485 Anstalten die nöthigen Lehrkräfte noch nicht aus sich selbst hervorgebracht haben, wäre dem Bedürfniss durch das Ausschreiben eines Preises für ein auf wissenschaftlicher Grundlage ruhendes Lehrbuch der Bilderrestaurir- und ' Conservirkunst entgegenzukommenß Prof. Thausi ng aus Wien als Referent: Für einen minder interessanten Gegenstand, als der ist, den wir eben erörtern gehört haben, möchte ich mir gleichwohl auf einige Augenblicke Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen erlauben, nämlich für die Frage über die Erhaltung und Conservirung alter Zeichnungen und Kupferstiche. Es ist dies eine Frage, welche in weiteren Kreisen noch nicht Gegenstand der Er- örterung geworden ist, aber gleichwohl gerade jetzt sehr zeitgemäss ist. Man hat ja begonnen, den Zeichnungen alter Meister wieder die Aufmerksamkeit in hohem Grade zuzuwenden. Wir Alle wissen, welche wichtige Quelle hier für uns fliessr, und es befremdet nur, wenn ein Einzelner seine mehr oder minder geschickte Benutzung des Handzeichnungen-Materials als eine besondere und neue Errungenschaft für die Wissenschaft erscheinen zu lassen bemüht ist. Schon Vasari verstand ja dieses Hilfsmittel trefflich zu gebrauchen, überhaupt ist Niemand mehr, der es bei kunstgeschichtlichen Darstellungen und bei feineren Analysen von Kunstwerken entbehren könnte. Für uns entsteht nun die Frage: Wie sind Zeichnungen bisher conservirt worden, wie sind sie auf uns gekommen und wie halt man es mit der Auf- stellung derselben gegenwärtig? Vasari hat bekanntlich den Zeichnungenvorrath, den er in nicht geringem Umfange aufzuhäufen wusste, dadurch conservirt, dass er die Blätter alle auf- zog. Diese Cartons vereinigte er in Bänden. ln ähnlicher Weise verfuhr man auch anderwärts und hie und da kommen noch solche alte „KunstbücheW vor. Leider sind diese meistens auseinander genommen zu Gunsten einer neueren Aufstellung, die nicht immer die bessere ist; und ich möchte den Wunsch aussprechen, dass, wo sich dergleichen noch finden, man sie ja erhalten möge; denn diese Art der Aufbewahnmg ist für die Erhaltung doch sehr vortheilhaft gewesen. lm vorigen Jahrhundert, als man begann, grössere öffentliche Zeichnungs- sammlnngen anzulegen, nahm man die Bücher auseinander, behielt aber das Verfahren bei, sie nvollu aufzukleben und legte sie so in Mappen. Wir sind dadurch zwar oft der Kenntniss der häufig auch mit Zeichnung oder Schrift angefüllten Rückseite, der Kenntnissnahme von Papierzeichen u. s. w. beraubt. lm Ganzen aber ist auch diese Art der Conservirung eine günstige gewesen. Heutzutage nun theilt sich die Aufbewahrung in zwei Arten. Man be- wahrt die Zeichnungen theils in Mappen und in Gartens auf, oder man stellt sie unter Glas und Rahmen dem Publicum aus. Dies hat sich als nothwendig ergeben, seit das Interesse daran in erhöhtem Masse, ich möchte sagen, um sich gegriffen hat. Denn fiir die Conservirung ist es gerade nicht von Vor- theil. Vom Standpunkte des Conservators möchte ich die Handzeichnungen daher in zwei Kategorien eintheilen, nämlich in solche, welche in den Mappen leiden, und in solche, welche im Rahmen leiden. Zu jenen gehören alle, welche in trockener Weise hergestellt sind, also alle Kohlenzeichnungen, Silberstift- und Röthelzeichnungen, alle, die grundirt und mit Weiss anfgehöht sind u. s. w. Alle diese leiden durch Reibung, welche in Mappen viel stärker ist, als in Bänden oder gar in Rahmen. Ein Ausweg ist , dass man diese Blätter in vertiefte Passepartouts einlegt, welche auch in Mappen jede Möglichkeit einer Reibung beseitigen. Zu denen, die unter Glas und Rahmen leiden, gehören die meisten im