159 Sacrament. Solche Altaria portatilia scheinen bis in die Zeiten Con- stantins des Großen zurückzureichen. Edle Steinsorten, wie Marmor, Serpentin, Krystall bilden häufig den Kern der Tafel, in welcher in der Mitte oder an den vier Ecken die Reliquien ruhen, oft unter Krystall- Verschluss sichtbar. Es kann aber auch das Mittelstück eine werthvolle, in flachem Relief geschnittene Elfenbeintafel oder eine ciselirte oder gra- virte Metalltafel sein. Für die Umrahmung stehen zur Decorirung das Niello, Email, die Ciselirung zu Gebote, oder wenn der Rahmen aus Holz ist, die Schnitzerei und Marqueteriearbeit, wie am Altärchen von Diebolsheim (1501). Da das Ganze ein Mobile ist, kann es auf FüBchen ruhen. Solcher Altaria portatilia gibt es zu viele, als dass ich sie anführen könnte; ich erwähne die von Melk (aus dem 11., eines mit Elfenbein- relief aus dem 12. Jahrh.), Klosterneuburg, Admont, des Welfenschatzes'), der reichen deutschen Schatzkammern nicht zu gedenken. Unter Einem erwähne ich jenen Buchdeckel eines Plenarium im Welfenschatze, welcher voll ist von Reliquien und als Portatile dienen kann. Er bildet den Uebergang zu den eigentlichen Reliquientafeln, deren eine, im Stifte St. Paul in Kärnten, zu den Cimelien unseres Vaterlandes gehört. Das Reisealtärchen des Königs Arnulf ('l' 899), das er dem Kloster St. Emeram geschenkt hat und das nun eine ganz besondere Zier der reichen Capelle in München bildet, erwähne ich nur 0b des Namens "Reisealtärchem, denn eigentlich ist es doch nur die Nachahmung eines Baldachins, eines Ciboriums, die auf den Altar zu stellen war. Ganz anders als die Altaria portatilia sehen die als Hausaltärchen bekannten, oft sehr werthvollen Triptycha aus, wie denn eines der schönsten kleinen Triptycha das herrliche Emailwerk ist, welches als Hausaltärchen der Maria Stuart im Schatze der reichen Capelle sich befindet. Es gab auch Statuen, z. B. Madonnen, welche zu öffnen waren, und deren Inneres einen winzigen Flligelaltar zeigte. Aus dem Mittelalter hat sich uns ein Bleireliquiar in Limburg an der Lahn erhalten, das Jahrhunderte lang im Sepulchrum eines Altares verborgen gewesen war; es stellt eine Capelle mit Thürmchen dar und ruht, wie ein Altare portatile, auf Löwenfüßen. Aber die Andacht der Gläubigen beruhigte sich nicht dabei, dass die Reliquien in den Altären eingeschlossen seien, sie wollte wie in alten Zeiten zu den Reliquien selbst kommen können, in nähere Be- ') Bezeichnend ist für diesen Schatz die Thatsache, dass in dem handschriftlichen Inventar von 1482 der Ausdruck nAltare portatilen nicht vorkommt, sondern alle diese als ISCTlTIlSI, Sch reine, bezeichnet werden. lch darf hier nicht übergehen, dass nach diesem Inventar eine bedeutende Anzahl gerade der werthvollsten dieser Scrinia dazn dienten, um -das hochwürdigste Gut an Hochfesten darauf zu stellenc, andere, um die bedeutendsten Reliquien (Kopf des heil. Blasius, des heil. Cosmos) auf dem Altare, auf demselben, der Verehrung zu exponiren. Hiemit dürfte manche unserer Vorstellungen sich klaren, die wir Ober die Altaria portatilia haben.