287 Schattenlehre und Perspective von Wichtigkeit sind. Nach jedem größeren Abschnitte ist auf diejenigen Partien im kunstgewerblichea Fachzelchnen hingewiesen, in denen die erläuterten Constructionen Verwendung finden. Wie schon aus dem Titel zu ersehen, ist das vorliegende Heft der Vorgänger zweier weiteren, von denen das eine die Projectionslehre, das andere die Schattenlehre und Perspective behandeln wird. Auch diese letzteren zwei werden speciell dem Bedürf- nisse der Wiener Vorbereitungsschule angepasst sein; zweifellos werden aber alle 'drei Publicationen auch für jede andere Lehranstalt kunstgewerblicher Richtung ein vorzug- liches Lehrmittel abgeben. Hiefür bürgt die Person des Verfassers, der sich schon durch andere Publicationen auf diesem Gebiete rühmlichst hervorgethan hat. Die Ausstattung des Werkes ist eine sehr gute und zeichnet sich durch scharfe, klar gezeichnete Figuren und schonen Druck aus. H-e. 41' Die Regel vorn goldenen Schnitt im Kunstgewerbe. Handbuch für Werk- stadt, Schule und Haus. Von J. Matthias, königl. Gcwerbeschullehrer. Leipzig, Haessel. gr. 8". tot S. und ig Tafeln. Unbewusst ist das von Ad. Zeising formulirte Gesetz des ngoldenen Schnittes-l seit Jahrtausenden befolgt worden, man nannte einfach v-Ebenmaßt oder nrichtiges Ver- haltniss- jenes Verhaltniss der einzelnen Theile zum Ganzen und unter einander, welches sich uns durch den Anblick von Pflanzen, Thieren höherer Ordnung und vor Allern durch unsere eigene Erscheinung eingeprägt hat. Vielleicht ist eben die Gewohnheit, dieses Verhaltniss als etwas Selbstverständliches anzusehen, die Ursache. dass der theo- retischen Begründung derselben bisher in der Praxis wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. obgleich Ernst Förster und Karl Lemcke sich schon vor einer längeren Reihe von Jahren angelegen sein ließen, die Lehre vom goldenen Schnitte dem allgemeinen Verstandnisse naher zu bringen. J. Matthias in Gßrlitz, bekannt durch mehrere verdienst- liche Arbeiten, namentlich seine aFormenlehre für Kunst und Gewerbes, hat sich nun die Aufgabe gestellt, das natürliche Gesetz zunächst an allgemein bekannten Pflanzen- farmen, dann an dem Bau des menschlichen Körpers in Wort und Bild nachzuweisen und daraus die Folgerungen speciell für das Schaffen des Kunsthandwerkers zu ziehen. Damit ist schon gesagt, was sich auch in dem Titel des Buches ausspricht, dass nämlich dasselbe sich nicht nur an die Producenten wendet, sondern auch an diejenigen, welche kaufen oder Auftrage ertheilen, und dabei, so gangbar das Wort nstilgerechtt geworden ist, oft ganz rathlos sind. r B. Bilder aus der neueren Kunstgeschichte. Von Anton Springer. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage mit Illustrationen. 2 Bde. I. Bd. VI und 402. S., 2. Bd. 409 S. 80. Bonn, A. Marcus, 1886. Mk. tz, Vor fast zwanzig Jahren hat man die erste Auflage von Springefs Bildern aus der neueren Kunstgeschichte mit Freude begrulit. Der kleine und doch so reichhaltige Band hat seither Vielen, die sich der Kunstgeschichte gewidmet haben, als werthvoller Wegweiser gedient; vielen Laien hat er belehrende Anregung gegeben. Wie wir aus der Vorrede zur zweiten Auflage erfahren, war das Buch nseit vielen Jahren vergrilTenI, so dass man dem Autor wie dem Verleger für eine zweite Auflage sehr dankbar sein muss. Nun liegt uns aber keine gewöhnliche zweite Auflage vor, in der etwa einige Druckfehler der ersten corrigirt, einige Missverstandnisse beglichen sind, sondern ein Buch, das neben den vielfach erweiterten Essays der ersten Auflage nicht weniger als neun völlig neue Artikel hinzugefügt hat. Hie und da unterstützt eine Abbildung das geschriebene Wort. Um so werthvoller wird die Gabe, die aufjedem Blatte den weiten Blick und das reife Urtheil des Meisters erkennen lasst. Es erfordert keine divinatorische Begabung, um der zweiten Auflage von Springers Bildern einen glänzenden Erfolg zu verheißen. Sie enthalten ja so Vieles, das auch in weiteren Kreisen Interesse erwecken muss. Gleich der erste Esay: nDns Nacbleben der Antike im Mittelalter-r dürfte in dieser Beziehung zu erwähnen sein. Die zweite Abhandlung wKlosterleben und Klosterkunst im Mittelalter: mit Zugrundelegung von Springefs Dissertation aus dem Jahre X861 (die in deutscher Uebersetzung im darauffolgenden Jahre in den Mittheilungen der k. k. Centralcommission zu lesen war), durfte hauptsächlich den Culturhistoriker interessiren; er wird vielleicht bedauern, dass die quellenmaßigen Belege nicht aus der Dissertation mit herubergenommen worden sind. Die erwähnte Abhandlung kommt auf Grund von reichlich benütztern Materiale zu dem noch immer nicht genügend beherzigten Schlusse, dass auch im hohen Mittelalter die Werkleute und Meister dem Laien stande angehört haben. Die Besteller, z. B. die Bauherren, waren dann allerdings meist die Bischöfe