W 304 willen künstlerisch bemerkenswerth. Was weiter folgt, irdenes Geschirr verschiedener asiatischer Völkerschaften ist zu roh und steht zu vereinzelt und würde nur Werth gewinnen in einer größeren ethnographischen keramischen Ausstellung. Hier wird sich das ganze Interesse, und mit vollem Rechte, dem zuwenden, was China und Japan angehört. Donnerstags-Vorlesungen im Museum. Eines Referates über die beiden Vorlesungen von Reg-Rath v. Falke über nDas chinesische und japanische Porzellan: bedarf es nicht, da wir den Vortrag unseren Lesern vollinhaltlich mittheilen. ' Am 6. November sprach Custos Dr. Wickhoff vüber Giorgionel. Der Vor- tragende begann mit einer Schilderung der venezianischen Landschaft; der Verbindung von Meer, Gebirge und Ebene, die in ihrer Besonderheit aufeinheimische und zugewan- derte Maler einwirkt und bei den Bellinesken die Landschaftsmalerei hervorruft und begünstigt. Wie nun die einzelnen Künstler die specielle Formation des heimatlichen Bodens nachzuhilden suchen, wurde an verschiedenen Beispielen gezeigt und bei der Schilderung von Casteliranco aufGiorgione tlbergclcitet. Aeußere Lebensverhältnisse und Lehrzeit wurder. flüchtig berührt und dann ausführlich die technischen Neuerungen Giorgionds in der Malerei besprochen, wobei der Vortragende den Unterschied zwischen der contourirenden Zeichenweise und jener neueren, welche die wirkliche Erscheinung nachzubilden sucht, eingehend auseinander setzte. Auf den Inhalt von Giorgionds Bil- dern übergehend. wurde erst das Parisurtheil besprochen, dessen Ueberrest Giovanni Morelli in der Galerie in Pest nachgewiesen hatte und dessen ganze Composition in einem Stiche des Theodor van Kessel nachgewiesen wurde; hierauf der unter dem Namen nder Traum des RalTael- bekannte Stich des Marcrmton, dessen Zeichnung gewiss auf Giorgione zurückgeht, aus einer Stelle des Servius zum Virgil erklärt und die'Be- schreibung einer ebenfalls nur durch Theodor van Kessel erhaltenen Composition der Lucretia darangefügt, drei Bilder, welche es alle gemeinsam haben, dass ihre historisch- mythischen Gegenstände in heimische Landschaft versetzt werden. Ein ähnliches Princip der Erfindung und Anordnung wurde auch an Giorgionäs religiösen Bildern, wie der Madonna von Castelfranco, hervorgehoben. Bei Besprechung der Bilder aus Giorgionäs mittlerer und späterer Zeit, z. B. der sogenannten Familie, ehemals in der Sammlung Manfrin in Venedig, jetzt daselbst bei dem Fürsten Giovanelli, suchte der Vortragende die literarischen Quellen, welche den Maler inspirirten, klar zu legen. Er fand sie für dieses wie für drei andere Bilder in den lateinischen Epikern. so dass dergleichen Bilder nicht wie bisher als sogenannte Novellenbilder, sondern als Dar- stellungen alter Mythen aufzufassen sind. _ Schließlich wurde Giorgionds Schule, vor Allen also Sebastiano und Tizian, in ihrer Jugendzeit geschildert und des letzteren bedeutendstes Werk ginrgionesker Rich- tung, das Bild der Sammlung Borghesc, dem die Sentimentalität des vergangenen Jahr- hunderts den Titel ndie irdische und himmlische Liebc- angehängt hatte, aus der nach- euripideischen Poesie, wie sie damals in lateinischer Bearbeitung vorlag, erklärt. u Der Inhalt des von Assistent Architekt Auer am 4. December über nModerne Stylfragent gehaltenen Vortrages ist im Auszug: folgender: Unser Jahrhundert gibt der gesammtcn geistigen und künstlerischen Bildung eine breitere Grundlage, als frühere Zeiten, und da außerdem die Inanspruchnahme der Architektur eine unendlich vielsei- tigere als früher ist, so ist eine möglichst vielseitige unumschränkte Beherrschung aller architektonischen Formen nothwendig. Es hat sich bereits ein neuer, nach jeder Richtung genügender Baustyl entwickelt, in welchem die Künstler allen Traditionen gegenüber völlig freie Hand haben. Daher kommt die lndividualitit der Künstler, ihren tpeciellen Idealen entsprechend, zu größerer Geltung. Das Anlehnen an die früheren Style bezieht sich indessen nur auf die äußeren Formen, denn das moderne Bedürfniss stellt die Haupt- forrnen und den Organismus fest. Unsere Zeit kann überhaupt keine Detailformen mehr entwickeln, darum muss sie sich an die früheren Zeiten anlehnen. Unsere moderne Renaissance ist eine Erweiterung der Principien des I6. Jahr- hundcrts. Wir stehen der Renaissance so gegenüber, wie diese der Antike. Die Antike bildet indessen noch immer die Grundlage alles architektonischen Wissens und Könnens.