wohnern der Stadt, deren Entstehung die Mythe einer Amazonenfurstin Ephesos zu- schreibt, einerseits, und der übermächtigen Hierarchie des stets wachsenden, zuletzt fast internationalen Heiligthums andererseits bildet die Angelpunkte der ephesischen Geschichte. Zur Zeit des Krösus hatte der Hohepriester entschieden die Oberhand, erst Alexander verschaEte auch der Bürgerschaft Einfluss auf die Tempelverwaltung und 'seit Augustus war das Verhaltniss der beiden rivalisirenden Machte ein streng und sicher geregeltes. Der historische Dianatempel oder das Artemisium der Stadt, welcher an seiner Stelle bereits sieben Vorganger hatte, war ein Werk des griechischen Baumeisters Tersiphron und dessen Sohnes Metagenes um 576 v. Chr. Nach der grossen Feuersbrunst des He- rosrrat in der Geburtsnacht Alexander d. Gr., 356 v. Chr., wurde er hauptsächlich von dessen Architekten Dinokrates, dem nachmaligen Erbauer von Alexandrien, wieder her- gestellt. Der Tempel war ein bwrauruko; nsptmepog, d. h. eine Naos, rings von x28 Säulen umgeben, und ie acht derselben an den Sehmalseiten; dabei 22o' breit, 421V lang, mit einer Saulenhohe von 60'. Wegen des sutnptigen Bodens stand er aber einer Holz- kohlenschichte, auf einer Plattform, zu der zehn Stufen hinauffuhrten. Bis in die neueste Zeit war derselbe spurlos verschwunden: der Eifer des Christenthums, die häufigen Erd- beben, die Gotheneiniälle im 3. Jahrhundert n. Chr. und vollends die Türken hatten ihn gänzlicher Zerstörung überliefert. Erst den von ausserordentlich scharfsinnigen Combina- tionen ausgehenden Bemühungen des Englanders M. Wond seit 1363 ist es gelungen, zuerst das Tempelgebiet in der Nahe der heutigen Eisenbahnstation Ayasoluk und im Jahre 1870 das Heiligthum selbst zu entdecken, und seitdem die englische Regierung 187i das ganze Territorium angekauft hat, ist nun das Weltwunder alter Zeit unter einer 21' tiefen Schutt- und Alluvialschichte aufgedeckt werden. Die Resultate sind freilich wenig erfreulich; nebst einer Unzahl von Baustuclten sind blass die Treppen zur Plattform, diese selbst sammt deren Piiasterung, Saulentrommeln erhalten, und innerhalb des Cella- raumes die Stelle des Gotterbildes und des Praxitelischen Altars davor erkennbar. Mit dem Wunsche, dass die Expedition zur Erforschung des Zeustempels in Olympia, zu welcher sich die deutsche Regierung allerdings etwas langsam entschliesse, von reicherer Ausbeute gelohnt werde, endete Prof. Sachau seinen Vortrag. W Bücher-Revue. A. v. Reumont: Lorenzo da Medici il Magnii-ico. a Bde. Leipzig, 1874.. G. Rohault de Fleury: Lettres sur la Toscane en 1400. 2 Bde. Paris 1874. Toskana wird nie aufhliren, Gegenstand des Studiums aller derer zu sein, die sich für Kunst, Literatur und Geschichte interessiren. In dem erstgenannten Werke gibt A. v. Reumont eine eingehende Biographie Lorenzds de Medici, seit den Zeiten Roskoek wieder die erste eingehende Schilderung Toskanah zur Zeit des berühmten Mediceers. Uns interessiren insbesondere jene Capitel, in denen (Bd. l Seite 517-6114 und Bd. ll S. 3-230) von dem gelehrten Kenner Italiens die Medici! im Verhiltniss zur Kunst und Literatur geschildert werden. v ln dem Werke Rohault de Fleury's, eines Architekten aus der Schule des Violet-le-Duc, dessen grosse Werke über Pisa und über Toskana unsere Leser bereits kennen, unternimmt es der Verfasser, in der sonderbaren Form von Briefen eines reisenden Franzosen aus dem Jahre 1400 die Civil- und Militär-Architektur Toskanifs zu schildern. Trotz der barocken Form und der breiten Darstellung ist das Werk ausserordentiich lehrreich. Es, behandelt mit seltener Gelehrsamkeit Partien der Technik des Steinbaues, des Bsder- und Palastbaues, ferner die Baupolizei jener Zeit und ähnliche Dinge, über welche uns die Schriften deutscher Fachmänner ganz im Dunkeln lassen, und ergänzt unser Wissen gerade über jene Punkte der Monumenualfnrschung, die bisher unklar waren. uLe Bijouu, Revue artistique etc. de la bijouterie, joaillerie, orfevrerie. Paris 1874. Von dieser bei Rothschild in Paris erscheinenden Monatsehrift liegt uns das erste Heft vor. Wir nehmen von derselben Act, nicht deswegen, weil sie höheren Anforde- nmgen entspricht, sondern weil unserer Wiener, Prager und Gablonzer Industrie auf diesem Gebiete noch wenig genügende Journale zur Verfügung stehen, und du Bedarf- niss nach Vorlagen und Vorbilderwerken für Goldschmuck ein sehr grosses ist. Das neue Joumal stellt sich kein sehr hohes Ziel; es will nur dem Zeitgeschmacke Rechnung tragen und ein Modejournal für Bijoutzerie werden.