Beilage zu Nr. 235 der „Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums." das passendste Untersuchungsmaterial raubten. Auf Veranlassung des Magistrates traten nun Freitag den 9. November die Verfasser dieses Berichtes zusammen, um die ganze Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Die Statue bot bei näherer Besichtigung folgendes Bild. Es ließen sich an derselben ungefähr 300 schwarze Flecken, welche fast alle rund und haselnussgroß waren, und eine Reihe von Streifen wahrnehmen: 14 höchst intensive Flecken saßen im Gesichte (i am Kinn, 5 an der Wange und dem Backenknochen, 3 an der Schläfe, z hoch oben an der Stirne, r am rechten Nasenbein, r oberhalb des rechten Auges. t in der linken Ohr- muschel), 2 schwache streifenartige Flecken im Haar; Hals und Hemd- kragen zeigten je zwei einander gegenüberliegende Flecken, der Kragen des Talars und dieser selbst waren durch mehr als 200 Flecken besudelt. Am Stuhle fanden sich vier langezogene Streifen, auf der linken oberen Fläche des kleinen Marmorsockels eine große Anzahl kleiner runder Flecken, offenbar von Tropfen einer Flüssigkeit herrührend. An der vorderen Seite des Sockels, fast in der Mitte desselben, zog sich ein hand- breiter, schwarzer Streifen von oben bis unten. Die rechte Seite der Marmorstatue war mit Ausnahme des Fleckens über dem Auge vollständig verschont geblieben, auch nicht der kleinste Spritzfleck ließ sich ent- decken; wir sind deshalb der festen Ueberzeugung, dass der Frevler, auf der rechten Seite des Marmorsockels stehend, die Flecken durch Tupfen mit dem Finger, wahrscheinlich dem Daumen, hergestellt hat; die An- nahme, dieselben seien durch Anwendung einer Spritze u. s. w. von unten aus gemacht worden, verlor bei genauer Besichtigung und nach einigen mit verschiedenen Spritzen angestellten Versuchen jede Wahrscheinlichkeit. Der mächtige Granitsockel, auf welchem die Marmorstatue ruht, zeigte an der vorderen Seite einen breiten schwarzen senkrechten Streifen, welcher unmittelbar unter der Bronzeguirlande begann und bis zurn Fuße des Sockels reichte; weiter ließ sich eine Reihe kleinerer Flecken am Granit auffinden. Diese Verunreinigungen schienen sämmtlich durch Spritzen oder Ausschlitten der verwendeten Lösung hervorgerufen zu seinm Die chemische Untersuchung ergab nun mit hoher Wahrscheinlich- keit, dass die in Rede stehenden Flecken durch Anwendung einer Lösung von Silbernitrat (Höllenstein) und Kaliumpermanganat entstanden seien und nach eingehenden Laboratoriumsversuchen gelang es auch eine Methode ausfindig zu machen, nach welcher es möglich ist, derartige Flecken, nach- dem sie künstlich auf Marmorstückchen hervorgerufen wurden, wieder zu entfernen. X. Bd. 1885. 2c)