432 206-207. Zwei verschiedene kleine, aufgenäht gewesene, viereckige Mode- abzeichen (tabulae), deren auf blauem Grunde erscheinende Orna- mentik schwer entzifferbar ist. (Fortsetzung folgt.) Literaturbericht. Hrachowina, Karl. Wappenbüchlein für Kunstjünger und Kunsthand- werker. Mit 28 Tafeln. Publication das k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie. Wien, Carl Graeser, 1883. 4. Für Wappenzier und Cartouchen würde man sich vergebens nach dem schier un- erschöpflichen Borne der antiken Kunst wenden. Erstere wurde von orientalischen Anfangen ausgehend im spateren Mittelalter ausgebildet, die Cartouche und das Rahmenwerk ist aber ein ganz besonderes Ornamentmotiv der Renaissance und wiederum die deutsche Renaissance hat von demselben den weitesten Gebrauch gemacht. Darum ist der Gesichts- punkt, welchen Hrachowina bei Herausgabe seines Wappenbüchleins festgehalten hat, ein sehr richtiger. Als Professor an der Kunstgewerbeschule des Oester. Museums war er sich der Ziele, welche er für den Zeichenunterricht der Schulen zu verfolgen und der Bedürfnisse der kunstgewerblichen Kreise. welche er zu befriedigen hatte, vollauf bewusst. Einerseits dem Streben der neueren Zeit nach Reform der verwilderten heraldischen Zeichnung, anderseits der herrschenden Vorliebe für Zierrahmen Rechnung tragend, hat er in seinem sich sehr liebenswürdig prasentirenden Werke, wie in einem Schatzkastlein Alles vereint; was nach beiden Richtungen in den kostbaren alten Wappen- und Kunst- büchern zu finden war. Erhart Schon's Unterweisung der Proportion, Jost Amman, Virgil Solis, Grnnenberg. Guicciardini, Francolin, Schrott, Serlio, Vogtherr und Andere wurden fleissig ausgenützt und Musterblatter von Dürer, Brosamer. Holbein und Ano- nymen copirt, aber auch plastisch oder in lntarsia ausgeführte Wappenschilde der ita- lienischen Renaissance als Vorbilder reproducirt. Die Wiedergabe ist in Hrachowinafs bekannter praeiser Zeichnung autographirt, die Auswahl so vortrefßich und in dem kleinen Rahmen so reichhaltig (gegen 130 Wappenzeichungen), dass in der That Kunst- jünger und Kunsthandwerker bei lnangrißhahme einschlägiger Auftrage sich zuerst gleich in diesem neuen Wappenbuchlein Ralh erholen können. Es konnte selbstverständlich nicht dessen Zweck sein, ein Wappenlexikon zu liefern, aber die allgemeine Bildung der Helme und Helmzierden, Kronen und Wappenthiere ist vollständig vor Augen ge- stellt und vor Allem sollte die Willkür der Zeichnung durch den klaren Hinweis aus- geschlossen werden, dass die herrlichen, scheinbar so ungezwungen hingesetzten Zier- schilde der alten Meister auf strengen Constructionen beruhen. Der Einwand, ein Künstler oder Handwerker werde gegebenen Falles diese Zeichnungen lieber mit freier Hand nachzeichnen, als erst mühsam construiren, hat nur für Lösung kleiner Aufgaben einige Berechtigung. Für die Ausführung im Grossen, zu Hauserzier oder Festdecorationen wollen auch Zierschilde gut construirt sein und Hrachowina gibt auf den ersten fünf Tafeln seines Wappenbüchleins die Reconstruction und pracise Erläuterung der Zeichnungen von Erhart Schon, von denen Letzterer selbst sagt, vdann hast du das richtige Schild, aus dem die anderen Schildformen entspringenu. Auch der Verleger bewies bei der außeren Ausstattung richtigen Blick und Geschmack, und somit sei diese neue Publication, deren Preis mit z 8. ein mäßiger zu nennen ist, als Zeichenvorlage für die Schulen und als Arbeitsbehelf für die Praxis auf das Allerbeste empfohlen. Ch. a - Wilhelm Bode. Unter den deutschen Kunsthistorikern der Gegenwart nimmt W. Bode einen ersten Rang ein. Umfassende Kenntniss der Kunstwerke, scharfes Urtheil und klare, von jeder philosophischen oder ästhetischen Ueberschwanglichlteit und von rotnanhaftem Aufputze freie Ausdrucksweise zeichnen alle Arbeiten Bode's aus. Man kann sicher sein, wenn man eine Schrift von ihm in die Hand nimmt, Belehrung über jenen Gegenstand, den sie behandelt, zu empfangen. Seine nStudien zur Geschichte der hollan- dischen Malerei- (Braunschweig 1883) enthalten mehrere bahnbrechende Arbeiten über Frans Hals, Adam Elzheimer und Rembrandt. Eine Frucht der Studienreisen W, Bode's sind auch die kunstkritischen Untersuchungen über Wiener Kunstsammlungen, speciell der k. Galerie im Belvedere, der akademischen Galerie, der Albertina und der Liechten- stein'schen Galerie. Die Abhandlung über ndie Entwicklung der holländischen Malerei in