20.0 Annius Verus. Durch zwei Stücke wird die genaue Feststellung der Länge der Gesammtregierung des Caracalla und Geta nunmehr ermöglicht. Wichtig ist ein Papyrus vom Jahre 213 n. Chn, aus welchem in Uebereinstimmung mit den Arvalacten, deren Richtigkeit bisher angezweifelt wurde, hervor- geht, dass Caracalla's Titel Germanicus Maximus schon in so früher Zeit von Seiten Caracallefs angenommen wurde. Aus unseren Urkunden gehen ferner die ungefähre Zeitbestimmung des Todes des Severus Alexander, sowie die Titulaturen Maximin's und Maximus" hervor. Auf- fallend ist eine Datirung vom Jahre 241, bei welcher Gordian lll. nach tribunicischen Kaiserjahren und seinen Consulaten rechnet; eine schöne Reihe von Urkunden liefert den Nachweis, dass diese Datirung vom Jahre 294 an die gebräuchlichere und in den darauffolgenden Jahrhun- derten die herrschende wurde. Festgestellt werden ferner: die Zeit der Gothenschlacht (Jahr 25x), Daten aus der Regierung des Trebonianus Gallus, die Gesammtherrschaft Valerian's, Gallienus' und Saloninus' im Jahre 360 u. s. w. Neu aufgefunden wurden mehrere Papyrus von Ela- gabal, Maxirnus und Maximinus, der Otacilia Severa, des Trebonianus Gallus und Volusianus, ferner der Caesaren Herennius Etruscus und Ho- stilianus. So erscheint denn mit der von uns früher verötfentlichten Liste der Kaisernamen die Kette der Kaiserdatirungen in der erzherzoglichen Papyrus-Sammlung vom Jahre 93 n. Chr. an bis Constantin d. Gr. (fast für jedes Jahr in mehreren Exemplaren!) geschlossen; denn eine sich er- gebende Lücke von nur dreißig Jahren (von 264-294) wird wohl kaum jemals eine Ausfüllung durch Papyrus-Datirungen erlangen, da die Unsicherheit der Lebens- und Geldverhältnisse jener Periode eine allgemeine Stockung in den Geschäften herbeigeführt hat. -- Auch die koptischen Papyrus der Sammlung sind in chronologischer Hinsicht von Belang. Sie geben uns nämlich zuerst die einheimische Bezeichnung statt des gewöhnlichen in den Papyrus vorkommenden griechischen Wortes Indiction, zugleich neue Aufschlüsse über die Bedeutung der ägyptischen Indiction. Das jüngst datirte Stück dieser Gruppe gehört dem zweiten Decennium des neunten Jahrhunderts an. Die Zahl der hochinteressanten tachygraphischen (stenographischen) Papyrus ist auf x50 gestiegen, darunter Stücke von ansehnlicher Größe und vorzüglicher Erhaltung. Unter den arabischen Papyrus der Sammlung, welcher der Ruhm gebührt, das älteste Stück des lsläm vom Jahre 30 der Hidschra zu besitzen, ist nun die Zahl von 15 höchst seltenen Papyrus aus dem ersten Jahrhundert der H. auf- gefunden. Dieselben zeigen in ihrem Ductus noch ganz den Charakter, welcher nach der Beschreibung in den arabischen Quellen der alten mekkanischen Mutterschrift eigenthümlich war. Merkwürdig ist die Con- statirung eines neuen Systems einer Geheimschrift, mit welcher die Texte arabischer Privatbriefe untermischt sind. An die von uns in den früheren Berichten erwähnten historischen Stücke reihen sich endlich jene an, welche als glänzende Illustration zur Ueberlieferungstreue der arabischen