41; erstem Lande der Kunst begründeten. Dieses Streben wird von der Gunst des Publicums getragen. Daneben werden die verschiedenen Stylgattungen gepflegt. Die meisten der Aussteller in dieser Abtheilung haben ihre Imitationen nach Renaissancemustern gehalten, um dem archäologischen Interesse Rechnung zu tragen. Man merkt es aber an den Verkaufs- etiquetten, dass nicht diese es sind, welche die meisten Kauiiustigen an- locken. Sie wandern in Museen oder in die Sammlungen von Liebhabern oder noch häufiger indirect zu den Antiquitätenhändlern; die Schaufenster der modernen Thonwaarenniederlagen schmücken sich mit ganz anderem, modischem Zeuge. Freie Nachbildungen der Renaissance, Uebertragungen ihrer herrlichen Decorationsweise und Formen auf moderne Technik und moderne Bedürfnisse, also gerade dasjenige, was durch Imitationen vor- bereitet werden soll, finden sich selten. Ebenso wenig beliebt scheinen die Nachbildungen orientalischer Fayencen zu sein, die wegen ihrer styl- vollen Zeichnung und ihres blühenden Farbenreichthums bei uns neuer- dings so viel Anklang finden. Selbst das chinesische und japanische Genre der Porzellandecoration war nur in verhältnissmäßig wenigen Stücken ver- treten, sein Geistesverwandter dagegen, das Rococo, in großen Massen, capriciös in der Forrn, mit plastichem Decor, pornphaft und grell, und ein feineres Genre mit aufgemalten bunten Blumen. Imitationen antiker Terracotten hatte nur eine einzige Firma ausgestellt. Die modernen oder besser gesagt Modewaaren sind nichts weniger als stylvoll. Vorherrschend ist das aus Paris neuerdings importirte Genre mit den plumpen bizarren Formen und plastischen, großen, aufgelegten Blumen, das in Calabrien - nach den in einer Sammlung von Objecten italienischer Hausindustrie vorhandenen Stücken zu schließen - heimisch war und schon früher an einzelnen Orten, wie Monaco, fabriksmäßig erzeugt wurde. Das Meiste kommt gegenwärtig aus Neapel, dem Hauptsitze eines rücksichtslosen Naturalismus in Kunst und Kunstgewerbe. Das Bedauerlichste ist, dass diese Manier auch auf den Kunstgewerbeschulen cultivirt wird, welche leider fast gänzlich auf den Geschmack des Publicums und der Händler angewiesen sind, wenn sie sich die nöthigen Hnanziellen Einkünfte sichern wollen. Die Glasur wird auf dem Grunde des Gefäßes gewöhnlich in genial liederlichen Farbenflecken aufgetragen, besonders beliebt scheint braun und olivengrün zu sein; auch für die Blumen verwendet man mit Vorliebe wnoblec Farben, blaugelb, blassrosa oder blassgrün. Außer Blumen pflegt man an die möglichst einfache, aber auch möglichst extra- vagante, entweder übermäßig gestreckte oder gedrückte Grundform der Vase voll und plastisch modellirte Figuren von Nymphen, Tritonen, Thieren aller Art, in naturalistischen Farben bemalt, anzupicken, mit frei in die Luft ragenden Armen und Beinen, theils vereinzelt, theils zu Gruppen vereint in der Art der bekannten Dore'schen Vase. Trotz aller Bizarrerie tragen viele dieser Producte den Stempel des Talentes. Meister- haft ist das Technische an ihnen. Die Glasuren sind frisch und glanzvoll,