denke, was dem Aeußeren recht, ist es auch dem Inneren. Die Confession kann höchstens in der Art des Schmuckes einen Unterschied verlangen. Es ist auch die Kirche unter allem Wechsel der Kunststile beständig in ihrem Inneren geschmückt worden, bald mehr bald minder reich, mehr oder minder vollkommen, mehr oder minder würdig, wie der Zeit- geschmack, die Mittel, das Talent es erlaubt haben. Und es ist falsch, wie ich das schon angedeutet habe, dass das Christenthum der ältesten Zeiten die Kunst angefeindet habe. Allerdings haben einzelne Kirchen- väter gegen die Kunstwerke gepredigt und geschrieben, aber sie meinen die Bildsäulen der heidnischen Götter, und da ist es ihnen allerdings gleichgiltig, oh das Werk ein classisch vollkommenes sei oder nicht; sie richten sich gegen die Verehrung, die denselben zu Theil wurde, gegen die Verehrung der Götter, welche in ihnen dargestellt waren. Es konnte auch gar nicht anders sein, seitdem die christliche Lehre aus ihrer ursprünglichen Geburtsstätte auf den hellenisirten und romani- sirten Boden verpflanzt, durch das römische Reich verbreitet worden und in Rom selber ihren Hauptsitz aufgeschlagen hatte. Zählte doch das erste Christenthum auch viele Künstler zu seinen Bekennern! Diese classisch-antike Welt war so von Kunst erfüllt, die Kunst gehörte so zum Wesen und Leben in allen Provinzen des großen Weltreiches, war so ein Theil der Bildung, dass eine neue Lehre, wie fremd auch immer sie auftrat, daran nichts ändern konnte und sich dem allgemeinen Geiste hierin unterwerfen musste. Und so war es auch, und so finden wir es thatsächlich bestätigt, wenn wir uns nach den ältesten Spuren einer christlichen Kunst um- sehen. Diese Spuren - mehr als Spuren, denn sie sind reichlich vor- handen - steigen in sehr frühe Zeit hinauf, selbst in das erste Jahr- hundert unserer Zeitrechnung. Freilich, eigentliche kirchliche Gebäude aus dieser frühen Zeit sind uns nicht erhalten; sie waren auch kaum vorhanden. Die ersten Christen kamen zu ihrer gemeinsamen Andacht, zu ihren Festen und Liebesmahlen in den Häusern ihrer vornehmsten und reichsten Bekenner zusammen, deren Häuser, nach der Bauart und Lebensweise jener Zeit, einen großen Saal, den Oecus, zu geselligen Zwecken hatten. Als dann die Christenverfolgungen begannen, stießen diese Zusammenkünfte auf Schwierigkeit, und so traf man sich an den unterirdischen Grabstätten. Es war Sitte in Rom, dass sich Gesellschaften bildeten, durch welche ein jedes Mitglied mit geringen Einzahlungen sich ein anständiges Begräbnis: sicherte. ln dieser Art, scheint es, hatten sich auch früh die Christen zusammengethan, gemeinsame Grabstätten gekauft oder solche in der Umgegend Roms auf dem Besitz ihrer vor- nehmsten Glaubensgenossen gefunden. Diese Coemeterien der Christen waren, gleich den Columbarien der heidnischen Bewohner Roms, tief in dasiweiche Gestein eingegraben, und wuchsen, je mehr sie benützt und damit erweitert wurden, zu Gängen und Sälen an, die auch in mehreren