301 Theophilus nennt diese Plättchen Elektren, das Email selbst aber bezeichnet er ganz einfach als Glas. Von der Art, wie Theophilus diese Elektren verfertigte, soll noch später die Rede sein. Die auch bis heute noch keineswegs endgiltig gelöste Streitfrage, welche Bedeutung das Wort Elektron bei den Griechen (das Electrum der Römer) gehabt, ob mit dieser Bezeichnung Bernstein, eine Legirung von Gold und Silber oder aber Email gemeint war, kann hier nicht näher berührt werden. Soll nun unser Schmelzkünstler seine Arbeit überhaupt vornehmen können, so muss er zunächst die Glasfragrnente, als welche wir sein Etnail kennen, einer Behandlung unterziehen, welche den Zweck hat, aus dem spröden harten Brocken einen Brei von geeigneter Consistenz zu bilden, um ihn mit Hilfe tauglicher Werkzeuge in richtiger Menge, Form und Ausdehnung auf die MetallBäche bringen zu können. Zu diesem Ende kann man nun verschiedene Mittel in Anwendung bringen. Das Email wird geglüht und in kaltes Wasser geworfen, wo es durch die rasche Abkühlung in unzählige kleine Stückchen zerspringt; diese Stückchen werden gesammelt, in Mörsern aus bestgehärtetern Stahl, aus Porphyr, Granit oder ähnlichem harten Stein au gröblichem Pulver gestoßen, in Achatschalen mit Pistillen aus demselben Material zerrieben. Theophilus bediente sich zum Pulvern der durch Glühen und Abschrecken zerklei- nerten Glasilüsse nur eines rundlichen Hammers. Noch muss das Email- pulver mit reinem Wasser sorgfältig gewaschen werden, in dem Falle aber, als es im Stahlmörser gestoßen wurde, vorher noch mit einer ver- dünnten Säure, etwa Salpetersäure, um die allenfalls vom Mörser abge- riebenen Theilchen aufzulösen und zu entfernen. Dieses so gewonnene Pulver hat etwa das Aussehen von feinem Streusand und in feuchtem Zustand kann es nun als ein steifer Brei mit Hilfe eines passenden Werkzeuges - etwa einer kleinen Spachtel - auf das zu verzierende Metall gebracht werden. Der gehörigen Hitze ausgesetzt, welche durchschnittlich etwa 800 C. erreichen muss, gerathen die Körnchen des Emailpulvers in's Schmelzen; bis zur Honigconsistenz erweicht, fließen sie ineinander und bilden nach dem Erkalten nun wieder eine homogene Glasmasse, fest haftend an ihrer Metallunterlage. Doch mit diesem Verfahren allein würde sich noch nicht viel Brauchbares zu Wege bringen lassen. Wird der ungefüge Emailbrei ohne Weiteres auf das Metall gebracht, so können die auf- zutragenden Formen nur roh und derb erscheinen, sie werden auch nach dem Brennen ein störendes Relief zeigen, wie frische Honigtropfen. Unser Künstler aber strebt nach Anderem: er will sein Werk mit zarten und dennoch entschieden begrenzten Zierfortnen versehen; er will es auch mit wohlgebildeter Schrift ausstatten u. s. w.; dazu bedarf er scharfer, bestimmter Umrisse auch der kleinsten seiner Emailflächen; er will diese ferner auch vollkommen glatt, ohne jede Unebenheit. Da gilt es, die Masse des Emails künstlich einzudämrnen und abzugrenzen. Die Ober-