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KUNST UND INDUSTRIE.
(Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.)
Am 1. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Bruno Buehor. Expedition von C. Gerold's Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold 6x Comp., durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
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Nr. 90. WIEN , l. MXnz 1873. VIII. Jahrg.
Inhalt: Die Hausindustrie der Bulgarcu des Balkans. - Die französische Geselzgebun über die Cum,
ür die Weltaus-
missaires-Priseun-Vendeurs. - Vorausstellung von Untcrrichtsgegenstäuden
Stellung, veransxaltet_zu Gyraz. -Vorlesungen H11 Oeslerr. Museum. H Bücher-Revue. - Journal-
Revue. - Kleinere Mltthellungeu. - Fortsetzung des Bibhulhekskataloges.
Die Hausindustrie der Bulgaron des Balkens.
Von F. Kanitz.
Im ganzen Reiche des Sultans gibt es weder Industrie-, noch Ge-
werbe- oder Zeichenschulen. Die geringen Anläufe des kunstliebenden
Ministers Ethem Pascha beschränken sich ausschliesslich auf Constanti-
nopel und man kann der Pforte leider nicht den Vorwurf machen, dass
sie in den Provinzen auch nur einen Piaster für die elementarsten der-
artigen Institute ausgehe. Wenn die Türkei trotz alledem auf der Wiener
Weltausstellung eine ehrenhafte Stellung einnehmen wird, so verdankt sie
es nächst der unermüdlichen Thätigkeit ihrer durch das österreichisch-
ungarische Generalconsulat. zu Constantinopel eifrig geförderten Commis-
säre den ererbten Kunsttraditionen aus alt-byzantinischer Zeit; ferner dem
unzerstörbaren Genius ihrer christlichen Völker, ganz besonders aber der
ausserordentlichen Begabung des Bulgarenvolkes für Kunst und Industrie.
Das Hauptterrain der bulgarischen Hausindustrie bildet die von Ost
nach West, vom serbischen Timok zum schwarzen Meere durch 5'],
Läugengrade streichende Balkankette. Sie wurde auf unseren Karten gra-
phisch unrichtig, ferner als steril und unbevölkert dargestellt. In Wirk-
lichkeit ist sie aber bei äusserst wechselvollem Bodenrelief bis zu bedeu-
tenden Höhen bevölkert und zwar im niedrigeren östlichen Theile von
Viehzucht und Ackerbau treibenden Türken und Christen, in ihrer Central-
und westlichsten Partie aber ausschliesslich von christlichen Bulgaren.
Man kann den Balkan auf vier Längengrade von der serbischen Grenze
gegen Osten durchkreuzen, ohne auf ein moslimisches Dorf zu stossen,
und hier in diesen friedlichen, von zahlreichen Wasseradern durchström-
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