renaissance ansübten. Ihre feinen und graziösen Formen, wie sie in Architekturen und Boiserien aufsteigend, ausfüllend und umkränzend, den anziehendsten Slchmuck gewähren, mussten dem Bedürfniss der neu sich entwickelnden Rahmenbildnng hoch willkommen sein; sie verlangten aber auch ihrerseits eine dache, im Verhältniss sehr schwach proiilirte Gestaltung des Rahmens. Häufig waren diese Ornamente selbst nicht einmal im Relief gehalten und geschnitzt, sondern nur durch Farben oder Vergoldung angegeben. Die fortschreitende Renaissance begnügte sich aber nicht lange hiermit, sondern sie suchte den Rahmen architektonisch zu gestalten, in- V dem sie ihn nicht blos aus dem Gesichtspunkt betrachtete, dass er das Bild zu umgeben oder zu isoliren hatte, sondermsie erkannte, was auch an sich ganz richtig ist, daran ein Unten und Oben, und zwei Seiten, die sich auf das Untere stützten und das Obere trugen, so dass sieh für diese Verschiedenheiten auch verschiedene Formen ergeben sollten. Die Motive dazu wurden wie die Details der Architektur der antiken Kunst entlehnt, denselben Gegenständen, die schon oben erwähnt sind, beson- ders den Denkmälern. Das Untere wurde als Tragendes, als Console aufgefasst, die Seiten als Stützen, also pfeilerartig mit Füllornament he- handelt, das Obere galt als Lastendes, als Decke, und erhielt zu reicberer Wirkung vollkommene Giebelbildung. Natürlich war die Masse der vorspringenden Theile auf "die veränderte Bestimmung herahgedriickt und demgemäss bescheiden gehalten, so dass der Rahmen sich der Wand architektonisch wie plastisch anschliessen konnte, während unsere heutigen Rahmen, die gar keine ideelle oder künstlerische Verbindung mit der Wand haben, wie beliebig hinten angeklebt erscheinen, und wenn man sie mit Bändern oder Schnüren aufhängt, mit diesen sichtbaren Schnüren die Wand unangenehm zerschneiden. Ein besonderes Motiv, welches der Renaissancerahmen noch den antiken Fenstern und Thüren entlehnte, war die Erweiterung der Ecken mit heraustretenden, durch Abspringnng der Aussenlinien gebildeten "Ohren", die zur Aufnahme von Rosetten Raum geben; diese Rosetten repräsentiren die Nägelköpfe, mit denen man sich das Gemälde befestigt denken konnte. Bei solcher architektonischer Gestaltung konnte der Renaissance- rahmen des plastischen Ornaments des Lanbwerks und dergleichen viel- fach entbehren, und er war daher auch in dieser Beziehung oft äusserst schlicht und bescheiden und zog selbst wohl gemaltes Goldornament dem geschnitzten und vergoldeten auf seinem dunklen und besonders schwarzen Holze vor. Dagegen mussten die Kanten und Kehlen ausserst fßill lind scharf gearbeitet Isein. Eine Nachwirkung dieser Art waren die feinen und zierlichen Ebenholzrahmen, welche die architektonische Ge- staltung aufgaben und alle vier Seiten wieder gleich hielten, aber sich durch die Nettigkeit der Arbeit, durch die feine Gliedenmg, durch ihr