1km ziehung zu ihnen treten. Dem entsprach es, wenn die dem Sarkophage entnommenen Reliquien, sei es als ganze Leiber, sei es als Partikeln, wie sie eben im Besitze der Kirche waren, für längere oder kürzere Zeit auf dem Altare, oft auch in tragbaren Särgen in Processionen oder von dem Heiligthumstuhle aus, dem Volke zur Verehrung gezeigt wurden. So kann beispielsweise noch heute das Volk von Udine leicht zum Sarko- phage des heil. Bertrandus, des berühmten deutschen Patriarchen von Aquileja; so werden in Klosterneuburg und in Heiligenkreuz an bestimmtem Tage die daselbst verehrten großen Reliquien (St. Leopold und das heil. Kreuz) auch heute noch besonders vom Volke verehrt. Die einfachste Form der ober oder gar unmittelbar auf dem Altare aufzustellenden Reliquiare ist der viereckige Kasten, wie ein solcher aus dem 15. Jahrhunderte als hölzerne Predella auf dem Kaiser Friedrich- altar in unserer St. Stefanskirche sich befindet. Er hat bemalte Flügel, die ehemals nur zu bestimmten Zeiten geöffnet wurden, um die hinter gothischen, portalartig ausgebildeten Gittern in Laden ruhenden Reliquien zu zeigen. Von solchen Reliquienschreinen bildete sich die Retabel des Flügelaltars aus. (Fortsetzung folgt.) Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. (Gratulationssohreiben an den Grafen E. Ziohy.) Die Directicnen des Oesterr. Museums und der Kunstgewerbeschule haben dem Vorsitzenden des Curatoriums des Oesterr. Museums, Grafen Edmund Zichy, zu seinem 75. Geburtsfeste (19. Juli) ein Gratulationsschreiben nach Pistyan übersendet. Neu ausgestellt: Votivfahne des österreichischen Pilgerzuges, gewidmet für die Rosenkranzltirche in Lourdes, nach den Entwürfen der Professoren der Kunstgewerbe- schule in Wien, Hofrath J. Storck und M. Rieser, ausgeführt durch die Firma Johann Heindl in Wien; - Stickereien und Montirung von den Schwestern vom armen Kinde Jesu in Dobling; - Posamentierarbeiten von J. Sauczek in Wien; - Metqllarbeit von K. Kossak in Wien (Säulenhof); - Kandelaber aus Schmiedeeisen von Anton Neuber (Saal VI); - Schrank von G. Resehenhofer; - eine Collection bemalter Glasgefäße von Schreiber u. NelTen (Kunstgewerbe-Verein}. (Ausstellung) Die Gremialschule für Buchdrucker- und Schrift- gießerlehrlinge veranstaltete vom 9. bis tt. Juli im Saale IX des Museums eine Ausstellung der Schülerzeichnungen im abgelaufenen Schuljahre. Dieselben lieferten den Beweis, dass der Unterricht nicht allein eine den speciellen Erfordernissen entsprechende Fertigkeit im Zeichnen erzielt, sondern auch durch systematische Auswahl der Vorlagen die wichtigsten ornamentalen Stylgesetze zu demonstriren bestrebt ist. (Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate Juli von 6747, die Bibliothek von t484 Personen besucht. (Vorlesungen) Am 18. und 25. Februar sowie am t. März hielt Herr Dr. Alex. Ritter von Dorn drei Vorträge nUeber den wirthschaftlichen Werth des Geschmackes-i. lm ersten Vortrage wurden die Grenzen für das Thema gezogen und die principielle Grundlage für die weiteren Ausführungen gelegt. Der Vortragende hebt hervor, dass er hier das Wort Geschmack in seiner allerweitesten Bedeutung verstanden wissen wolle,