494 Zur Geschichte des Möbels im 18. Jahrhundert. Von Dr. A. Riegl. 2. David Roentgen. (Schluss.) Der Aufbau ist ein massiger: Auf einem viereckigen Kasten ruht ein etwas kleinerer Aufsatzkasten, der nach den Seiten hin gegen seine Unterlage etwas zurücktritt, während nach vorne die Vermittlung zwischen beiden Kasten durch ein schräges Pultbrett hergestellt erscheint, das zu dem äußerst complicirten inneren Mechanismus führt. Der untere Kasten ist an der Vorderseite durch Pilaster in drei Felder getheilt, die zugleich als Thüren zu öffnen sind, gefüllt mit Darstellungen der Malerei, Archi- tektur und Geographie in lntarsia. Links sitzt ein Mann an der Staffelei, in der Mitte zirkelt ein Architekt auf einem Grundriss, rechts sehen wir einen mit Turban bedeckten Mann am Globus beschäftigt, während ein anderer im Kartenatlas blättert. Die trennenden Pilaster sind mit Lorbeer- guirlanden in vergoldeter Bronze verziert; in gleichem Materiale ist der Schmuck des Frieses hergestellt, der sich zwischen die genannten drei Felder und den vermittelnden Pultdeckel einschiebt: dorische Triglyphen, in den Zwischenfeldern antikisirende Guirlanden mit Hatternden Bändern, an den beiden Ecken Löwenköpfe. Der Pultdeckel zeigt der ganzen Breite nach um einen langen Tisch gruppirt vier sitzende Violinspieler und eine stehende Frau mit Notenblättern in den Händen; rechts etwas abseits steht ein Flötenbläser. Die Gruppe versinnbildlicht augenscheinlich die Musik. Der Aufsatzkasten zerfällt wieder in drei Thürfelder, die durch zwei composite Viertelsäulen gegen die Mitte und zwei schräge Pilaster an den äußeren Kanten abgegrenzt sind. lm mittleren Felde erblickt man eine Säule, in deren Sockel ein Steinmetz die Buchstaben F. W. rneißelt, während in ihren Schaft Minerva das in Miniaturmalerei aus- geführte Brustbild des Königs Friedrich Wilhelm ll., eines weißhaarigen Mannes in blauem Rock mit rothem Saum und großem Ordensstern befestigt. Links neben dieser Darstellung der Sculptur ist der Handel (oder die ArithmeIikP), repräsentirt durch zwei unter einer Palme mit Rechnungsbüchern beschäftigte Turbanträger; am Boden steht einWaaren- ballen mit der Chiffre Diese Chiifre findet sich (nach Champeaux, II, 276) auch auf einer Intarsiafüllung im Kensington-Museum, mit der Darstellung des Seehandels, vermuthlich eine einfache Wiederholung des- selben Gegenstandes. Neben jener Chiffre befindet sich nach Champeaux noch die Bezeichnung: N" lZ , die er in das Monogramm noch einbeziehen zu müssen glaubt. Letzteres ist nun offenbar ein Missverständniss, denn die Darstellung auf dem Berliner Secretär zeigt auf dem Boden liegend ein Journal mit der Aufschrift: H" IX, daneben Blätter mit Rechnungen; aber auch das vorangehende scheint rnir lediglich eine kaufmännische