46a angedeutet wurde, dem Holzschnitte ein gefährlicher Concurrent erwachsen in der sogenannten Photozinkographie, der Guillotage und ähnlichen mecha- nischen Vervielfältigungsrnethoden. Da sich das Negativbild einer jeden in Linienrnanier behandelten Zeichnung auf eine präparirte Zinkplatte derart übertragen lässt, dass auf dieser die Zeichnung erhaben erscheint, und eine solche Zinkplatte wie ein Holzstock oder ein Metallabklatsch desselben in den Letternsatz eingefügt werden kann, so ist die Mög- lichkeit gegeben, die Originalzeichnung des Künstlers ohne Dazwischen- kunft einer zweiten Hand auf der Buchdruckerpresse zu vervielfältigen, und von dieser Möglichkeit wird schon reichlich Gebrauch gemacht. Un- zählige in Büchern und Zeitungen in allen Sprachen der Welt angebrachte Abbildungen, welche das Publicum für Holzschnitt hält, sind auf jenem mechanischen Wege hergestellt. Wie gesagt, sinddiese Methoden der Reproduction an die Linienmanier gebunden. Doch auch diese Einschrän- kungdürfte bald durchbrochen werden. Ueberall stoßen wir ietzt auf in den Text wie Holzschnitt eingeschaltete Illustrationen, an deren Fuß der Name Meisenbach zu lesen ist. Das ist der Name des Erfinders eines Reproductionsverfahrens, durch welches nicht blos Linien, sondern Schattenmassen, getuschte oder gewischte Zeichnungen, Photographien nach der Natur in Hochdruck wiedergegeben werden können. Durch ein Netz feiner, sich rechtwinkelig kreuzendeir Linien sind die Schattenpartien in ein System winziger Quadrate, viereckiger Pünktchen aufgelöst, und diese kleinen Quadrate sind es, welche die Druckfarbe annehmen und im Pressendrucke an das Papier abgeben. Die durch das Meisenbach'sche Verfahren hergestellten Illustrationen befriedigten freilich Anfangs nicht, sie hatten etwas Flaues, wie schlechte Lithographien. Allein das Princip ist offenbar von Bedeutung; wer sich noch erinnert, wie die ersten Photo- graphien und Photolithographien aussahen, konnte sich durch die mangel- hafte Beschaffenheit dcrMeisenbaclfschen Arbeiten nicht abschrecken lassen, auch diesem Verfahren Entwickelungsfähigkeit zuzusprechen. Und über- raschend schnell ist diese Erwartung gerechtfertigt worden. Man braucht nur die in dem; Kataloge von Makart's Nachlass enthaltenen Reproductionen, welche nicht nach dem Meisenbaclfschen, aber doch einem verwandten Verfahren von Angerer 8c Göschl in Wien hergestellt-worden sind, zu betrachten, um sich zu sagen, dass nun der Umwandlung von Aufnahmen nach Gemälden, Architekturen u. s. w. in Platten für den Buchdruck nichts mehr entgegensteht, und dass also die photomechanische Technik abermals ein neues Gebiet des lllustrationswesens in Beschlag genommen hat. Ueber- haupt scheinen diese Processe uns noch viele Ueberraschungen bereiten zu wollen. ' Müssen wir danach das völlige Verschwinden der Holzschneidekunst besorgen? Schwerlich. Die Kunst wird durch keine Maschine ersetzt oder verdrängt. Die Photographie hat die Porträtmalerei nicht überflüssig gemacht, wie man einmal befürchtete, und mögen die Maschinen aller