im, auch sich inrer speciellen und so gefeierten künstlerischen Eigenthüm- lichkeir beraubt. Sie hatte die steifen Formen des Empirestyles anstatt der freien, wohl auch capriciösen, aus der Zeit Ludwig XV. und XVI. angenommen und dann unter König Louis Philipp ihre Stärke in roßen forcirten Stücken gesucht, deren einzelne Theile gewöhnlich mit ronze verbunden und montirt waren. Sie hatte endlich allen Nachdruck auf die Malerei gelegt, auf die vollkornmenste Ausführung des Bilderschmuckes und darüber den decorativen Standpunkt, Form und harmonische Erschei- nung, vernachlässigt. So sahen wir sie auf der Pariser Weltausstellung von 1867: vom Standpunkte der Malerei aus ganz vortrefflich, vom Standpunkte der Decoration und der Technik tadelnswerth in mannigfacher Beziehung. Während der Bilderschmuck, Gemälden gleich, von Malern ersten Ranges ausgeführt worden, waren die Formen meist ohne Styl und Charakter und die technische Ausführung so, dass die Deckel selten passten und die reichliche Bronzemontirung die Schiefheiten und Ungleichheiten ver- decken musste. Dieser Zustand der Dinge rief in den ersten Jahren der französischen Republik (noch unter Thiers, wenn ich nicht irre) von Staatswegen eine Enquete hervor, in welcher der berühmte Kunstschriftsteller Charles Blanc als Referent ein vernichtendes Urtheil über die Fabrik fällte. Man blieb nicht dabei stehen. Die Fabrik wurde umgewandelt, eine neue Schule für sie gegründet und neue, mehr decorative, dem Material entsprechende Kunstprincipien ihr vorgeschrieben. Was wir heute als Geschenk der französischen Regierung im Oesterr. Museum sehen, ist bereits aus dieser künstlerischen Umänderung der Fabrik hervorgegangen. Vor Allem, wenn wir die stattliche Reihe der größeren und kleineren Gefäße betrachten, macht sich der Eindruck geltend, dass im Gegensatze zur alten Weise ein Bilderschmuck in Nachahmung von Gemälden gar nicht mehr vorhanden ist, wenigstens nicht auf unseren Gefäßen. Es ist in der ganzen farbigen Haltung durchaus decorative Wirkung erstrebt. Dies gilt selbst von der einzigen Vase, welche in einer Landschaft, die das ganze Gefäß umzieht, einen bildartigen Schmuck besitzt. Aber diese Landschaft, ganz vortrefflich ausgeführt, ist in einem sehr eigenthümlichen Grün en camaieu gehalten, in demselben Grün, welches zugleich den gesamrnten Grund des Gefäßes bildet und nur in braunen und goldenen Ornamenten einen Gegensatz erhalten hat. Es ist also ganz auf c0lo- ristische Wirkung abgesehen. Eine zweite große Vase, die mit einem wunderschönen grünlichen Blau grundirt ist, hat zu weiterem Schmucke einen in weißer päte sur päte, also in leichtem Relief ausgeführten Reif mit Kinderscenen erhalten, der in Zeichnung und Ausführung gleich reizend ist. Es ist vielleicht das ansprechendste Stück der ganzen Collection. Nehmen wir eine kleine Vase mit bläulichen und weißen Blüthen in chinesischer Art aus, so ist bei allen übrigen Gegenständen das rein decorative Element das vorherrschende. Bei einem Paar gelben Vasen ist es lediglich auf die Eigenthümlichkeit der ungewöhnlichen Farbentöne abgesehen. Bei einer großen Flute-Vase, die mit wolkigem Blau über- zogen ist, bei einer zweiten in Schwarz mit Gold bestreut, einer dritten, die blau und grün gesprenkelt, ist es nicht anders. Bronzemontirung, die vor zwanzig oder dreißig Jahren bei Prachtgefäßen noch unerlässlich war, findet sich nur bei einer einzigen topfartigen Vase, die nach altchinesischer Art flarnrnig verziert ist.