I0 getragen werden, dass die Lehrer selber im sranae sind, diesen hßheien Gesichts- punkt einzunehmen und bei Ertheilung ihres fachlichen Unterrichtes inne zu halten. Wenn diese Auffassung angenommen wird, so liegt auch in keiner Weise die Gefahr vor, dass durch die kunstwissenschaftlichen Elemente des Unterrichtes der Lernende zerstreut und seine Aufmerksamkeit abgelenkt wird. lch weiss aus meiner eigenen Erfahrung, dass das Befremden, welches die Benutzung eines ungewohnten Lehrmateriales bei den Schülern zuerst selbstverständlich erregt, durch ein unbefangenes und nicht ganz ungeschicktes Verhalten des Lehrers bei der Einführung und Benutzung desselben sehr bald verschwindet, und es dürfte in der That mit deutlichen Worten, mit denen sich auch Gedanken verbinden lassen, nicht wohl zu sagen sein, warum gerade künstlerische Gegen- stände die Aufmerksamlteit mehr zerstreuen sollen als etwa naturwissenschaft- liche, die ja doch ohne jedes Bedenken beim Unterricht in möglichst umfas- sender Weise zur Veranschaulichung gebracht werden; ja selbst künstlerische Vorlagen dienen ja schon jetzt beim Zeichenunterricht, und in der Form, in der sie dort erscheinen, erregen sie, weil die Schüler an dieselben gewöhnt sind, nicht die geringste Zerstreuung oder Ablenkung. Es kommt überall nur darauf an, dass der Lehrer das Mittel als Mittel wirksam zu machen und seinem Zwecke, den Schüler deutlich und nachhaltig zu belehren, unterzuordnen ver- steht; und wenn als ein solches Mittel- nach unserem Wunsche in allen Zweigen des Unterrichtes, wo sich Gelegenheit dazu bietet, die Anschauung künstlerischer Dinge herbeigeführt wird, so kann es gar nicht ausbleiben, dass sich dadurch eine Gewöhnung an Deutlichkeit der Vorstellungen und an der Anschauung der Dinge in der Totalität ihres Wissens und ihrer Erscheinung bildet, die weiter nicht ohne einen sichtlich günstigen Einfluss auf unsere allgemeine Bildung bleiben kann. Diese sicher in Aussicht stehende Errungenschaft ist so werthvoll, dass nicht auf sie verzichtet werden darf, und man sichiauch eine aussergewöhnliche Anstrengung ihrethalber nicht reuen lassen kann. lch will mich auf eine Widerlegung der einzelnen meiner Ansicht nach falschen Behauptungen über den Gegenstand, die gestern hier gehört und über- haupt gern aufgestellt werden, nicht einlassen, um so weniger, da durch das Aufgeben des ablehnenden Standpunktes seitens der Vertreter desselben in unserer Mitte eine solche Polemik hier gegenstandslos geworden ist. Ich will nur daran erinnern, dass überhaupt das wirksamste Mittel, die Unterrichtsmethnde . mit einem Schlage auf diejenige Höhe zu erheben, welche die fast im Angen- blicke angewachsene Fülle des neu zu bewältigenden Lehrstoffes erfordert, eine umfassende Einführung von Anschauungsmaterial ist; und ebenso, wie es un- möglich ist, naturwissenschaftliche Dinge ohne die unmittelbare Anschauung dem Schüler begreiflich zu machen, ebenso wenig kann man das Künstlerische auf das bei dem Unterrichte, sei es zufällig, sei es absichtlich, die Rede kommt, zu einem lebendigen Besitze des zu Unterrichtenden machen, wenn man nicht die Bildung und Aneignung des Begriffes durch die unmittelbare Anschauung unterstützt. r So muss also unsere zweite Frage: nSdll und kann in Mittelschulen die kunstgescbichtliche Bildung durch Anschauungsunterricht gefördert werdenh nur mit einem ganz unbedingten nachdrücklichen vJau beantwortet werden, nicht minder unbedingt, als "Jan auch die Antwort auf die erste Frage sein musste: i-Soll im Unterrichte an Mittelschulen auf Kunstgeschichte Rücksicht genommen werdenh Ich habe mich nun noch über die Unterabtheilungen unserer im Allgemeinen bereits bejahten ersten Frage, wie sie unser Programm aufstellt, zu äussern. Die meiste Veranlassung, Kunstgeschichtliches zu berühren, wird sich wohl dem Lehrer der Geschichte darbieten, und so bin ich im Allgemeinen mit den- jeuigen Herren einverstanden, weiche gestern vorzugsweise dem Veriifefer dieses