MITTHEILUN GEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
FÜR
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschriäghfxäyizägstgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
lm Commisxionsverlag von Carl Gerolrfs Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr 6. 4.-
Nr. 25. (268) WIEN, Januar 1888. N. F. Ill. Jahrg.
Inhnlt: Wanddecoration und Wandmalerei in der Kirche. Von J. v. Falke. - Ein Werk du Andrea
Brustoloni. Vun Dr. E. Leinching. - Angelegenheilen des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute. - Literalurberichl. - Bibliographie des Kunugewerbes. -
Notizen.
Wanddecoration und Wandmalerei in der Kirche.
Von J. v, Falke.
Als vor etwa drei Jahrzehnten die künstlerische Bewegung in der
Industrie begann, welche die Reform des Geschmackes herbeigeführt hat,
da waren es die Bestrebungen für den Kirchenschmuck und das Kirchen-
geräth, welche bei uns den Anfang machten. Die neuen Ideen, welche
damals bereits in England ausgesprochen waren, hatten noch nicht den
Weg zum Continent gefunden. Es waren bei uns die Freunde der
mittelalterlichen Kunst, die Freunde und Angehörigen der k. k. Central-
commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, welche
ihren wissenschaftlichen Eifer in das Praktische umsetzten. Tiefer in die
alten Formen und die alte Kunsttechnik eindringend, kamen sie bald
dahin, die Armseligkeit dessen einzusehen, was damals die Kunst zum
Dienst und Schmuck der Kirche schuf, und mit Hilfe ihrer neu erforschten
Wissenschaft strebten sie dahin, Form und Technik zu verbessern.
Und diese Bestrebungen blieben nicht ohne Erfolg. Man mag
immerhin mit den mittelalterlichen Kunstformen nicht einverstanden sein,
sie nicht lieben und nicht für das Rechte und Wiinschenswerthe halten,
so wird man doch zugeben müssen, dass das, was in jener Epoche und
unter jenen Bemühungen neu für die Kirche geschaffen wurde, sich durch
einen bestimmteren Charakter, durch tüchtigere und feinere Arbeit und
durch die Verwendung verschiedener, neu wieder aufgenommener Kunst-
Jnhrg. 1888. 1