365 len Treviso durch eine Actiengesellschaft gegründet werden. Die Perlen- fabrication in Murano ist in Verfall. Die durch die Muraneser Glasfabrikanten und durch Salviati ge- schaffene Glas- und Mosaikenindustrie unterscheidet sich vortheilhaft von jener Art Kunstindustrie, welche, wie in ganz Italien, so auch in Ve- nedig durch die Kunsthändler geschaffen wird. Diese Industriellen be- zwecken stricte Nachahmung des Alten, iheils zum Zwecke eines ehr- lichen Handels, theils zum Zwecke einer oEenen und verdeckten Täu- schung. Nicht wenige der Kunsthändler geben wohl jetzt das Geschäft zu täuschen auf und bezeichnen die Objecte, welche nach altem Muster in ihrem Auftrage gemacht wurden, als solche; sie thun gut daran. Denn heutigen Tages geht jeder nur halbwegs erfahrene Käufer mit dem Ver- dachte in ein grösseres Antiquariate-Geschäft, dass alles, was er dort in die Hand nimmt, nachgeahmte oder absichtlich gefalschte Waare ist. Nicht mit Unrecht beschleicht jeden Amateur, der nicht zugleich Kenner ist, ein unbehagliches Gefühl, wenn er Schränke, Terracotten, Bronze und Emails in Augenschein nimmt. Hört er ja tagtäglich von den trefflichen Imitationen ägyptischer Antiquitäten eines amerikanischen Fausseur in Aegypten, von den Fälschungen der Majoliken und Terraeottabüsten in Bologna, von den emiuenten Leistungen des Künstlers, der nach einem Portrite Fra Barto- lomeo's die meisterhafte Portratbüste Savonarclefs im Kloster San Marco in Florenz gemacht hat. Dass in Venedig Bronzen in alter Art bei Mi- cheli, in verschiedenen anderen meist verborgenen Ateliers Cabinets mit eingelegter Arbeit und Möbel mit Elfenbeinintarsien nach alten Mustern vortrefflich imitirt werden , ist ihm gleichfalls nicht unbekannt. Was er von Nachahmungen alter Oelbilder hört, ist vollends geeignet ihn unsicher zu machen und so ist der heutige Amateur zwar nicht unterrichteter als es sein College vor fünfzig Jahren gewesen ist, aber jedenfalls miss- trauischer und skeptischer. Das wissen die Kunsthändler nur zu gut, und deswegen betreiben sie das Geschäft, neue Gegenstände in alter Form zu bestellen, offener und zugleich rücksichtsloser, und erkundigen sich genau, mit wem sie es zu thun haben. Aber trotzdem werden jetzt mehr alte Ge- genstände gefälscht als je. Die Zahl derer, die Gegenstände in alter Form haben wollen, steigert sich von Jahr zu Jahr, während die echten Alter- thümer immer mehr verschwinden. Der Kunstmarkt braucht Surrogate, die Ateliers für Imitationen und Fälschungen alter Gegenstände sorgen dafür, dass es an dieser Waare nicht gebricht; die Händler unterrichten diese von den Geschmacksbedürfnissen der Käufer. _ Aber zwischen den Bestellungen der Kunsthändler bei den Techni- kern, welche Imitationen zu liefern im Stande sind, und den Ateliers wie das Stabilimento Salviati in Venedig, Ginori in Doccia bei Florenz ist ein grosser Unterschied, - nicht nur in dem, was beide anstreben und leisten, sondern auch vom nationalökonomisnhen und ethischen Stand-