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nischen Schriftarten: Die Kapital- und Uncialschrift, dann die gewöhn-
liche Schreibschrift, Cancellaresca genannt, mit ihren vielen Abarten, als:
lettera antica, moderna, cursiva, formata, Commune, trattizata, spagnola,
die Schrift der Notarien, notaresca, und die der Kaufleute, mercantile.
Zu den Schriften mit mehr gothischem Gepräge zählen dann die lettera
bollatica, die cortigiani, die imperiale, eine Diplomenschrift mit lang-
gestreckten, verschnörkelten Anfangsbuchstaben, die rognosa, eine nicht
aus glatten und festen, sondern wie mit zitternder Hand gekritzelten
Strichen bestehende Schrift, die tagliata, in der Mitte durch einen weißen
Horizontalstrich unterbrochen, die mancina, verkehrt stehende, soge-
nannte Spiegelschrift, die lettera fiammenga und eine sehr schöne Fractur-
Schrift, lettera francesca genannt. Die deutsche Currentschrift finden wir
in verschiedenen Größen und Formen vertreten, desgleichen einige hebrä-
ische und griechische Alphabete; auch das sogenannte nLabyrinthn, die
Verschlingung der Schriftzeilen zu einem sternförmigen Ornament, und
die Probe einer ohne Vergrösserungsglas kaum lesbaren vKleinschriftn
fehlen in dern Buche ebensowenig wie die aus vollständigen Personen-
namen gebildeten Monogramme.
Gaben die vorhin genannten Bücher italienischer und deutscher
Schreibmeister unserem Künstler im Allgemeinen die Anleitung für die
Form und Bildung der verschiedenen Schriftarten, so finden wir in dem
Werke auch ab und zu einzelne Blätter aus diesen Büchern gleich direct
copirt. So sind z. B. die auf Fol. 130-151 gezeichneten Constructionen
des römischen Kapital- und des gothischen Minuskel-Alphabetes aus De
Fanti's Buch herübergenommen; Fol. 103 (lettera imperiale) und Fol. 20
(lettera rognosa) sind Copien nach Fra Vespasiannfs Schreibbuch; Fol. go
(sechs aus vollständigen Personennamen gebildete Monogramme) und
Fol. 35 (das hebräische Alphabet) sind rnit allem ornarnentalen Beiwerk
nach Palatinds Werk ausgeführt. Die auch wörtlich genaue Uebernahme
eines besonders schönen und brauchbaren Schriftmusters aus einem Schreib-
buche in das andere war übrigens, wie wir wissen, damals in der Literatur
der Schreibkunst gang und gäbe, bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts.
Das auf Fol. 118 in deutscher Fractur geschriebene vLabyrinthu,
ein im 16. Jahrhundert sehr beliebtes Kunststück der Schreiber, ist eine
Copie nach Wolfg. FuggeHs, nFormular Mancherley schöner schriefftenu
(Nürnberg, 1553). Der Text enthält die Weissagung des Zacharias (Luc.
l, 68) und am Ausgange des Labyrinthes wird uns Nachricht über die
Person des Schreibers, der sich in seinem Werke zu wiederholten Malen
und am ausführlichsten an dieser Stelle genannt hat. Die vollständige
Bezeichnung lautet: Georgius Bochkuy a Rugynia sacratissimi ac poten-
tissimi Principis et domini domini Ferdinandi Romanorum [mperatoris
xemper Augusti ac Germanice, Hungariae, Bohenzae Dalmatie Croa. et
Sclavonie elc. Regis Scriba utq. Aulicus in perpetuam Artis scribendi
memoriam Viennae scripsit. Eine andere Bezeichnung, aufFol. 11g, lautet:
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