verschiedenen Zweige, man hatte den Goldschmied, den Tischler, den Weber, den Töpfer, den Schmied und Schlosser; man kannte sie je nach dem Gewerbe in Zünfte oder Genossenschaften eingetheilt und so jedes Gewerbe für sich vereinigt oder geschlossen. Niemand aber fiel es ein, aus allen diesen Gewerben diejenigen herauszunehmen, welche etvira vor- wiegend in künstlerischer Richtung beschäftigt sind, und noch viel weniger, sie in einer Gesellschaft zu vereinigen. Nun aber hat die Ent- wicklung der Dinge selbst sie herausgehoben; sie sind durch ihre Lei- stungen zur Bedeutung gekommen, und die großen Ausstellungen, wo sie gemeinsam glänzten und denen sie - für das besuchende Publicum -- allemal die vorwiegende Anziehung verliehen haben, zeigten, dass sie gemeinsame Interessen besitzen. Es war also eine ganz natürliche Folge, dass sie nunmehr zur Wahrung dieser gemeinsamen Interessen sich ver- einigten: Goldschmiede, Eisenarbeiter, Tischler oder Möbelfabrikanten, Porzellan- und Fayencemaler, Fabrikanten decorativer Gewebe, Decora- tionskünstler etc., alle zu einer Gesellschaft. Damit aber, dass sie nun ihre eigenen Angelegenheiten in die eigenen Hände nahmen, haben sie sich gewissermaßen von den Museen und Kunstgewerbeschulen, welche bis dahin -- ideell _ die Leitung in Händen hatten, emancipirt. Auch das ist natürlich und musste so kommen. Je mehr Schulen und Museen ihre Schuldigkeit thaten, um so mehr lernte das Gewerbe, und je mehr es lernte, um so mehr wurde es selb- ständig und von der Lehre und der Leitung unabhängig. Die Praxis widerstrebt immer der Schule und trachtet nach Befreiung von derselben. Aber trotzdem, oder vielmehr gerade darum, ist es die Aufgabe der Museen, die Verbindung mit der Praxis, mit der producirenden Industrie aufrecht zu erhalten. Die Lehren, welche von den Museen seit zwanzig oder dreißig Jahren ausgegangen, sind allgemach Gemeingut geworden; Neues in diesem Sinne haben sie kaum mehr zu verkünden. Ihre Thä- tigkeit müsste still stehen oder sich auf die stumme Wirkung der An- schauung und auf die Schulzimmer beschränken, wenn sie nicht die Verbindung mit der praktischen Industrie aufrecht erhalten wollten. Andererseits ist aber auch diese Verbindung eine Nothwendigkeit für die Industrie trotz ihrer von der Schule sich abkehrenden Tendenz. Die Industrie verfolgt materielle Interessen und Ziele, das ist in der Ordnung; die Kunstindustrie aber, weil künstlerisch, kann der Ideale nicht ent- behren, ohne wieder zu sinken. Und diese ideale Seite müssen ihr Museen und Schulen bringen und fort und fort pflegen und aufrecht erhalten. So sind sich beide gegenseitig eine Nothwendigkeit, und die Verbindung ist eine naturgemäße, die auf dem Wege, den die Geschichte dieser Dinge gegangen, kommen musste. Und so ist denn auch hier in Wien in den jüngsten Tagen, ge- wissermaßen da die Zeit dafür reif geworden war, ein nKunstgewerbe- vereine gegründet worden mit dem Anschlusse an das Oesterr. Museum.