Die Frage beantwortet sich unschwer. Dort, wo der Garten sich an das beherr- schende Wohngebäude anschließt, ist er architektonisch, regelmäßig zu halten; dort, wo er sich der freien Natur nähert, hat er in landschaftliche oder natürliche Art über- zugehen. Ist die eine oder die andere Bedingung nicht vorhanden, liegt z. B. der Garten mitten in der Stadt, nur von Architektur umschlossen, so kann er auch nur architek- tonisch gestaltet sein; liegt er draußen im freien Lande, der beherrschenden Gebaude ermangelnd, so tritt auch der freie Styl in sein vorwiegendes Recht ein. Nach diesen einleitenden, des Weiteren ausgeführten Grundgedanken, besprach Reg.-Rath Falke in seiner ersten Vorlesung den Garten als beherrscht von Villa, Palast oder Haus, also den architektonischen Theil, und erörterte die Bedingungen und Formen der Gestaltung für die Rasenßachen, die Blumenbeete (wobei Iauch die heute in Frage gestellte Teppichgartnerei berührt wurde), für Gesträuche und Baume, und sodann für das Wasser und die Sculptur, von denen das erstere sich ebenfalls in diesem Theile des Gartens einer gewissen architektonischen Ordnung fügen muss. in gleicher Weise behandelte er in der zweiten Vorlesung den laudwirthschaft- lichen Theil des Gartens, erörterte den Uebergang vom regelmäßigen Theile des Gartens zu dem freieren, besprach den künstlerischen Charakter der Baumarten nach Form und Farbe, ihre Bedeutung in Einzelstellung oder in der Gruppirung, die Führung der Wege, die Architektur der Luxusgebaude im Garten, sodann fließende oder stehende Gewässer, wie sie nach Lauf, Ufer, Buchten und Inseln zu behandeln sind. ln der dritten Vorlesung wurde die Anwendung der in den beiden ersten Vor- lesungen gewonnenen theoretischen Resultate gemacht und mit ihrer Hilfe eine Anzahl neuerer Garten in London, Paris, Rom, Genua und besonders in Wien selbst (Stadtpark und Rathhauspark) kritisirt. Dabei wurde insbesondere Rücksicht genommen auf die Ver- anderungen oder Abweichungen von der Regel, welche durch die localen Bedingungen geboten erscheinen. Dies führte zur Besprechung besonderer Garten, der Hausgärten, der städtischen Anlagen, besonders derjenigen auf den niedergeworfenen Festungsgründen. Endlich wurde noch ein Blick über den Garten hinaus gethan und auch das Wesen der rverschbnerten Landschaft: erörtert. Ein ebenso zahlreiches als distinguirtes Publicum folgte mit reger Theilnahme und großem Beifall den instructiven und interessanten Vorträgen, in welchen der Redner für die Gartenkunst die ihr nothwendige wissenschaftliche Würdigung brachte. t (Vortrage aber Handfertigkeitaunterrleht.) Der Leiter der Schulwerkstätte am Neubau, Herr Alois Bruhns, hat am 4. März im Oesterr. Museum einen Vortrag über wdie Geschichte des Handfertigkeitsunterrichtes und seine pädagogische Bedeutung. gehalten, welchem Se. kais. Hoheit, Herr Erzherzog Rainer, Abgeordneter Hallwich, mehrere Gemeinderäthe, Beamte und Schulmanner beiwohnten. Die klare und übersicht- liche Behandlung des Gegenstandes, von Herrn Bruhns in freier Rede vorgetragen, wurde von der Versammlung beifallig aufgenommen und hat Herr Erzherzog Rainer nach Schluss des Vortrages dem Redner seine Anerkennung ausgesprochen. - Am n. März hielt Director C. Sitte im Museum einen Vortrag über vHandfertigkeitsunterricht in seiner Beziehung zur Kunst und Gewerbebildungx. Anwesend waren Se. kais. Hoheit Erzherzog Rainer, Hofrath v. Eitelberger, Hofrath V. Ullrich, Sectionsrath Baron von Dumreicher, zahlreiche Vertreter aus Gewerbe- und Schulkreisen. Der Vortragende schilderte in der Einleitung die Ursachen des allgemeinen Rückganges der Handgeschick- lichkeit auf allen Gebieten des Gewerbes und der Kunst. Auf allen Gebieten der Kunst- industrie werden heute Arbeitskräfte, welche die technischen Schwierigkeiten ihres Be- rufes beherrschen, schwer gefunden, während noch im vorigen Jahrhundert in allen Stoffen, Stein, Holz, Eisen, Tbon etc. allgemein mit Sicherheit und Gewandtheit gear- beitet wurcle. in der Handfertigkeit sind wir gegenwärtig aber nicht blos zurück hinter unseren Vorfahren, sondern auch hinter der orientalischen Fabrication und der Antike. Dieser Rückschritt ist um so auffallender, als sich gleichzeitig die Werkzeuge verbesa sertcn und der Rückgang nur auf Kosten des Fleißes und der Uebung von frühester Jugend an gesetzt werden kann. Die Stetigkeit dieses Rückganges in der Handfertiglteit weist hin auf die Nothwendigkeit der Verbindung dieser Erscheinung mit der allgemeinen Culturenttvicklung; sie zeigt sich auch in Verbindung mit einer anderen culturhisto- rischen Erscheinung, nämlich der eben so stetigen Zunahme der wissenschaftlichen Abstraction, der reinen Theorie auf allen Gebieten. ln dieser steten Fortbewegung nach einer Richtung ist die Entwicklung in den letzten Decennien bereits an derjenigen Grenze angelangt, bei welcher die Uebelstände allzu großer Einseitigkeit handgreiflich zu Tage kamen; und nun stehen wir auch folgerichtig auf dem Punkte, uns darüber zu besinnen, und vor Allem auch in der Schule darauf zu dringen, dass sie nicht einseitig nur das Wissen pflege, sondern auch das Können, auch technische Fertigkeiten schon