u. ahnl. documentirt war. Diesen Genannten waren zunächst Mießner
und Roßler wegen ihrer ornamentalen und kunstgewerblichen Entwürfe, specielll jener
lur ein Zimmer des Herrn Hardttnuth nnzureihen. Auch das Porträt und Stillle en war
zahlreich vertreten und verdienen hiebei die Arbeiten der Zöglinge Schubert und Wenzel
und von der weiblichen Abtheilung jene der Fraulein Swoboda und Friedlander hervor-
gehoben zu werden.
Gesellschaft zur Forderung der Bronze- und Eisen-Kunatindustrle. ln
der am 27. v. M. abgehaltenen Versammlung der Gesellschaft zur Förderung der Bronze-
und Eisen-Kunstindustrie wurde zunächst ein die Errichtung einer Fachschule für Bronze-
Arbeiter befürwortendes Circular verlesen und genehmigt, welches sowohl an die Ge-
nossenschaft der Bronze-Arbeiter, wie an sämrntliche hiesige Fabrikanten dieser Branche
und an die Regierung gerichtet werden soll. In diesem Circular wird die Nothwendigkeit
der Errichtung einer Fachschule fur Bronze-Arbeiter in Wien zur Hebung der Bronze-
indusrrie als dringend dargelegt und zur Aufbringung der Mittel für die Errichtung und
Erhaltung dieser Anstalt wird außer der von Seite der Regierung zu gewärtigenden Subven-
tion eine jährliche Beitragsleistung der Genossenschaft in der Weise in Aussicht genom-
men, dass jeder Arbeitgeber einen zäpercentigen Zuschlag zu seiner directen Steuer an die
Genossenschaftscasse zu entrichten hätte. Weiter wurde nach längerer Discussion für
die im heurigen Jahre auszuschreibenden Concurrenz-Arbeiten eine reichere Dotirung von
Preisen in Aussicht genommen.
Der Bnohermurder in der Bibliothek des Museums. Als Nachtrag zu der
bezüglichen Notiz, die wir seinerzeit brachten, theilen wir mit, dass der Schuldige in
Berücksichtigung seiner Jugend und des Umstandes, dass sein Vater den Schaden, welchen
die Bibliothek durch die Diebstähle seines Sohnes erlitten hat, vollständig zu decken er-
klärte, vom Wiener Landesgericht zu einem Monate Kerkers verurtheilt wurde.
TodeslalL Herr Nic. Lorin, dem das Oesterr. Museum ein schönes Glas-
gemälde verdankt, ist in Chartres gestorben. Die Leitung der Anstalt übernimmt Herr
Carl Cirrach.
Auction Wlblral. Die Versteigerung der Dr. WibiraPschen Sammlung von Blättern
der Van Dyclüschen lkonographie, welche am 19. März stattgefunden hat, erzielte ein
günstiges Resultat. Der großte Theil der Blätter bleibt in Wien. Die Bibliothek der
Akademie der bildenden Künste, die Albertina und die Hof-Kupfexstichsammlung haben
schone Blätter erworben. Das Unterrichtsministerium hatte-der Bibliothek der Akademie
der bildenden Künste zur Betheiligung an der Auction einen Specialcredit eröffnet.
Concurs Ausschreibung
zur Erlangung von Skizzen für die malerische Ausschmiickung der in
dem Friese an beiden Stirnseiten des Gerneinderathssaales im neuen Rath-
hause herzustellenden zwei großen Frescobilder.
Der Gemeinderath der Stadt Wien hat in der Plenarsitzung am z. Marz 1883 das
nachstehende Programm für die künstlerische Ausschmückung des im Gemeinderathssaale
des neuen Rathhauses befindlichen Frieses genehmigt.
Programm
An den WVandHachen der beiden Stirnseiten des Gemeinderathssaales sind in einer
Höhe von 27 Fuß Zoll 870 Meter vom Fußboden des Saales gerechnet Friese an-
gebracht, welche eine Lange von 47', Fuß 15 Meter und eine Hohe von Fuß
z'68 Meter enthalten.
Diese Friese setzen sich an den beiden Langenseiten des Saales fort, einerseits bis
zu den Fenstern mit einer gleichen Hohe von Fuß, einer unteren Länge von Fuß
Zoll 2'265 Meter und einer oberen Lange von tz Fuß Zoll 3'846 Meter,
anderseits bis zu den sieben Bogenfeldern in der für das Publicum bestimmten Loggia
in gleicher Hohe und gleichen Langen.
In den Friesen sind folgende Gemalde al fresco darzustellen
A. An der rechten Stirnseite des Saales die Zeit Herzog Rudolf lV. und Al-
brecht III. mit Motiven, welche auf die Grundsteinlegung des hohen Thurmes von
St. Stephan, auf die Gründung der Universitat und die bürgerlichen und socialen Re-
formen Bezug haben;
im Friese anschließend links Konig Rudolf von Habsburg und König Al-
brecht 1.;
im Friese anschließend rechts Kaiser Friedrich lll. und Kaiser Max I.
B. An der linken Stirnseite des Saales Kaiserin Maria Theresia und Kaiser
Josef II., umgeben von den hervorragendsten Sraatsmannern, Gelehrten, Dichtern, Künst-
lern u. s. w. ihrer Zeit;
im Friese anschließend links Kaiser Leopold I. und Prinz Engen von Savoyen;
im Friese anschließend rechts Kaiser Franz I. und Erzherzog Karl.
C. In den sieben Bogenfeldern der für das Publicum bestimmten Loggia sind
Allegorien und zwar
t. Unterricht und Erziehung, 4.. Industrie,
z. Wissenschaft, 5. Handel und Verkehr,
3. Künste, 6. Gesundheit,
7. Wohlthitigkeit
al fresco darzustellen.
Zum Zwecke der Durchführung dieses Programmes wird ein Concurs ausgeschrieben
und genügt es, wenn die an dem Concurse sich betheiligenden Künstler Skizzen für die
an den beiden Stirnseiten des Gemeinderathssaales herzustellenden großen Bildßachen,
die Zeit Rudolfs IV. und Albrechts lll. und die Zeit Maria Theresifs und Josefs ll.
darstellend, einsenden.
An dem Concurse können sich auch mehrere Künstler gemeinschaftlich betheiligen.
Genoms-Bedingungen
Zur Theilnahme an dem Concurse sind alle Künstler berechtigt, welche in einem
der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder entweder ge-
boren oder ansässig sind.
Jeder der beiden Friese an den Stirnseiten hat eine Bildfläche von 47', Fuß
tS Meter Länge und Fuß 2-68 Meter Höhe. Die Skizzen sind in Farben zu be-
handeln und in einem Sechstel der natürlichen Größe, d. i. je Fuß ll Zoll 2'50 Meter
lang und Fuß Zoll 0-45 Meter hoch auszuführen.
Die in den Vordergrund gestellten Figurensollen Lebensgroße erhalten und ist bei
sammtlichen Bildern des Frieses auf einen einheitlichen Hintergrund, mit Ausschluss des
Goldgrundes, Bedacht zu nehmen.
Die Gemalde sind seinerzeit al fresco auszuführen.
Für die drei besten, von dem Preisgerichte als preiswürdig anerkannten Skizzen
sichert die Gemeinde Wien folgende Preise zu, und zwar
Einen ersten Preismit 3000 ß. o. W.,
einen zweiten Preis mit zooo H. o. W.,
einen dritten Preis mit tooo ü. ö. W.
Die Zuerkennung der Preise erfolgt durch ein Preisgericht.
Die prämiirten Skizzen gehen in das Eigenthurn der Gemeinde Wien über. Das
geistige Eigenthutn bleibt dem Künstler gewahrt.
Dem Verfasser der mit dem ersten Preise prämiirten Skizzen wird die seinerzeitige
Ausführung des ganzen Frieses des Gemeinderathssasles im Sinne des Progrsmmes unter
der Bedingung zugesichert, dass zwischen ihm und dem Gemeinderathe ein Ueberein-
kommen über diese Ausführung zu Stunde kommt.
Als Schlusstermin für die Ablieferung wird der i. September 1883, Mittags 12 Uhr,
festgesetzt.
Die Concuxsskizzen sind an die Bauleitung des neuen Rathhauses in den
Vormittagsstunden von bis I2 Uhr einzusenden und mit einem Motto zu versehen.
Denselben ist eine Erläuterung, jedoch ohne jeden persönlichen Hinweis, und ein
versiegeltes Schreiben beizufügen, welches außen dasselbe Motto und innen das Honorar,
welches der Künstler für die al-fresco-Ausführung der sämrntlichen Bilder des vor-
stehenden Progrnmmes beansprucht und den Namen und Wohnort des Künstler! zu
enthalten hat.
Das versiegelte Schreiben wird erst nach der Preiszuerkennung geölfnet.
Nachträglich eingelangte Skizzen bleiben unberücksichtigt.
Sämmtliche rechtzeitig eingelangte Skizzen werden Tage vor Beginn und Tage
nach Beendigung der Arbeiten des Preisgerichtes ölfentlich ausgestellt.
Autugraphirte Croquis des Gemeinderathssaales und die gedruckten Concursbeding-
nisse sind in der Bauhütte des neuen Rathhauses zu beheben.
Genoms-Ausschreibungen.
An der Fachschule für Goldschmiedekunst und verwandte Gewerbe in Prag wird
mit dem Beginne des Schuljahres i88384 eine Lehrstelle für Projecrionslehre und Frei-
handzeichnen zur Besetzung gelangen, mit welcher Stelle eine jährliche Remuneration
von xzoo B. verbunden ist.
Bewerber um diese Stelle haben sich über eine entsprechende Lehramtsthitigkeit
in der Proiectionslehre sowie im Freihand- und kunstgewerblichen Zeichnen "oder minA
destens über einen gründlich erhaltenen Zeiehenunterricht an einer technischen oder
artistischen Lehranstalt auszuweisen. Bewerber, welche überdies eine praktisch-industrielle
Verwendung nachweisen können, erhalten bei sonstiger gleicher Qualification den Vorzug.
Auch müssen die Competenten in der Lage sein, schon vom August 1883 an vom Unter-
richtsministerium in Verwendung genommen zu werden.
Bei zufriedenstellender Dienstleistung ist die Umwandlung dieser vorläufig vertrags-
mäßig halbjahrig kündbaren Stelle in eine definitive unter entsprechender Erhöhung des
Gehaltes bis zu dem Ausmaß der Bezüge eines Lehrers an einer Staatsgewerbeschule zu
jenem Zeitpunkte in Aussicht genommen, wo die Fachschule für Goldschmiedekunst nach
der Uebersiedlung in den Neubau der Kunstgewerbesehule ihre bleibende Organisirung
gefunden hnben wird.
Die mit einem Curriculum vitae und den erforderlichen Documenten versehenen
Gesuche sind an das Unterrichtsministeriurn zu richten und bei der Schulleitung bis zum
l. Juli 1883 einzubringen.
An der k. k. Staatsgewerbeschule in Reichenberg gelangt mit Beginn des
Studienjahrcs 1883-84 die Stelle des Fachvorstandes der Baufach-Abtheilung
zur Wiederbesetzung.
Mit dieser Stelle ist ein Jahresgehalt von 1200 8., die Activitätszulage der Vlll.
Rangclnsse von 3m 8., eine Functionszulage von "San G. und das Vorrückungsrecht in
fünf Quinquennalzulagen von je ano B. verbunden. Eine hervorragende gewerbliche
Praxis kann bis zu fünf Jahren eventuell als Dienstzeit in Anrechnung gebracht werden.
Bewerber um diese Stelle haben ihre an das k. k. Ministerium für Cultus und
Unterricht stylisirten, mit dem Curriculum vitae, den Studienzeugnissen, den Nachweisen
über eine hervorragende praktische, eventuell auch lehramtliche Thätigkeit und allfälligen
wissenschaftlichen Arbeiten belegten Competenzgesuche bis 2.5. Mai l.J. bei der Direction
der k. k. Staatsgewerbeschule in Reiehenherg einzureichen.
Selbuvcrhg de k. k. Osten. Huuums Gir Kunst und Industrie.
llmhdruekcrviyiu lul omuu am. Wim.