541 finden sich von ihm noch zwei prachtvolle Werke der Schreibkunst. Das eine, 32 Folioblätter mit reich ornamentirten Alphabeten und Zier- schriften. hat Bochkai im Jahre 1562 für Ferdinand I. geschrieben. Das andere Werk, eine aus 114 Pergamentblättern bestehende, unserem Schrift- musterbuche ähnliche Sammlung, ist noch unter Ferdinand I. begonnen und unter Rudolf II. vollendet worden. Die malerische Ausschmückung desselben rührt gleichfalls von dem llluminator unseres Schriftmuster- buches her. Das Werk befand sich früher in der Wiener Schatzkammer im sogenannten Goldcabinet unter Nr. 100 und ist jetzt in der Ambraser- Sammlung bei den Goldschmiedearbeiten im Saale VI unter Nr. 137 auf- gelegt. Der prächtige Einband besteht aus zwei Platten I-Ieliotrop, mit trans- lucidem Email und böhmischen Granaten besetzt. So viel ich bei einem mir durch Director Dr. Ilg bercitwilligst gestatteten raschen Einblick in das Buch constatiren konnte, ist der kalligraphische Theil desselben bei vielen Blättern eine hie und da in Einzelnheiten reicher durchgeführte Wiederholung unseres Schriftmusterbuches, die 1597 vollendete malerische Ausschmückung jedoch mehr ornamental gehalten. Wie über den Kalligraphen, so unterrichtet uns unser Schriftmuster- buch selbst auch über den Künstler, der es mit Malereien geschmückt. Denn die leeren Stellen und Ränder der einzelnen Blätter sind sämmtlich mit ungemein fein und naturwahr ausgeführten Miniaturen, lose hin- gelegten Blüthenzweigen, Blumen, Früchten, Insecten und anderen Thieren, einige Blätter auch mit historischen Darstellungen geziert; die Blumen manchmal anscheinend durch das geschlitzte Blatt gesteckt, so dass die Stengel auf der Rückseite desselben sichtbar sind. Ueber den Meister dieser in Wasserfarben virtuos ausgeführten Malereien könnte auch dann kein Zweifel bestehen, wenn er nicht selbst sein Monogramm in einem sogenannten vredendenu Wappen dem Buche auf dem letzten Blatte beigefügt hätte. Dieses Wappen besteht aus einem Hufeisen, in diesem ein senkrecht stehender I-Iufnagel, um welchen sich ein goldenes G schlingt, das gewöhnliche Monogramm Georg I-I oefnagells, des belieb- testen niederländischen Miniaturmalers seiner Zeit. Georg Hoefnagel wurde im Jahre 1545 zu Antwerpen als der Sohn eines Diamantenhändlers geboren. Er war ein Schüler des Hans Bol und bereiste frühzeitig Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und England, zum Theile gemeinsam mit Abraham Ortelius. Zu Braun's Städtebuch lieferte er schon im Jahre 1572 Zeichnungen. Für Erzherzog Ferdinand von Tirol zierte er in Innsbruck von 1581-1588 in farbenprächtigster Weise ein Missale Romanum, (jetzt in der k. k. Hof-Bibliothek zu Wien, Sign. 1784), das Hauptwerk des Künstlers; für Rudolf II. malte er außer dem oben genannten Schrift- musterbuche in der Ambraser-Sammlung noch vier Bände naturgeschicht- lichen Inhaltes. Höchst wahrscheinlich auch von Georg I-Ioefnagel -sind 51 Fedcrzeichnungen in einem in der Wiener Hof-Bibliothek (Sig. 1822) befindlichen Messbuche aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Das In-