ÄQÜ Arten (die Ausstellung zeigt außer der Liechtensteinschen Collection nur wenige Stücke), ist es auch von den Kunstfreunden schon mehr geschätzt. Wir unsererseits empfehlen es der Nachahmung für modernen Gebrauch. Auf unserem Weitergange durch die Gruppen der Ausstellung, die wir uns freilich nach unserem Sinne zusammenstellen, begegnen wir zwei wohlbekannten und oft genannten Familien, der grünen und der rothen, famille verte und famille rose, wie man sie unter Kunstfreunden zu nennen beliebt. Sie sind die eigentlichen Vertreter des feineren und farben- reicheren chinesischen Porzellans. Beide Ausdrücke, von Europäern ge- geben, in Ermanglung einheimischer Bezeichnungen, die man nicht kannte, fassen sebr verschiedene Specialitäten in zwei Gruppen zusammen. Was diese kennzeichnet, ist das Vorherrschen der einen oder der anderen Farbe, zum Theile auch wohl gemeinsame Herkunft, obwohl hier die fortgesetzte Nachahmung dem Erkennen des Ortes der Entstehung wie auch der Zeit besondere Schwierigkeiten bereitet. Es ist leichter zu sagen, vor welchem Zeitpunkte ein Gegenstand dieser beiden Gruppen nicht ent- standen sein kann, als welches Alter er von dem ab besitzt. Er kann die Kennzeichen des Alters tragen und doch sehr neu sein. v Erst unter dem Kaiser Tching-hoa (1465-1488) lernte man die verschiedenen Farben auf die Glasur bringen; von da an erst können überhaupt die Gegenstände dieser oder vielmehr der grünen Gruppe datiren. Die alten Originale der famille verte reichen aber auch bis in diese Zeit zurück, während die jüngere Schwester, famille rose, erst durch die Erfindung oder Anwendung des Purpurroth im Jahre 1690 entstehen konnte. Alle Gegenstände dieser letzteren Familie sind also jünger als 1690. Was ist es nun, das diesen Gegenständen ihren ewigen Reiz ver- leiht und sie den chinesischen und den europäischen Kunstfreunden gleich schätzbar macht? Die Formen, obwohl nicht so colossal wie bei den früher geschilderten Arten von Nanking und Alt-Hizen, sondern nur von mäßiger Größe, können doch nicht den chinesischen Geschmack ver- leugnen. Ein an griechische Formen gewöhntes Auge muss sie oftmals als plump und schwer, selbst als barock bezeichnen. Nicht immer freilich, denn außerdem, dass sie doch immer einem nationalen, also originalen und darum interessanten Style angehören, haben sie oftmals Schwung und Fluss und wirkliche Schönheit in Linien und Verhältnissen, an welche sich die farbige Decoration harmonisch anschließt. Eine ganze Reihe der im Kataloge abgebildeten Vasen und Gefäße können wir dafür anführen, z. B. die Nummern 78, 84,3, 1073, 1176, 1272, 167g u. A. Als ein Beispiel, wie vortrefflich die Decoration in reicherer oder zarterer Weise an eine complicirte Form anzuschmiegen weiß, sei die ebenfalls abgebildete Liechtensteinkche Vase in sogenannter Kürbisform, Nr. 298, erwähnt. Ein ganz ähnliches Gefäß ist in dem schönen Werke von Audsley abgebildet und aus dem gleichen Grunde ganz besonders hervorgehoben.