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Frederic Spitzer's Bronzen.
Sehr willkommen für die historische Bronze-Ausstellung ist eine
nachträgliche Sendung aus Paris, welche aus einer Reihe von Arbeiten ita-
lienischer Renaissance aus der weit bekannten Sammlung M. Fr. Spitze r's
besteht. Im Ganzen sind es 27 Stück, welche im VII. Saale unseres Museums
aufgestellt und in die III. Auflage des Ausstellungskataloges aufgenommen
wurden. Auf die wichtigsten Erscheinungen darunter aufmerksam zu
machen, sollen die folgenden Zeilen versuchen.
Mit einer einzigen Ausnahme haben wir in den Spitzer'schen Bronzen
Werke von italienischen Künstlern vor uns u. zw. meist von solchen aus
der zweiten Hälfte des XV. und aus dem XVI. Jahrhundert. Die gebotene
Auswahl an Formen, Linien und Gedanken ist übrigens mannigfach genug.
Man hat da Gelegenheit, von Neuem sich der vornehmen Art zu erfreuen,
mit welcher in der angedeuteten Kunstperiode Geräthe und Figuren auf-
gefasst wurden. Bezüglich der Ersteren machen wir auf die reichgestalteten
Leuchter aufmerksam, welche in den zwei kleinen Glasschränken unter-
gebracht sind. (Nr. 1583 bisg-jßö der Ausstellung.) Die Anlage der Leuchter
ist dreitheilig, wie bei allen ähnlichen Gegenständen der italienischen
Renaissance. Diese hat den trimeren Typus solcher Geräthe einerseits aus
der Antike direct, andererseits (fast ohne störendes Dazwischentreten
gothischer Formen) aus der romanischen Kunst Italiens, also gewisser-
maßen indirect aus der Antike liberkommen. Die ausgestellten Leuchter
zeigen reichen Figurenschmuck. An den aufsteigenden Kanten der Basis,
welche "m Allgemeinen die Form eines Pyramidalstutzes hat, gewahren
wir je-gme menschliche Figur, deren Beine, nach unten verschmelzend,
in eine kräftige Thierklaue auslaufen. Ueber dieser Basis erhebt sich eine
dreihenkelige Vase, unterstützt von drei Putten. Nach oben folgt ein
säulenartiges Glied, welches endlich den Dorn und die Traufschale zu
tragen hat. Treliliche Beispiele venetianischen Kunstlieißes im XVI. Jahr-
hundert. Durch seinen harmonischen Aufbau fällt uns ein Tintenzeug auf
(Nr. 1588); besonders aber müssen die zwei Thürklopfer (Nr. 1574, 1575)
zu den elegantesten Erscheinungen ihrer Art gerechnet werden. I-Iervor-
gehoben sei Nr. 1574, die in der Hauptsache von zwei S-förmig gewun-
denen Meergöttern und einer Maske gebildet wird. Links sehen wir einen
Triton, rechts eine Nereide. Ihre Schwänze verschlingen sich nach oben
mit fabelhaften Thieren. Nach unten ist das Ganze durch eine bärtige
Faunsmaske abgeschlossen. Es ist dieselbe Form, die uns in Giraud's
nles arts du metalu auf Tafel XVIII begegnet. Nochmals finden wir einen
Thürklopfer, ebenso gestaltet wie der bei Spitzer, auf der Ausstellung
selbst und zwar unter den Bronzen aus der zweiten Gruppe der Kunst-
sammlungen des Allerh. Kaiserhauses (Nr. 968).
Auch die rein figürlichen Bronzen, die aus Spitzefs Collection aus-
gestellt sind, weisen Nummern von hoher Bedeutung auf. Voranstellen