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würdig ist ein Divan mit den Gemälden des Vesuvausbruches von dem
Maler Alessandro d'Anna in Neapel 1790. Vasen aus kostbarer Amethyst-
mutter, eine Kamingarnitur mit dem Belvederäschen Apollo von Bronze,
Alt-Wiener und Meißener Porzellan, ein prachtvolles Schreibzeug von
Pietradura, feinste Schränkchen mit vergoldeten Bronzebeschlägen -
doch wo wäre da ein Ende zu erzählen! Was die modernen Gegenstände
betrifft, so darf des aus durchscheinendem Onyx gemeißelten Kamins,
der gemalten Thürflügel, der Sitzmöbel mit SilberstotT und vergoldetem
Holze nicht vergessen werden. Diese Tapezierarbeiten und auch die
besonders schönen Draperien der Fenster rühren aus dem Etablissement
des Hof-Tapezieren lwinger her. An der Wand erblicken wir das Porträt
der Frau Erzherzogin Marie Valerie aus früheren Jahren und über dem
Schreibtisch dasjenige Sr. Majestät, beide vorzügliche Schöpfungen Angeli's.
Vollständig verschieden von dem detailreichen Salon mit seiner
heiteren, mannigfachen Herrlichkeit wirkt der Anblick des Schlafzimmers,
ein in künstlerischer Hinsicht ausgezeichneter Raum, dessen Ausstattung
von allgemeinster, ja geradezu kunsthisorischer Bedeutung ist. Wir
erblicken in ihm nämlich den ersten Raum, welcher seit Renaissance und
Barocke in unseren Tagen _wieder rein als Werk der Malerei, ohne
jedwede Zuhilfenahme der Architektur, der Stuccatur oder der Tischlerei
decorirt ist. Die Malerei waltete hier unumschränkt in ihrem Reiche, nur
mit ihren Mitteln. Kein noch so schwaches Gesimse, keine einzige pla-
stische Stelle tritt vor, die Wände und die Decke sind als Ein Schmuck
des Pinsels gedacht, und natürlich steht auch kein Möbel an den Ersteren.
Ein großer dahingegangener Meister hat hier die ldee der kunstsinnigen
Schlossherrin genial erfasst; Makart; die Skizze seines Entwurfes wird
in einem Nebenraume aufbewahrt. Makart ersann eine leichte, bunte und
phantastische Renaissance-Architektur, ganz so, wie wir sie auf seinem
"Römischen Badu gesehen haben. Tiefpurpurne Draperien , schwere
Blumengehänge und sonstiger Schmuck umgeben die graziösen Formen
der Bauglieder und Ornamente in üppigster Fülle, zwischen dieser sinn-
berückenden Farbenpracht aber öffnen sich Felder, in welchen drei Scenen
aus der Hauptfabel des Sommernachtstraumes in nächtigen", mondheller
Landschaft sich zeigen: Titania in ihrer wunderlichen Täuschung be-
griffen, dann die beiden anderen Liebespaare. Man hat den Fernblick
in die lauschigen Waldesgründe, auf deren Dunkel die Gestalten der
wundersamen Dichtung die Stalfage bilden. Ueber den Wänden zieht
dann ein Fries dahin, dessen Gruppen Zettel und seine drolligen Genossen
bei der Arbeit zeigt; die reichgezierte Decke enthält in Medaillons Puck
mit Seinesgleichen und im l-lauptfelde den Wagen Oberon's und Titania's.
Das traumtrunkene Zaubermärchen der Kunst sollte der Meister
nicht vollenden; die Maler Huber, Jul. Berger, lsella und Charlemont
haben dm Einwurf mit einigen Veränderungen ausgeführt. Es ist ein
großartiger Anblick, Man hat das wohlthuende Gefühl, vor einer bedeu-