28a ' Bassin steigt jetzt ein monumentaler, oft auch plastisch verzierter Sockelbau für die Brunnenügur empor, die nicht mehr wie früher die Zierde des Gipfels über dem Schalenaufbau bildet, sondern so eigentlich ein Staiidbild und als solches der Haupt- gegenstand der Darstellung geworden ist. Die weitgeranderten Schalen des früheren Normaltypus sind etwa durch Muscheln an den Seiten des Postamentes mit untergeord- neten Wasserabilüssen ersetzt. (Das bedeutsamste Beispiel dieser Art: der Fonte del Nettuno von Tommaso Laurenti und Giovanni Bologna auf der Piazza Nettuno in Bo- logna. Hieher gehören auch - der ausdrücklichen Stylverwandtschaft nach - die Brunnencompositionen von niederländisch-italienisirender Herkunft in Deutschland: so die stattlich-reiche Fontaine mit dem Standbilde Otto V. von Wittelsbsch in dem acht- eckigen Brunnenhofe der Residenz in München von Candido; der von Hubert Gerhard gegossene Augustusbrunnen in Augsburg; dann der Hercules- und der Mercursbrunnen daselbst, beide von Adrian de Vries. Die reichliche Assistenz von umgebenden Neben- üguren mit ausspritzenden Wasserstrahlen - namentlich am Augustusbrunnen _ ist eine Concession an den deutschen Geschmack.) Der Vortrag verweilte ferner ausführlich bei den römischen Brunnen, mit genauer Unterscheidung der über'die Plätze der Stadt vertheilten Beckenfontainen und der Austlüsse der großen Wasserleitungen, die aus den Nischen mächtiger monumentaler Wanddecoratiotien hervorstromen. Der zweite Vortrag hob den specifischen Unterschied der italienischen und deutschen Brunnen hervor, soweit die letzteren dem engeren Stilbegriffe der deuts chen Renaissance angehören. ln dieser steckt noch ein Rest gothischer Ueber- lieferung. (Der typische Gegensatz des südlichen und nördlichen Brunnengedankens spricht sich am deutlichsten in folgenden zwei Beispielen aus: dem Fonte Gaja in Siena mit dem viereckig breiten, kaum aus dem Boden heraustretenden Becken, und dem schlanken Zierthurme des -sch0nen Brunnens: in Nürnberg.) Auch die deutsche Renais- sance halt an der Hühentendenz des Brunnenaufbaues fest. Aus einem polygonen Bassin lässt sie über einem hohen Sockel eine kraftige Säule emporsteigen, oft mit phatasti- scher Capitalbildung. Am Sockel setzen mittels Masken, Lowenkopfen etc. die Austluss- . rohren an, die das Wasser in das Becken entsenden. Auf dem Saulenknaufe steht ein gepanzerter Ritter mit Helm und Lanze, oder ein aufgerichteter Löwe mit einem Wap- penschild: zwischen den Pranken, oder ein Heiliger von localer Cultusbedeutung. Die plastische Charakteristik des deutschen Brunnens bleibt auf lange hinaus heraldisch oder religiös - hie und da macht sich auch in den genrehaft behandelten Kronungstiguren ein derber Brunnenhumor geltend -während in Italien die classische Mythologie des Wasserreiches, Neptun, Oceanus, Amphitrite, die Tritonen und Nymphen die ganze Brunnenplastik beherrschten. Der Vortrag betonte weiterhin, dass gegenüber jenen echt deutschen Röhren- brunnen mit den hohen Mittelsäulen, die mit reichern Sculpturschmucke ausgestatteten Schalenbrunnen entschieden auf italienische Einwirkung hinweisen (so der Brunnen in Friesach, aus dem Schlosshofe von Tanzenbei-g dahin versetzt, und der iisingende Brunnen: nächst dem Belvedere auf dem Hradschin zu Prag). Auf die Besprechung der Ziehbrunnen mit künstlerisch durchgebildetem Eisen- und Bronzewerke musste der Vor- trag verzichten, weil dies in ein anderes, eine selbständige Würdigung beanspruchendes Kunstgebiet hinubergeht. Die Darlegung der weiteren Stilwandlungen der deutschen Brunnenbildnerei unter dem Einßusse des italienischen Barocks und des französischen Rococo im 17. und 18. Jahrhunderte fallt in das historisch ausführende Detail des Vortrages. . - ln Folge Absage des Prof- v. Ltitzow entfielen dessen für den 5. und 13. Janner angesetzte Vorlesungen und sprach am I3. Prof. Dr Wickhoff über iGoetlie's ita- lienische Reisel. Literatur - Bericht. Technisches Zeichnen für das Kunstgewerbe. I. Das geometrische Zeichnen. Im Auftrage des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie in Wien herausgegeben von Julius Kajetan, k. k. Professor etc. etc. Wien, Karl Graeser, 1887. 8". 76 S. mit 13g Textfiguren. 80 kr. Den besonderen Bedürfnissen der Vorbereitungsscliule der Wiener Kunsigewerbe- schule angepasst und hervorgegangen aus langjähriger Erfahrung beim Unlerrichle, fasst diese: Werk in möglichst knapper Form alle yene Grundlehren und Conslruciionen aus der Geometrie zusammen, welche für das Studium der Projectionslehre, sowie der